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Wolfgang Sender Ikone des Naturschutzes sagt Ade

Nach fast 30 Jahren sagt Wolfgang Sender, die Ikone des Naturschutzes im Drömling, Ade. Er geht in den Ruhestand.

Von Harald Schulz 14.07.2020, 22:00

Oebisfelde l Die Spuren von Wolfgang Sender werden bei der Verwaltung des Biosphärenreservats Drömling noch lange zu finden sein. Sender war dort eine Institution bis zum letzten Arbeitstag. Er fungierte als Koordinator mit im Drömling aktiven landwirtschaftlichen Betrieben, zudem mit der Arbeitsförderungs-, Beschäftigungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft ABS-Drömling sowie als Experte für bauliche Vorhaben in dem weitläufigen Naturschutzgebiet. Obwohl der Schreibtischjob nicht so recht nach dem Geschmack des Wassensdorfer Naturschützers war, hieß es in der Laudatio vom Leiter der Verwaltung des Biosphärenreservats Drömling, Fred Braumann, bei der Verabschiedung.

Wolfgang Sender kommt aus der Landwirtschaft. Er gehörte aber bereits in den 1980er Jahren zu den ersten Naturschutzbeauftragten, die dem Drömling ein neues, der Naturlandschaft typisches Aussehen geben wollten.

Auf Drängen der Ornithologengemeinschaft Haldensleben schuf der damalige Rat des Bezirkes in Haldensleben eine Naturschutzstation, je zur Hälfte mit einer Stelle für die Bereiche Natur und Jagd. Wolfgang Sender war mit dabei, hieß es von Braumann. Auch als dank eines der letzten Beschlüsse der DDR-Regierung am 1. September 1990 das Naturschutzprogramm, damit fünf hauptamtliche Stellen der Naturschutzstation Drömling, beschlossen wurde, gehörte Wolfgang Sender zu diesem festen Kern in Kämkerhorst, der Urzelle des modernen Naturschutzes im und für den Drömling, erinnerte Braumann, der seit 1990 ebenfalls mit dazu gehört.

Durch diese bereitgestellten finanziellen Mittel wurden Aufkäufe von Flächen ermöglicht. Ab 1997 erhielt die Naturschutzeinrichtung weitere Unterstützung durch Fachkräfte aus der Landesforstverwaltung, weil dort eine Umstrukturierung stattgefunden hatte. „Ein nachhaltiger Zugewinn an Fachkräften, der sich bis heute positiv auf unsere Arbeit als mittlerweile breitgefächertes Kompetenzzentrum auswirkt“, urteilt Fred Braumann.

Dank der Kompetenz von Sender wandelte sich das Aussehen des Lebensraumes Drömling: Flora und Fauna erhielten mehr Raum, intensive landwirtschaftliche Nutzung wandelte sich in extensive Bewirtschaftung, überlebenswichtige Schutzzonen blieben nur noch dem Artenschutz und den zu schützenden Pflanzen und Tieren vorbehalten.

Fotografien als Spuren hinterlässt Sender ebenfalls seinen Kollegen. Mit teilweiser Engelsgeduld, mit modernster Fototechnik und dem Blick fürs Detail gelangen Sender einmalige Tieraufnahmen. Selbst Besitzer eines Storchennestes auf seinem Wassensdorfer Anwesen, war Wolfgang Sender zu jeder Tages- und Nachtzeit an den Storchennestern im Drömling zu finden, wenn seine Hife als Storchenvater angefordert wurde. Sein Engagement um die Rotschnäbel war es auch, weshalb die Stiftung „Stork-Foundation“ als finanzstarker Projektförderer für den Schutz der Weißstörche die Reservats-Verwaltung seit Jahrzehnten stark unterstützt.

Die Sender-Nachfolge hat nun Katja Rötz übernommen. Wolfgang Sender kann also beruhigt das Geschenk der Kollegen auskosten: Sie schenkten ihm eine Exkursion mit Thomas Neumann, dem WWF-Umweltaktivisten, durch die Schaalsee-Region in Mecklenburg. Wolfgang Sender wird sich weiterhin für den Natur- und Landschaftsschutz im Drömling einsetzen – nun aber als Privatier. Sein Beruf hat ihn erfüllt, ist zur Lebensaufgabe geworden, meint Sender.