Dichtgemacht Ehemaliger Treppenaufgang zum Gleis 1 am Oebisfelder Bahnhof wird zugemauert
Der Oebisfelder Bahnhof feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Der Tunnel des Bahnhofes wird ebenfalls so alt sein. Doch im Lauf der Jahre wurde er, wie auch der Bahnhof, baulichen Veränderungen unterzogen. Jetzt wird der Zugang zu einem Gleis zugemauert.

Oebisfelde - Seit Montagnachmittag wird dieser Treppenzugang zum ehemaligen Bahn-steigt 1 zugemauert. Doch aus welchen Gründen wird dort nach über 30 Jahren eine Mauer hochgezogen? Hoheitlich ist dieses Areal Eigentum der Deutschen Bahn AG. Eine telefonische Anfrage bei der Bahn AG dazu blieb bisher unbeantwortet.
Treffpunkt für Jugendliche damit gesperrt
Ein Grund für diese Maßnahme kann der Verkauf des Bahnhofsgebäudes in privaten Besitz sein (Volksstimme berichtete). Der nun private Grund und Boden konnte nur über den Tunnel und die Treppe zu Gleis 1 betreten werden. Mit dem Zumauern ist dies nicht mehr möglich. Betreten werden kann das private Grundstück aber auch auf Höhe der Fahrradständer. Ob dort ebenfalls zugesperrt wird, war nicht zu erfahren.
Ein weiterer möglicher Grund: Auf der Treppe zum Bahnsteig 1 treffen sich des Öfteren Jugendliche. Sie hinterlassen oftmals Müll einschließlich zerbrochener Flaschen. Durch das Zumauern wären solche Treffen dort unterbunden. Im Ordnungsamt der Stadt sind die Informationen der Volksstimme bestätigt worden, allerdings ist darauf verwiesen worden, dass es Angelegenheit der Bahn AG sei.
Zur Historie: Alteingesessene Oebisfelder sowie Zugreisende aus Richtung Salzwedel oder Magdeburg, die in der früheren Grenzstadt Oebisfelde umsteigen mussten, werden sich noch erinnern. Bahnsteigd 1 war bis zum WC-Gebäude eine Tabu-Zone. Gleich daneben lag der für alle Reisende frei zugängliche Wartesaal der Mitropa.
Areal nicht überall für jedermann zu betreten
Wenige Meter hinter dem WC in Richtung Westen hätte es schon gefährlich werden können. Ein Kontrollhaus, Zäune, bewacht von Grenzsoldaten und Männern der sogenannten Passkontrolleinheit-Einheit verwehrten den weiteren Zugang. Der Grund: Ab dem streng abgegrenzten Bereich des Bahnsteigs 1 wurden alle Personen- und Transportzüge in Richtung Westen, einschließlich einem notwendigen Lok-Wechsel, abgefertigt.
Mit den seinerzeit erfolgten Verschärfungen der Regelungen an der innerdeutschen Grenze war der Zu- beziehungsweise Ausgang im Tunnel über die Salzwedeler Straße nicht mehr möglich. Der Zugang wurde, vor allem mit Blick auf die umsteigenden Reisenden, die sich im Sperrgebiet befanden, zugemauert.
Die Einheimischen, die den Bahnhof queren mussten, nutzten einen Behelfstunnel. Der Eingang aus Richtung Stadt befand sich am Bahnhofsgebäude rechts neben dem jetzigen Stellplatz für Fahrräder und endete vor dem Kleinbahnhof an der Salzwedeler Straße.
Das Benutzen dieses Tunnels war für viele jedoch unangenehm – vor allem für Frauen und in den Nachtstunden. Es war dort eng und dunkel, weil oft die Beleuchtung ausfiel. Zudem gab es Hochwasser. Regnete es kräftig, floss das Wasser in die beiden abschüssigen Tunnelgänge ungehindert hinein und sorgte so für eine Überflutung.
Tabu-Zone nach der Wende schnell überflüssig
Am Ausgang am Kleinbahnhof befand sich zwar eine Pumpe, die das Wasser abpumpen sollte, doch die war oft defekt. Nur allzu oft war der Tunnel knietief geflutet.
Nach der Wende wurde der Behelfstunnel dann bald überflüssig. Der reguläre Bahnhofstunnel konnte mit der Wiedereröffnung des Zuganges an der Salzwedeler Straße wieder komplett genutzt werden. Mitte der 1990er Jahre, nach der Neugestaltung des Oebisfelder Bahnhofes einschließlich Tunnel im Zuge des Baus der ICE-Strecke, wurde der alte Behelfstunnel schließlich zugeschüttet.
