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Drömling Lokaler Aktionsgruppe droht das Ende

Die Aktionsgruppe „Rund um den Drömling“ in der Region Oebisfelde, Gardelegen und Klötze steht vor dem Aus. Städte orientieren sich um.

Von Harald Schulz 22.01.2021, 00:01

Oebisfelde/Calvörde l Zu dieser LAG „Rund um den Drömling“ gehören 37 Akteure, darunter die Landkreise Börde und Salzwedel, die Städte Klötze und Gardelegen, die Einheitsgemeinde Stadt Oebisfelde-Weferlingen, die Verbandsgemeinde Calvörde, die Verwaltung des Biosphärenreservats Drömling und Mitstreiter aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens bis hin zu Privatpersonen. Vor dem Hintergrund dieser bestens vernetzten Gemeinschaft bedauert der LAG-Vorsitzende Gerhard Reinecke aus Calvörde, „dass der so erfolgreiche Weg unserer Leader-Aktionsgruppe möglicherweise nicht fortgesetzt werden kann.“

Leader ist ein Maßnahmenprogramm der Europäischen Union, mit dem seit 1991 modellhaft innovative Aktionen im ländlichen Raum gefördert werden. Reinecke: „Die Städte Gardelegen und Klötze wollen sich in der nächsten Leader-Förderphase von 2021 bis 2027 einer neuen Aktionsgruppe im Altmarkkreis Salzwedel anschließen.“

Von diesen Überlegungen ist das Biosphärenreservat Drömling, das sich über mehrere Landkreise in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt, in besonderer Weise betroffen. Der LAG-Vorsitzende: „Wir versuchen gemeinsam mit den Verantwortlichen des Biosphärenreservats die beiden Städte von den Vorteilen zu überzeugen, die der Fortbestand der bewährten LAG „Rund um den Drömling“, vor allem für die Reservats-Verwaltung, die sich um die Anerkennung als UNESCO-Biosphärenreservat bewirbt, und die Gebietskörperschaften in dieser Region mit sich bringt, zu überzeugen.“

Daraus schlussfolgert Reinecke auch, dass die dann noch verbleibenden Gebietsvertreter im Landkreis Börde eine zu geringe Präsenz vorweisen könnten, um sich für die Anerkennung als eigenständiges Leader-Fördergebiet für den Zeitraum 2021 bis 2027 zu bewerben. Damit würde eine zwar im Verhältnis zu anderen Aktionsgruppen kleine, aber all die Jahre erfolgreich in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens arbeitende LAG zerschlagen.

Die nicht nur für die Mitglieder des Ortschaftsrates Oebisfelde überraschende Neuigkeit hatte UWG-Ratsfrau Christiane Schütrumpf mit zur Sitzung am Dienstag gebracht. Ortsbürgermeisterin und LAG-Mitglied Bogumila Jacksch (UWG) bestätigte das sich immer stärker abzeichnende Loslösen der Städte Klötze und Gardelegen im LAG-Verbund der Akteure.

Für Jacksch ist diese zwar noch nicht beschlossene, jedoch nach ihrer Einschätzung kaum mehr aufzuhaltende Entwicklung ein unverantwortliches Verhalten gegenüber funktionierenden Gemeinschaften. Die seien nämlich bestens strukturiert in den Vorgehensweisen, verfügten über eine vortreffliche Geschäftsführung, die die Geldgeber bei der Europäischen Union schon von vielen Maßnahmen überzeugen konnten, wofür sie Fördergelder bewilligten. Als eines der jüngsten lokalen Beispiele benannte Jacksch den Anbau eines Fahrstuhls und den Ausbau des Rittersaals und Kaminzimmers im Oebisfelder Burgensemble. „Ohne LAG-Engagement und die 90-prozentige EU-Förderung wäre das 340.000 Euro-Projekt heute noch ein Wunsch“, ist die Ortsbürgermeisterin überzeugt.

Jacksch wie auch Reinecke befürchten durch eine Neuordnung den deutlichen Verlust an lokaler Einflussnahme in einer neuen LAG Landkreis Börde. „Da werden andere Prioritäten die Maßstäbe für Förderanträge aus einem kaum überschaubaren Akteursraum bestimmen“, vermutet Jacksch.

Die Neuordnung, ohne eine Alternative für die Akteure der noch bestehenden LAG „Rund um den Drömling“ aufzuzeigen, soll nach dem Willen des Vorsitzenden Reinecke jedoch nicht geschehen. In allernächster Zeit wolle man sich zusammensetzen, um zu beraten, wie die Region Drömling als Förderregion weiterhin Bestand haben kann. Ein Positionspapier soll mit der Verwaltung des Biosphärenreservats Drömling Sachsen-Anhalt erarbeitet werden.

Welche Bedeutung die EU-Fördermittel im Leader-Programm spielen, verdeutlicht LAG-Vorsitzender Reinecke: „In Sachsen-Anhalt stehen in der aktuellen EU-Förderperiode für den Leader-Prozess rund 132 Millionen Euro zur Verfügung. Bis Ende des Jahres 2020 flossen bereits rund 90 Millionen Euro in nahezu 1300 Leader-Projekte in allen Regionen des Bundeslandes.“ Er gehe davon aus, dass alle noch verfügbaren EU-Mittel in diesem Jahr gebunden werden, da sich eine Vielzahl von Leader-Projekten noch in der Prüfung bei den zuständigen Bewilligungsbehörden des Landes befinden.

Seit dem Jahr 2000 ist das Fördervolumen für Leader-Vorhaben im ländlichen Raum in Sachsen-Anhalt stetig angewachsen. Die Landesregierung plant nach Reineckes Angaben, dieses Volumen in der kommenden Förderphase sogar auf über 180 Millionen Euro zu steigern. Die ehrenamtlichen Aktionsgruppen hätten nachgewiesen, dass sie in ihren Regionen sehr gut wissen, welche Vorhaben am dringendsten die EU-Unterstützung benötigen. In diesem Kontext haben die Mitglieder der LAG „Rund um den Drömling“ in der aktuellen Förderphase bisher 39 Leader-Vorhaben mit rund 2,3 Millionen Euro aus EU-Mitteln auf den Weg gebracht.