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Wildpinkeln Toilettenproblem im Magdeburger Nordpark

Seit sich Grillfreunde in der Saison im Magdeburger Nordpark versammeln, stinkt es vielen Anliegern gewaltig, es fehlt eine Toilette.

Von Katja Tessnow 11.02.2020, 00:01

Magdeburg l Das Problem ist klar und faktisch unbestreitbar. Der Anliegerwunsch – und der von Spaziergängern, heute vielfach vom studentischen Grillvolk – steht seit über einem Jahrzehnt unerfüllt im Raum. Die Politik ist sich seit langem einig; Ratsanträge gab es schon einige von verschiedenen Lagern; jetzt von CDU/FDP. Der Text ist mindestens sinngemäß der immergleiche: Der Park braucht ein Klosett.

„Auf jeden Fall notwendig“, nennt CDU-Rat Bernd Heynemann eine Sanitäranlage in der Grünanlage und argumentiert mit anderen, längst nicht so stark frequentierten Lagen wie etwa Spielanlagen in Texas und Stadtfeld, wo öffentlich nutzbare Anlagen zur Erleichterung längst geschaffen wurden oder in Planung sind.

„Der Nordpark zwischen Unicampus und Familienhaus wird über das gesamte Jahr hinweg intensiv genutzt und soll auch künftig eine gern genutzte, attraktive Grünanlage mit hoher Aufenthaltsqualität für Anwohner, Studenten und alle Bürger der Stadt sein und bleiben“, wünschen sich CDU/FDP und mit ihnen der versammelte Rat. Die mobilen und nicht eben zentral im Park gelegenen Toiletten auf dem Campus und am Familienhaus seien nicht geeignet, das Problem zu lösen. So weit.

Der Ordnungsbeigeordnete Holger Platz (SPD) reagierte mit Schulterzucken und einem bekannten Veto, nachdem auch er das Anliegen „nachvollziehbar“ nannte: „Der Denkmalschutz geht nicht mit, hier eine feste Toilette zu installieren.“ Der Stadtgartenbetrieb suche nach saisonalen Lösungen mit etwas anspruchsvollerer Gestaltung – keine simplen Dixi-Klos.

Der Rat ist sich weithin einig, dass das allgemeine öffentliche Interesse hier die denkmalpflegerischen Bedenken überwiege.

Während CDU/FDP eine erneute Prüfung der Angelegenheit – Ziel Problemlösung –anregte, gingen Gartenpartei/Tierschutzallianz und Grüne/future! in ihren Änderungsanträgen weiter. Tierschützerin Aila Fassl trug die Idee ihrer Fraktion zur Güte vor: Bau einer öffentlichen Toilettenanlage auf der Fläche neben dem Containerplatz in der Hohepfortestraße. Umsetzung am besten sofort. Der Stadtrat wollte sich auf diesen Platz nicht festlegen, sondern stimmte mehrheitlich für die von den Grünen vorgeschlagene Variante: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, eine feste, öffentliche Toilette am Nordpark zu installieren.“ Es muss also nicht mehr im Park sein, auch wenn das einer Ratsmehrheit und wohl auch den Nutzern des Parks noch immer die liebste Lösung wäre.

Madeleine Linke, Fraktionschefin von grüne/future! warb für ein Umdenken beim Denkmalschutz. „Die Wichtigkeit einer Toilette überwiegt im Nordpark auf jeden Fall.“ Ebenso hätte der Baumschutz auf dem Domplatz eindeutig Vorrang gegenüber der Forderung von Denkmalschützern haben müssen, die Baumfällungen zur Herstellung historischer Ansichten des einstigen Exerzierplatzes und für freie Sicht auf Fassaden durchsetzten.

SPD-Fraktionsvize Falko Grube wurde noch deutlich schärfer. Eine Toilette im statt am Park wäre deutlich besser, „weil nicht klar ist, ob die Anlage am Rand dann auch genutzt wird“. Seine Fraktion sei „unglücklich“ mit dieser und anderen Entscheidungen der Unteren Denkmalschutzbehörde. „Vielleicht müssen wir erst auf eine personelle Änderung in der Behörde warten, damit sich da etwas ändert.“ Oha! Raunen im Saal, durchaus überwiegend zustimmend klingendes. Das war eine Klatsche.

Dennoch: Der Rat sitzt am kürzeren Hebel. Dem Denkmalschutz kann er keine Vorschriften machen. Jetzt ist ein Klo „am Park“ beschlossene Sache. Die Standortsuche geht weiter.