15 Millionen Euro 15 Landwirte investieren in eigene Biogasanlage
Direkt an der Bundesstraße B245, vis-a-vis des Abzweigs in Richtung Emden dröhnen seit Juni Laster und Bagger. Hier entsteht bis zum Mai 2012 auf einer Gesamtfläche von sieben Hektar eine Anlage zur Erzeugung von grünem Erdgas (Biomethan). 15 Landwirte aus der Region wollen sich damit ein weiteres wirtschaftliches Standbein schaffen.
Nordgermersleben. 15 Millionen Euro investieren 15 Landwirte aus einem Umkreis von 15 Kilometern und das auf erneuerbare Energien spezialisierte Unternehmen DBE in die neue Biogasanlage, anderthalb Kilometer von Brumby entfernt.
"Als die Marktpreise für Getreide vor zwei Jahren im Keller waren, haben wir uns zum ersten Mal im Dezember 2009 zusammen gefunden, um gemeinsam Wege für mehr wirtschaftliche Sicherheit zu suchen", erklärte am Dienstag Andreas von Graeve, Landwirt und neben Ernst Becker von der DBE einer von zwei Geschäftsführern der 2010 gegründeten "DEL Biogas" (Sitz: Nordgermersleben), die die Biogasanlage baut und auch betreiben wird. Die Idee zum Bau der Biogasanlage nahm konkrete Formen an, Verhandlungen mit den zuständigen Behörden und der Gemeinde Hohe Börde begannen und konnten schließlich zum Erfolg geführt werden.
Mit der DBE haben die Landwirte einen erfahrenen Partner gefunden. " Wir konnten durch diese Zusammenarbeit unsere Ideen umsetzen. Wir wollten mehr sein als nur die Zulieferer der Rohstoffe. Viele Biogasanlagen haben ja solche Strukturen. Wir Landwirte als Gesellschafter sind zu 50 Prozent an dem Projekt bis hin zur Vermarktung unseres Produktes beteiligt", betonte von Graeve und ergänzte: "Bewusst vermeiden wir den Anbau von Mais als Monokultur auf unseren Feldern. Auf maximal 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche jedes einzelnen Landwirts wird Mais angebaut. Die Fruchtfolge wird dabei eingehalten. Das war uns wichtig."
Der Standort unmittelbar an der B245 und in Sichtweite der B1 minimiere die Verkehrsbelastung der umliegenden Dörfer. "Kommt die Ortsumgehung in Bebertal, geht diese Belastung gegen Null. Wir wollten auch kurze Transportwege für die Rohstoffe, die allesamt von uns 15 Landwirten geliefert werden."
Auch die im Zusammenhang mit Biogasanlagen immer wieder befürchtete Geruchsbelästung dürfte nach Ansicht von Becker und von Graeve keine Rolle spielen. "Alle Anlagen von den Silos bis zu den technischen Aufbereitungsanlagen sind luftdicht und geschlossen", betonte Ernst Becker. Das nächste Dorf Brumby liegt in anderthalb Kilometern Entfernung.
Die Fläche der eigentlichen Biogasanlage ist vier Hektar groß, weitere drei Hektar am Standort und 1,2 Hektar im Gemeindegebiet der Hohen Börde sind für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen. Solche Ausgleichsmaßnahmen müssen Investoren in Absprache mit den Umweltbehörden realisieren, um den mit der Investition verbundenen Eingriff in Landschaft und Umwelt durch Zusatzmaßnahmen aufzuwiegen.
Bereits im Dezember soll es in der Anlage bei der Inbetriebnahme das erste Mal "richtig blubbern". In vollem Umfang soll das Biogas ab Mai 2012 aus Brumby in die Gasleitung direkt auf dem Grundstück eingespeist werden. "Wenn es gut läuft, profitiert auch die Gemeinde Hohe Börde bereits in zwei, drei Jahren von diesem Projekt. Dann könnten die ersten Gewerbesteuerennahmen fließen", unterstrich Andreas von Graeve.