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"Wir wollen über uns selbst bestimmen"

10.10.2012, 12:25

Für viele Jugendliche ist ein Leben ohne Alkohol und Zigaretten kaum vorstellbar. Trotzdem gibt es auch in Magdeburg einige Straight Edger, die ihren ganz eigenen Weg ohne jegliche Drogen gehen.

Magdeburg l Es ist gerade am Wochenende ein normales Bild in der Stadt: Jugendliche treffen sich am Hasselbachplatz, machen die Bars unsicher, rauchen und trinken. Gerade im Jugendalter ist der Alkoholkonsum weit verbreitet. Nicht selten artet dieses Vergnügen allerdings im Koma-Saufen oder Kampf-Trinken aus. In einer aktuellen Studie haben 42 Prozent der befragten Jugendlichen im Alter von 18 bis 25 Jahren angegeben, mindestens einmal im letzten Monat Rauschtrinken betrieben zu haben.

Ein Leben nur für Spießer?

Die Straight-Edge-Bewegung, was so viel bedeutet wie unbedröhnter Weg, widersetzt sich genau dem. Ihre Anhänger lehnen den Drogenkonsum ab und verzichten deswegen ganz bewusst auf Alkohol, Tabak, Cannabis und Koffein.

Wer jetzt glaubt, dass so ein Leben nur etwas für Spießer ist, der irrt gewaltig. Das beste Beispiel dafür sind die Freundinnen Christin Döbberthin (26) und Sara Düwert (23). Sie haben sich ganz bewusst für ein Leben ohne Drogen, die das eigene Bewusstsein verändern können, entschieden. Alles, was den Körper in Abhängigkeit führen kann, tun wir nicht."

Doch das war bei den beiden nicht immer so. Noch vor einigen Jahren haben sie geraucht und auch gerne zum Alkohol gegriffen.

Christin Döbberthin hat acht Jahre lang geraucht und auch auf Partys den Alkohol nie verschmäht. "Ich habe es einige Male mit dem Alkohol übertrieben und gemerkt, dass ich meinem Körper damit schade." Allmählich trank sie dann weniger, bis sie vor vier Jahren den Entschluss fasste, es ganz zu lassen. Dass es eine Szene gab, die genau nach ihren Prinzipien lebt, war Christin damals nicht bewusst. Erst als sie immer mehr Menschen mit einem X gesehen hat, informierte sie sich.

Bei der Altenpflegerin Sara war es ganz ähnlich. "Wenn ich Alkohol getrunken habe, war ich nicht mehr ich." Seit drei Jahren lebt sie deshalb in Selbstdisziplin. Sie will einfach über sich selbst bestimmen können und gesund leben.

Wie viel Bedeutung ihr Lebensziel für sie selbst hat, zeigen sie auch gerne anderen. Das Symbol der Bewegung, ein X", hat Christin als Aufnäher auf ihrer Tasche und Jacke. Sara hat es sich sogar unter ihren Hals tätowieren lassen. Ursprünglich stammt das Zeichen aus den Bars in Amerika, wo Minderjährige ein X auf den Handrücken bekamen, damit an sie kein Alkohol ausgeschenkt wurde. Die Szene hat dieses Symbol adaptiert, um ihren freiwilligen Verzicht auf jegliche Drogen zum Ausdruck zu bringen.

Das Klischee des Langweilers

Anfangs stießen beide im Freundeskreis auf Spott und Unverständnis. Alle haben es zunächst komisch gefunden und sich auch gewundert. Oft kam auch die Frage auf, ob man denn überhaupt Spaß haben kann", berichtet die Studentin Christin. Für viele Menschen ist es einfach unverständlich und schnell haftet an einem das Klischee eines Langweilers. Darüber lachen die beiden jetzt nur noch, denn an Spaß und Partys mangelt es ihnen nicht, nur dass sie dafür eben keine Drogen brauchen.

Wie einige andere Edger gehen die beiden Mädchen sogar noch einen Schritt weiter und leben auch vegan. Das heißt, sie nehmen keine tierischen Produkte wie Fleisch, Eier oder Milch zu sich.

Bereut haben sie ihren Schritt zum Straight Edge allerdings bisher nie. Wenn die beiden feiern gehen, bemerken sie, wie sehr Drogen Menschen verändern können und sind glücklich mit ihrer Lebensweise. Trotzdem leben die beiden nach dem Prinzip: Jeder soll leben wie er es möchte..