Führungswechsel Zwei Generationen glühen für ihre Firma
Viele Unternehmer sorgen sich darum, wer ihr Firmen-Lebenswerk einst übernehmen wird. Nicht so in der Glüherei Magdeburg.
Magdeburg l Doris Schönborn, Monika Drezsik und Wilfried Böbe haben nach der Wende den Sprung ins kalte Wasser der Marktwirtschaft gewagt. Gemeinsam haben sie gekämpft und sich schließlich bis heute am Markt durchgesetzt. Ein Erfolgsgeschichte. Und mit das Beste daran ist, dass sie weitergeht, auch wenn sich die Drei jetzt in den Ruhestand begeben. Denn die Kinder von Doris Schönborn, Monika Drezsik und Wolfried Böbe werden die Glüherei Magdeburg übernehmen. Ein Familienbetrieb der besonderen Art.
Verwandt sind die drei Unternehmensgründer und -gründerinnen nicht. Sie waren vor der Wende Kollegen im SKL, Doris Schönborn und Monika Drezsik kennen sich seit ihrer Jugend und haben gemeinsam studiert. Nach 1989 haben sie dann gemeinsam im SKL weiter gearbeitet. „Wir haben auf den Maschinenbau-Standort Magdeburg vertraut und auf das Fachwissen, das es gab“, sagt Wilfried Böbe. Darum reifte der Entschluss, den Bereich der Metall-Glüherei vom SKL zu übernehmen. Und nach dem Entschluss kam dann der Kampf. „Wir mussten uns Kapital besorgen und erste einmal wollte uns keine Bank Geld leihen, weil man uns nicht für konkurrenzfähig hielt“, erinnert sich Wilfried Böbe. Dazu kamen die äußerst schwierigen Verhandlungen mit der Treuhand, die damals sogenanntes volkseigenes Vermögen zu privatisieren hatte. „Wir hatten den Eindruck, die Treuhand wollte lieber Konkurrenz aus dem Weg räumen, als junge Unternehmen zu unterstützen.“ Am Ende konnten sich Doris Schönborn, Monika Drezsik und Wilfried Böbe dann aber doch behaupten und fanden in der noch jungen Stadtsparkasse Magdeburg eine Bank, die ihnen vertraute.
Am 1. April 1996 erblickte die „Glüherei GmbH Magdeburg“ auf dem Salbker SKL-Gelände das Licht der unternehmerischen Welt - und konnte gestern ihr 20-jähriges Bestehen feiern. Nach und nach, „immer mit der gebührenden Vorsicht“, wurde das Metallunternehmen modernisiert. „Als wir 1996 angefangen haben, waren die ganzen Anlagen, vor allem die Elektrik, noch ziemlich veraltet, keiner wusste genau, wo welche Leitungen wirklich langführten“, sagt Doris Schönborn. Jetzt sei man auf einem modernen Stand. Und das Unternehmen kann Firmen wie VW, Airbus, die Bahn-AG und Siemens zu seinen Kunden zählen.
Und genau da wollen Jana Schönberger (geb. Schönborn), Andreas Böbe und Thorsten Dreszik anknüpfen. Sie treten in die unternehmerischen Fußstapfen von Mutter und Vater. Seit vergangenem Jahr sind sie bereits geschäftsführende Gesellschafter der Glüherei, gestern zum Jubiläum gab es noch eine symbolische Geschäftsübergabe.
Für sie stand beim Start in ihr Berufsleben noch nicht fest, dass sie das elterliche Unternehmen übernehmen werden. „Wir haben alle drei in anderen Branchen und Unternehmen gearbeitet. Aber irgendwann hat es sich dann doch ergeben und es stand fest: Wir machen das“, erzählt Andreas Böbe. Auch die zweite Glüherei-Generation geht bedacht mit dem Unternehmen um. Anknüpfen an den Erfolg und vorsichtig in neue Bereiche investieren, so soll die Zukunft gestaltet werden, sagt Andreas Böbe.
Neben der Firma gibt es noch eine zweite Leidenschaft, für die sich die beiden Generationen Böbe, Schönborn und Dreszik begeistern: Fußball und zwar der des 1. FC Magdeburg. Schon seit vielen Jahren ist die Glüherei einer der Sponsoren des Clubs. „Und wann immer es geht, gehen wir auch alle zusammen zu den Heimspielen des FCM“, sagt Andreas Böbe. Noch eine schöne Tradition.