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Streit eskaliert Biberdamm-Abriss als Willkür empfunden

Als Willkür empfindet die Oebisfelderin Melanie Weinreich die Räumung eines Biberdamms. Sie hat den Naturschutzbund mit ins Boot geholt.

Von Harald Schulz 12.06.2020, 22:00

Oebisfelde l Was Melanie Weinreich „irre aufregt“, wie sie es selbst bezeichnet, ist die Tatsache, dass der Biberdamm ohne eine Ankündigung aus dem Bachbett entfernt wurde. „Das ist quasi über Nacht passiert, als wir nicht zu Hause waren. Zumindest wäre eine Information in der Sache vonnöten gewesen“, bedauert und kritisiert Weinreich.

Der Biberdamm wurde vor wenigen Tagen vom Unterhaltungsverband Aller, so die Aussage von Weinreich, geräumt. Dies geschah auf Veranlassung der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Börde in Abstimmung mit dem Biber-Beauftragten des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das ist einer E-Mail vom Landkreis Börde an Weinrich auf ihre Anfrage hin zu entnehmen.

Weinreich beruft sich nunmehr aber auf eine schriftliche behördliche Genehmigung aus dem Jahr 2018, worin der Biberdamm anerkannt wurde. Da nach dem Auffinden eines toten, aber nicht zweifelsfrei nachweisbaren Bibers 2019 immer noch zwei Exemplare regelmäßig den Bachlauf nutzen, erkennt Weinrich darin den weiterhin bestehenden Nutzen dieses Dammes für die Population. Das steht aber im Widerspruch zum Ergebnis einer amtlichen Begutachtung vor Ort. Dabei kam man nämlich zu dem Schluss, dass es sich um einen räumungsfähigen Altdamm handelt.

Der Nachbar auf der gegenüberliegenden Seite des Bachlaufes bezweifelt das Vorkommen von Bibern in dem Bach. Vieles spricht für ihn für ein Vorkommen von Nutrias. Auch könne er nicht nachvollziehen, wie Drahtgeflecht und Steine in einen Biberdamm hineinkommen können. Selbst hätte er Zweige und Äste aus dem Bachlauf entfernt, „die garantiert kein Biber dorthin transportiert hat“. Er habe so versucht, den Durchfluss des Bachwassers zu erhalten.

Die Entwicklung mit einiger Dramatik hat allerdings eine Vorgeschichte: Ihren Lebens-traum von einem Haus im Grünen sahen die Lebenspartner Michael Radom und Melanie Weinreich im August 2018 mit dem Kauf eines heruntergekommenen Wohnhauses an der Langen Straße in Richtung Büstedt erfüllt. Das Haus und das Hofareal boten für das Paar ideale Voraussetzungen für ein naturnahes Wohnen und Leben. Dass längst entlang der Grundstücksgrenze ein Bach vom Dämmchen mit Abfluss zur Aller verlief, brachte den Naturliebhaber auf die Idee, diesen Gewässerlauf zu verbreitern und das eigene Hofgrundstück als Biotop herzurichten. Radom brachte sein Anliegen bei der Kreisverwaltung Börde mit allen erforderlichen Unterlagen vor und erhielt die notwendigen Wasserrechte, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, wie Radom der Volksstimme berichtete.

Nach Feierabend und an Wochenenden schuf er sich diesen Traum vom eigenen Naturidyll mit Flüsschen und kleinen Wasserflächen. Im Herbst dann wurde erstmals ein Biber gesichtet. Wenig später entstand der Biberdamm mit Unterstützung von Radom. Damit entstand gleichzeitig auch der Nachbarschaftsstreit.