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Angeln Mehr Angler durch Corona?

Von Bianca Oldekamp 24.03.2021, 17:19
Ein Angler versucht mit einer Spinnangel am 17.10.2017 am Trepliner See nahe Treplin (Brandenburg) einen Hecht oder Barsch zu fangen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB +++(c) ZB-FUNKREGIO OST - Honorarfrei nur für Bezieher des ZB-Regiodienstes+++ +++ dpa-Bildfunk +++
Ein Angler versucht mit einer Spinnangel am 17.10.2017 am Trepliner See nahe Treplin (Brandenburg) einen Hecht oder Barsch zu fangen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB +++(c) ZB-FUNKREGIO OST - Honorarfrei nur für Bezieher des ZB-Regiodienstes+++ +++ dpa-Bildfunk +++ dpa-Zentralbild

Barby/Löderburg/Unseburg

Draußen in der Natur sein, die Stille an oder auf einem Gewässer genießen, die Rute beobachten und dann eingreifen, wenn sie sich bewegt, ein Fisch angebissen hat. Das macht ihr Hobby für viele Angler aus. Ein Hobby, dem man im Vergleich zu vielen anderen auch in Coronazeiten bedenkenlos nachgehen. Ob Corona tatsächlich der Grund ist, oder Angeln einfach im Trend liegt sei dahingestellt. Fest steht aber: Im Coronajahr 2020 verzeichnete der Landesanglerverband Sachsen-Anhalt als Dachverband kleinerer Angelvereine im Land rund 800 Neueintritte. Und auch im Salzlandkreis ist der aktuelle Trend zum Angeln zu spüren – zumindest teilweise.

„Auch wir würden sagen, dass mit der Corona-Situation das Interesse am Angelsport nochmals gestiegen ist“, sagt Uwe Beyer, zweiter Vorsitzender des Sportfischervereins (SFV) „Am Bodestrand“ Unseburg. Anderes berichtet Winfried Schiffel vom Arbeitersportverein (ASV) Elbe-Saale Barby: „In unserem Verein ist ein derartiger Trend im Zusammenhang mit der Pandemie nicht zu verzeichnen. Ab- und Ummeldungen halten sich mit Neuanmeldungen in etwa die Waage.“

Konstantes Niveau bei Neuaufnahmen

Ähnlich sieht es beim Sportfischerverein Löderburg aus. Dessen Vorsitzender Andreas Herrmann erklärt: „Einen exponentiellen Anstieg der Neuaufnahmen aufgrund der Pandemie konnte ich in unserem Verein nicht verzeichnen. Heißt die Zahl der Neuaufnahmen hält sich im Vergleich zu den Vorjahren auf einem konstantem Niveau.“ Doch die Pachtgewässer hätten im vergangenen Jahr mehr Zulauf durch Gastangler aus anderen Bundesländern, die Ihren Urlaub aufgrund von Reiseeinschränkungen in Deutschland verbracht haben, erhalten, erzählt Andreas Herrmann.

Die 800 Neumitglieder des Landesanglerverbandes Sachsen-Anhalt stammen also nur zu geringen Teilen aus dem Salzlandkreis.

Mehr Anfragen nach Lehrgängen

Aber mal ganz abgesehen von der Pandemie hätten sich in den vergangenen Jahren die Anfragen nach Lehrgängen zum Erwerb des Angelscheines gehäuft, erzählt Uwe Beyer. „Einen Grund dafür sehen wir in dem wachsenden Verständnis der Menschen für eine intakte Natur und den Möglichkeiten, welche sich daraus nutzbringend für Geist und Seele ergeben.“ Deshalb bietet der SFV „Am Bodestrand“ Unseburg Lehrgänge für die Prüfungszulassung zum Fischereischein an. „Von der Resonanz auf unser Angebot waren wir damals selbst überrascht“, so Beyer.

Denn: Wer Angeln will muss in einer Prüfung erstmal zeigen, dass er oder sie dazu auch fähig ist. Doch diese Prüfung für den Fischereischein abzulegen ist zur Zeit gar nicht so einfach. Uwe Beyer sagt: „Prüfungen fanden in den letzten zwölf Monaten so gut wie nicht statt.“ Grund dafür: natürlich das Coronavirus.

Vorurteile gegen Angler

Immer wieder müssen Angler auch mit Vorurteilen kämpfen. Das weiß Winfried Schiffel nur zu gut – immerhin angelt er seit 50 Jahren. Der Schriftführer des Arbeitersportvereins Elbe-Saale Barby sagt: „Wir sind Mitglied in unserer Dachorganisation, dem Landesanglerverband Sachsen-Anhalt. Und der LAV ist der größte anerkannte Naturschutzverband in Sachsen-Anhalt. Dementsprechend zielt auch in unserem Verein das Handeln insbesondere auf den Schutz und die Erhaltung einer intakten Flora und Fauna ab.“

Heißt konkret: Die über 300 aktiven Vereinsmitglieder angeln nicht nur, sondern hegen und pflegen auch den Fischbestand zur Erhaltung gesunder Arten. Über sein langjähriges Hobby sagt er: „Angeln bedeutet für mich mehr als nur den dicksten und größten Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Für mich persönlich bedeutet es Ruhe, Entspannung und Entschleunigung zu finden, die Natur zu beobachten, aber auch dem Nervenkitzel und Reiz ausgesetzt zu sein, was wohl als nächstes an meiner Angel passiert. Auch wenn es Tage gibt, an denen die Pfanne kalt bleiben muss, so war es aber gewiss immer ein schöner Tag am Wasser.“

„Angler sind Naturschützer“

Ähnlich äußert sich auch Andreas Herrmann vom SFV Löderburg. Für ihn sei der Reiz am Anglen, egal bei welchem Wetter an der frisch Luft zu sein, die Natur im, am oder eben auf dem Wasser zu erleben und mit etwas Glück oder Können eben dabei den einen oder anderen Fisch zu fangen. Aber auch er weiß um die Kritik am Angelsport und findet: „Manch ein Gewässer würde bestimmt im Müll versinken, wenn die Mitglieder diese nicht in ihrer Freizeit sauber halten würden.“

Uwe Beyer bringt es auf den Punkt: „Angler sind Naturschützer. In der Gesamtheit wohl die größte und älteste Vereinigung dieser Art in Deutschland.“ Er freut sich zwar, dass coronabedingt wieder mehr Menschen ihre Freizeitaktivitäten in die heimische Natur verlagern, stellt bei der Pflege der Vereinsgewässer aber auch fest, dass die Verschmutzung dieser mit Unrat stark zugenommen hat. „Wir können nur an alle appellieren: Achtet auf Eure Umwelt und haltet sie sauber“, sagt der Vorsitzende des SFV „Am Bodestrand“ Unseburg.