Eisenbahn Bahnübergang an der Hornhäuser Straße in Oschersleben kann zur tödlichen Falle werden

Von André Ziegenmeyer
Oschersleben l „Tödliche Abkürzung“ steht auf dem Warnplakat, das Ingo Kühl und Peter Hartling am Zaun befestigt haben. Der Hinweis ist berechtigt. In der Nähe des Bahnübergangs in der Hornhäuser Straße haben sich bereits mehrere, zum Teil tödliche Vorfälle ereignet. Oft geht es um Kinder und Jugendliche, die sich der Gefahren nicht bewusst sind. Statt den sicheren Weg zu nutzen, laufen sie direkt über die Gleise – ob als Abkürzung oder als Mutprobe.
Der Zaun, der den Zutritt zu den Gleisen verhindern soll, endet nach einigen Dutzend Metern. Das ist nicht ohne Risiko. Denn, wie Polizeiobermeister Peter Hartling erklärt, befinden sich genau auf dieser Höhe ein Spielplatz und ein Bolzplatz – und zwar auf den jeweils gegenüberliegenden Seiten der Bahnschienen.
„Viele laufen leider nicht auf dem richtigen Weg am Bahnübergang entlang. Daher bekommen wir des öfteren Mitteilungen darüber, dass sich Kinder im Gleisbereich aufhalten“, informiert Polizeihauptmeister Ingo Kühl von der Bundespolizeiinspektion Magdeburg. Dabei ist Oschersleben kein Einzelfall. Allein zwischen dem 30. März und dem 18. April hat es laut Ingo Kühl im Bereich der Bundespolizeiinspektion Magdeburg 14 Meldungen über Kinder im Gleisbett gegeben. Hinzu kommt die Dunkelziffer, wie Peter Hartling anmerkt. Er ist einer der beiden Regionalbereichsbeamten in Oschersleben.
Genauso komme es vor, dass Autofahrer den Bahnübergang noch in letzter Sekunde überqueren wollen, obwohl das Signal bereits Rot zeigt und sich die Schranken schließen. Die Gefahr ist groß. Laut Peter Hartling fahren die Züge am Bahnübergang in der Hornhäuser Straße relativ langsam, eben weil es schon tödliche Unfälle gegeben hat. Doch wegen der großen Masse ist der Bremsweg trotzdem enorm. Gerade bei Güterzügen.
Ingo Kühl nennt ein Beispiel: Ein Zug, der auf freier Strecke mit 100 Stundenkilometern unterwegs ist, kann bis zu 1000 Meter brauchen, um zum Stehen zu kommen. In den allermeisten Fällen ist es dann zu spät. Viele Menschen würden darauf vertrauen, dass sie einen nahenden Zug schon rechtzeitig hören würden. Doch dieser Gedanke ist trügerisch. Moderne Züge sind deutlich leiser als noch vor einigen Jahren oder gar Jahrzehnten. Oft kann man sie bereits sehen, bevor man sie hört. Entsprechend nah sind sie dann bereits heran.
Selbst wenn es zu keinem Unfall kommt, kann das illegale Überqueren von Gleisen empfindliche Folgen haben. Wer eine geschlossene Halbschranke umfährt, muss mit bis zu 700 Euro Strafe, drei Monaten Fahrverbot und zwei Punkten in Flensburg rechnen. „Was viele nicht wissen: Kommt es zu einem Unfall oder einer Gefährdung im Bahnverkehr, so ist das eine Straftat, die sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren nach sich ziehen kann“, erläutert Ingo Kühl.
Allerdings ist der Bahnübergang an der Hornhäuser Straße nicht die einzige Problemstelle in Oschersleben. Auch an der Kleinen Anderslebener Straße gibt es einen Punkt, an dem Menschen immer wieder über die Gleise laufen. Eigentlich sollte der Zugang durch einen Zaun versperrt sein. Tatsächlich ist er aktuell schon wieder beschädigt. Doch wie Peter Hartling informiert, gibt es zumindest für die Fabrikstraße gute Neuigkeiten. Dort sei der Zaun erneuert worden, so dass es keine Probleme mehr mit illegalen Abkürzungen gebe.