Horst Dunkhorst aus Wanzleben: "Die Ämter haben die Beeinträchtigung billigend in Kauf genommen" Anwohner erstattet im Kampf gegen den Klärteich-Gestank Strafanzeige
Im Kampf gegen die permanente Geruchsbelästigung, die seit Jahren von den Klein Wanzleber Klärteichen an der B246a ausgeht, platzte jetzt dem Wanzleber Horst Dunkhorst der Kragen. Er erstattete Anzeige gegen die verantwortlichen Firmen, sowie Strafanzeige wegen Beihilfe gegen den Landkreis sowie die Stadt Wanzleben - Börde. Die Polizei prüft jetzt die Vorwürfe und leitet Ermittlungen ein.
Wanzleben/Klein Wanzleben. "Mit diesem ekelerregenden Gestank werden die Einwohner einer ganze Stadt belästigt - und keiner tut was. Es riecht wie Buttersäure. Von dem Geruch wird einem richtig schlecht", fasst Horst Dunkhorst aus Wanzleben seine Empfindungen zusammen. Ihm platzte jetzt der Kragen. Dienstagabend erstattete er auf dem Polizeirevierkommissariat Wanzleben Strafanzeige gegen die Nordzucker AG, sowie gegen das Bioethanolwerk wegen "fortgesetzter vorsätzlicher Körperverletzung, Eingriff in die Wohnqualität sowie Eingriff in die Lebensqualität zum Nachteil des Antragstellers."
Zudem stellte Horst Dunkhorst auch eine Strafanzeige wegen Beihilfe gegen den Landkreis Börde sowie die Stadt Wanzleben - Börde. "Das Erstatten der Strafanzeige war mir jetzt wichtig, damit die Behörden endlich mal auf den Gestank, der seit Jahren von den Klein Wanzleber Klärteichen ausgeht, reagieren. Ich habe nämlich nicht den Eindruck, dass die Verwaltung in all den Jahren zum Thema Geruchsbelästigung ausreichend ein- und durchgegriffen hat."
In der Strafanzeige beschreibt der Anwohner seine Gründe für diesen Schritt wie folgt. "Von den von der Nordzucker AG und der Bioethanolgesellschaft betriebenen Produktionsanlagen geht eine erhebliche Geruchsbelästigung aus. Diese führen zu Unwohlsein und Übelkeit, zum Teil sogar zum Brechreiz. Da dieses ursächlich auf die Geruchsbelästigung aus den Produktionsstätten der Nordzucker AG und der Bioethanolgesellschaft zurückzuführen ist, entspricht dieses dem Tatbestand der Körperverletzung."
Seit mehreren Jahren werde in der Öffentlichkeit diese Geruchsbelästigung beklagt, die Betreiber versprechen seither Abhilfe zu schaffen, aber die Geruchsbelästigungen bleiben. "Von daher ist von einer fortgesetzten vorsätzlichen Körperverletzung auszugehen", meint er.
Erst jüngst vor zwei Wochen habe sein Nachbar seinen Geburtstag mit rund 20 Gästen im Garten feiern wollen. "Es hat so furchtbar gestunken, dass den Gästen regelrecht der Appetit vergangen ist. An Essen war da nicht mehr zu denken", erzählt der Wanzleber, der am Rande der Sarrestadt im Ampfurther Weg in Richtung Klein Wanzleben wohnt.
"Die Geruchsbelästigungen führen dazu, dass ich meinen Garten nicht mehr uneingeschränkt nutzen kann. Dieses mindert die Wohnqualität in einem erheblichen Umfang." Dunkhorst könne aufgrund des Gestankes keinen Grillabend, kein Abendbrot, mehr auf der eigenen Terrasse genießen. "Das schränkt meine Lebensqualität ein. Da die benannten Firmen für die Geruchsbelästigung verantwortlich sind, sorgen diese auch für die Einschränkungen meiner Wohn- und Lebensqualität." Als Zeugen führt er die Einwohner der Stadt Wanzleben - Börde an.
Anzeige wegen Beihilfe
Die Strafanzeige wegen Beihilfe gegen den Landkreis und die Stadt Wanzleben - Börde begründet er damit, dass die Behörden trotz ausreichender Hinweise aus der Bevölkerung und der Berichterstattung in der Presse seit Jahren offensichtlich keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen bzw. den Unternehmen keinerlei Auflagen erteilt haben, um der Geruchsbelästigung den Riegel vorzuschieben. Dunkhorst ist der Meinung, dass sich das Gewerbeaufsichtsamt des Landkreises sowie das Ordnungsamt der Stadt ihren gesetzlichen Obliegenheiten zum Schutz des Bevölkerung nicht ausreichend nachgekommen seien. "Die Ämter haben damit die Beeinträchtigung billigend in Kauf genommen und sich somit der Beihilfe schuldig gemacht. Meiner Ansicht nach ist damit der Tatbestand der Beihilfe zu einer Straftat erfüllt", wettert der Wanzleber.
Polizeisprecher Joachim Albrecht bestätigte gestern den Eingang beider Strafanzeigen bei der Polizei. Bei der Umweltgruppe der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung (ZBK) der Polizeidirektion Nord würden hierzu bereits die ersten Gespräche laufen. Auch der Landkreis sei informiert worden.
Rückblick: Nach den Problemen mit der Abwasseraufbereitungsanlage des Bioethanolwerkes im Sommer 2008 und 2009 sowie den umfangreichen Umbauarbeiten im vergangenen Jahr war es bereits in diesem Frühjahr erneut zu Geruchsbelästigungen durch die Klärteiche gekommen. Daraufhin hatte im April Werkleiter Udo Harten erklärt, dass die erneute Geruchsbelästigung von der Erde, die beim Waschen der Rüben in die Teiche gespült wurde, herrühre. Beim Säubern der gefrorenen Rüben war ein größerer Anteil der Rübenoberfläche als üblich abgewaschen worden, der über das Wasser in die Teiche kam. Durch den Erdanhang und die Rübenbestandteile befinden sich mehr Mikroorganismen als normalerweise im Wasser, die zu der Entstehung der Gerüche führen, hatte Harten begründet und gemeint, dass alles dafür getan werde, dass es im Sommer nicht stinke. Bereits vor zwei Jahren hatte er versprochen, dass es keinen weiteren Sommer mehr mit üblen Gerüchen aus den Klärteichen geben werde. Doch es stinkt nun wieder.
Um künftig das Problem der schmutzigen Rüben und des damit erhöhten Erdanteils besser in den Griff zu bekommen, sollen bis zum Beginn der nächsten Kampagne neue Schlammsiebmaschinen installiert werden.