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St. Nicolai Förderverein ist gelebte Ökumene

Der Förderverein der Oschersleber St. Nicolai Kirche ist sehr aktiv. Seit der Gründung vor 17 Jahren hat er viel bewirkt.

Von Sebastian Pötzsch 10.04.2016, 12:00

Oschersleben l Wenn Georg Hanusch über den Förderverein „Kirche St. Nicolai Oschersleben“ erzählt, dann spricht er ausschließlich in der Wir-Form. Dass er als Gründungsvorsitzender seit 1999 für gut 13 Jahre die Geschicke der Gemeinschaft lenkte, erwähnt er wiederum kaum – einer Gemeinschaft, die sich dem Erhalt und die Instandsetzung eines Bauwerks verschrieben hat, das nicht nur das Stadtbild Oscherslebens prägt wie kaum ein anderes, sondern auch die Einwohner selbst. So dient es der evangelischen Gemeinde nicht nur als Gotteshaus, sondern den Bürgern auch als Veranstaltungsort.

„Als wir uns im April 1999 gründeten, zählte der Verein 21 Mitglieder. Darunter waren auch der damalige katholische Pfarrer Walter Richter sowie weitere Mitglieder der katholischen Gemeinde. Das ist bis heute ein Novum, da es sich bei der Kirche St. Nicolai ja um ein evangelisches Gotteshaus handelt“, hebt Georg Hanusch hervor und verweist auf Ingeburg Gerke hin, die ebenfalls als katholisches Gemeindemitglied seit dem Jahr 2012 das Amt der Vereinsvorsitzenden inne hat. Auch der derzeitige katholische Pfarrer Christoph Sperling engagiere sich um den Erhalt des auch als Marktkirche bekannten Sakralbaus.

„Ich wollte damals aus Altersgründen etwas zurücktreten und denke, alles richtig gemacht zu haben. Mit Ingeborg Gerke ist genau die richtige Frau an der Spitze. Ich bin seitdem als Kassenwart für die finanziellen Belange verantwortlich“, erklärt der 85-Jährige, der offenbar viel weiß um die Kirche St. Nicolai in Oschersleben.

So auch, dass es sich bei dem Gotteshaus nicht um ein gotisches Bauwerk handelt, sondern vielmehr um ein Bauwerk im neugotischen Stil – entstanden um 1881.

„Das Problem zu DDR-Zeiten war, dass die Kirche zu einer Ruine zu werden drohte“, berichtet der Finanzchef des Vereins weiter. So sei das Gebäude im Jahr 1976 bereits unbenutzbar gewesen, vor allem durch Kriegsschäden und Vandalismus. 1981 habe der damalige Superintendent Günther Henning die Verantwortlichen für einen Wiederaufbau erwärmt. „Ihm und dem damaligen Bürgermeister ist die Rettung zu verdanken“, betont Hanusch. Nach der politischen Wende seien dann mit Fördermitteln die Türme samt ihrer Barockhauben saniert worden. „Danach hieß es, für weitere Instandsetzungsmaßnahmen würde es keine Fördermittel mehr geben. So war klar, dass es mehr Unterstützung brauchte“, erinnert sich der ehemalige Vereinsvorsitzende. Der einstige Pfarrer habe daraufhin die Gründung eines Fördervereins angeregt, zu dessen Gründung es im Jahr 1999 kam.

Seitdem wurde viel erreicht. So haben die Vereinsmitglieder – bis heute sind es 33 - bis zum März dieses Jahres 240 140 Euro gesammelt und selbst gespendet. Mit diesen Mitteln konnten einige Projekte unterstützt und umgesetzt werden. So flossen bis ins vergangene Jahr insgesamt 750 000 Euro in die Sanierung des Kirchenschiffes, knapp 160 000 steuerte er Förderverein bei. Darunter ist für rund 40 000 Euro an Spendengeldern das Dach instand gesetzt, für etwa 80 000 Euro der Innenputz auf Vordermann sowie für 26 000 Euro die Innenbeleuchtung erneuert worden.

In den Jahren 2012 bis 2014 wurden noch einmal rund 9000 Euro für neue Bänke sowie im vergangenen Jahr 4300 Euro für neue Stühle aufgewendet.

„Die Spendengelder hatten wir selbst akquiriert“, erzählt Georg Hanusch. So präsentiert sich der Verein zum Beispiel mit Ständen auf dem jährlichen Stadtfest oder dem „Tag der Regionen“. Hier würden durch Flohmarkt oder Kuchenverkauf schon mal 600 bis 800 Euro eingenommen.

Gelder, die weiterhin dringend benötigt werden. So kommen demnächst drei neue große Fenster. Steinmetze träfen bereits die nötigen Vorbereitungen im Kirchenschiff, um die großen Teile zu installieren. Bereits am ersten Pfingsttag soll Einweihung gefeiert werden. Ferner soll ab Ende 2016 mit der Schwammbekämpfung begonnen werden und die Kirche dann für eine Zeit lang unbenutzbar sein. Der Grund ist der Abriss des alten Holz- sowie die Verlegung eines neuen Steinfußbodens. Im Zuge dieser Maßnahme soll auch gleich ein alter Heizungskeller verfüllt werden.

Doch die Pläne der Förderer gehen noch viel weiter. „Wir sind nämlich bestrebt, künftig eine Heizung zu realisieren, vielleicht in Form von Matten“, verrät Georg Hanusch und hofft: „Wir freuen uns auf das 1025-jährige Jubiläum der Stadt in drei Jahren, bis dahin wird die Kirche soweit in Ordnung sein.“