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Raupenbefall Wie ist Lebensqualität in Buchhorst?

Die in Buchhorst für einen Ausnahmezustand verantwortliche Eichenprozessionsspinnerbrut ist dank Zuständigkeiten schwer zu bekämpfen.

Von Harald Schulz 27.06.2018, 03:00

Buchhorst l Diesen gordischen Knoten an Abhängigkeiten zu zerschlagen, dafür wollen sich Landrat Walker und Bürgermeister Kraul persönlich einsetzen. Die aktuelle Situation: Eichenprozessionsspinner (EPS) auf im Grün von Rasenflächen an Häusern aufgestellten Sonnenschirmen, Schädlingsraupen auf Zeitungs- und Briefkästen, Reste von deren Nestern auf Straßen und Wegen und zu allem Übel noch durch den Wind überall wehende gesundheitsschädliche Härchen dieser Brut, die seit zwei Jahren eine explosionsartige Ausbreitung erreicht hat. In Buchhorst ist derzeit flächendeckend das alltägliche Leben der Einwohner beeinträchtigt. Selbst ans Aufhängen von Wäsche zum Trockenen ist nicht zu denken.

Was den Unmut der Menschen in dem 233 Einwohner zählenden Dorf gegenüber „untätigen Behörden“ insbesondere schürt, sind Atemwegsreizungen und großflächige Hautrötungen bei Kindern, die durch ärztliche Atteste den EPS-Kontakt aufgrund umherwehender Flimmerhärchen belegen, hieß es von Müttern. Ein Aufenthalt im Freien komme für sie und ihre Kinder derzeit sowieso nicht infrage.

Der Ordnungsamtsleiter der Kommune Oebisfelde-Weferlingen, Detlef Meyer, stellte nach solchen Informationen der Betroffenen dann beim Treffen am Dienstag auf Einladung der Dorfbevölkerung fest: „Das ist keine Lebensqualität in Buchhorst !“

An diesem Treffen auf emotional schwieriger Basis, jedoch in einem durchweg sachlich bleibenden Meinungsaustausch hörten sich Börde-Landrat Hans Walker (CDU), dessen Leiterin der neu geschaffenen EPS-Arbeitsgruppe, Isolde Prost, Hans-Werner Kraul (CDU) als Bürgermeister der Kommune mit Ordnungsamtsleiter Meyer und dem Leiter der Naturparkverwaltung Drömling, Fred Braumann, die Schilderungen der Buchhorster an. Ihr Sprecher Patrick Konkiel übergab zudem eine Liste mit Unterschriften von so gut wie allen erwachsenen Einwohnern an Landrat Walker.

Die Forderungen der Buchhorster zielen auf eine komplette Beseitigung des EPS-Schädlingsbefalls ab. Das beinhaltet noch in 2018 vorzunehmende Maßnahmen, insbesondere aber präventive Vorkehrungen für das Frühjahr 2019 und folgende Jahre, war im Verlauf der Zusammenkunft den Äußerungen zu entnehmen.

Die Möglichkeiten seitens der unmittelbar zuständigen Kommune Oebisfelde-Weferlingen waren schnell von Bürgermeister Kraul aufgezählt. Als unter der Rigide der Haushaltskonsolidierung wirtschaftende Kommune sind die finanziellen Möglichkeiten begrenzt. Die für die EPS-Bekämpfung in 2018 verfügbaren Mittel in Höhe von 5000 Euro sind bereits mit über 22.000 Euro weit überzogen. Deshalb hat Kraul vor wenigen Tagen einen Informations- und Bittbrief an Ministerpräsident Reiner Haseloff gesandt. Denn nach den Richtlinien des aktuellen Soforthilfeprogramms des Landes durch das Finanzministerium fließe kein Cent in Richtung Drömling, so Kraul.

Und auch Landrat Walker will diesen Weg in Richtung Landesregierung unverzüglich beschreiten. Er möchte mit seinem Schreiben an den Ministerpräsidenten erreichen, diesen im Kampf gegen den Schädling am seiner Seite zu wissen. Walker stuft die Situation in Buchhorst umso mehr als deutlich besorgniserregend durch die Belastung der EPS-Population und als Gesundheitsgefährdung ein, weil er sich vor dem Meinungsaustausch selbst ein Bild gemacht hatte. Für den Landrat wie auch für Kraul und Braumann ist ein gemeinsames Vorgehen gegen die EPS-Brut auf allen Ebenen und mit allen Beteiligten die erfolgversprechende Lösung. Der finanzielle Aufwand für eine umfassende wie nachhaltige Bekämpfung bei diesem Aufwuchs an Schädlingsbefall und in der Kürze des Zeitfensters lasse nur diesen einen Schluss zu.

Um eine schnellere Wirkung bei der auf Landesebene ebenfalls bestehenden Arbeitsgruppe und damit im Kabinett der Landesregierung zu erzielen, soll eine Kartierung der befallenen Flächen erfolgen. Dabei könnte auf bestehende Erhebungen der Naturparkverwaltung zurückgegriffen werden, wie deren Leiter Braumann anbot. Dass die Kartierung unabdingbar notwendig ist, also nicht zum Zwecke eines Zeitgewinns dient, darauf wies Landrat Walker hin. Er verdeutlichte, dass ohne detaillierte Daten keine Chance bestehe, bei den für eine umfassende Bekämpfung erforderlichen Behörden und der Landesregierung überhaupt Gehör zu finden, was auch für ihn als Landrat und der kreislichen Arbeitsgruppe gelte.

Letztendlich kam das Ergebnis zustande, die Kartierung unverzüglich in Angriff nehmen zu wollen, kurzfristige Bekämpfungsmaßnahmen zu sondieren und für 2019 zu planen. Weiterhin sagte Walker zu, durch die kreisliche Arbeitsgruppe einen stetigen Informationsfluss über die Stadtverwaltung in Oebisfelde mit Patrick Konkiel als Ansprechpartner für Buchhorst zu gewährleisten.