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Abschied Stadt-Sheriff geht in den Ruhestand

Gerd Ludwig, Vize-Bürgermeister und Ordnungsamtlseiter in Oschersleben, verlässt das Rathaus.

Von Uta Müller 17.06.2020, 01:01

Oschersleben l Rauch auf den Gängen und im Treppenhaus des Rathauses. Der Feuermelder piept ohrenbetäubend laut. Alles nur eine Übung? Auf dem Marktplatz vor dem Oschersleber Rathaus haben sich am gestrigen Dienstag Feuerwehren aus allen zwölf Ortsteilen aufgestellt. Die Feuerwehrfrauen und -männer haben sich auf dem Rathausplatz versammelt, um den stellvertretenden Bürgermeister von Oschersleben und Fachbereichsleiter für Ordnung und Sicherheit, Gerd Ludwig, im wahrsten Sinne des Wortes aus „seinem Büro zu retten“, wie Feuerwehrsprecher Andreas Erhardt sagt.

Seit 30 Jahren arbeitet Gerd Ludwig im Auftrag der Stadt. Zu Beginn im Bereich Finanzen in der Kämmerei. Seit 25 Jahren sind Ordnung und Sicherheit sein Metier. Knöllchen, Hundehaufen, Feuerwehr – doch damit ist jetzt Schluss. Gerd Ludwig, Oscherslebens langjähriger Ordnungsamtschef, geht in den Ruhestand.

Ein Abschied, der schwer fällt, wie der 63-jährige verrät. „Denn ich habe das gelebt. Das war ich." Dabei sei der Job nicht immer leicht gewesen. „Als Ordnungsamt ist man selten für die schönen Sachen zuständig.“ Die Entscheidungen, die er zu treffen hatte, seien oft unangenehm gewesen.

Deshalb vergleicht er seine Arbeit auch gern mal mit der von einem Schiedsrichter beim Fußball. Manchmal verteile man gelb-rote Karten und manchmal auch rote. „Das Ordnungsamt muss dafür sorgen, dass die Spielregeln eingehalten werden und dass es fair zugeht“, so der Ordnungsamtschef. Es gelten die gleichen Regeln wie bei der Polizei. „Wir haben nur keine Waffe“.

Seine Arbeit sei jedoch nicht nur restriktiv. „Unsere Aufgaben bestehen auch darin, die Bürger zu beraten und zu informieren“, so Ludwig. Das Einwohnermeldeamt, Standesamt, Gewerbeamt und nicht zuletzt die Bußgeldstelle, alles falle in den Aufgabenbereich vom Ordnungsamt.

Er sei kein Mensch der großen Worte, doch was er sagt, hat Hand und Fuß, sagen Wegbegleiter über ihn. Ludwig selbst sieht sich eher als Preusse, der seine Pflicht erfüllt – im positiven Sinn, wie er hinzufügt. Bei 250 aktiven Kameraden schlage sein Herz auch für die Feuerwehren der Bodestadt.„Ein offenes Ohr hatte er immer für die Jugend“, so Feuerwehrsprecher Erhardt. Er habe sich stets für die Jugendwehren eingesetzt und stand als Ansprechpartner zur Verfügung. Viel Lust und Liebe habe er in die Arbeit der Feuerwehren gesteckt, so Ludwig.

Es gab die Vogelgrippe, es gab die Schweinegrippe und nun auch noch Corona während seiner 30-jährigen Amtszeit im Rathaus. Besonders einschneidend seien für den 63-jährigen jedoch die Erlebnisse im Jahr 2011 gewesen, als in Hordorf zwei Züge zusammen stießen. Das habe ihn sehr mitgenommen.

Gerd Ludwig war wirklich überrascht, als er zum Abschied von Feuerwehrmann Bernd Nawrod buchstäblich aus seinem Büro „gerettet“ wurde. Bis zuletzt war die Aktion geheim gehalten worden und nur wenige Mitarbeiter seien eingeweiht gewesen. „Praktischerweise verfügt mein Büro über ein Fluchtfenster“, sagt der scheidende Fachbereichsleiter und schmunzelt.

Trotz alledem, er habe seine Arbeit sehr gern gemacht. „Und jetzt einfach loszulassen, abzugeben, zu sagen, du bist nicht mehr dabei – das sei schwierig.

Als sein Nachfolger wird Steffen Czerwienski das Amt als stellvertretender Bürgermeister nahtlos nach dem letzten Arbeitstag von Gerd Ludwig übernehmen. Doch vorher steht noch der Abschied von vielen lieb gewonnenen Kollegen an.