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Blühstreifen Oschersleben soll aufblühen

In Oschersleben und Ortsteilen könnten bald Blühstreifen angelegt werden. Warum dieses Vorhaben komplizierter ist als gedacht.

Von Yvonne Heyer 06.11.2019, 05:00

Oschersleben l Die Beschlussvorlage „Anlegen von Blühstreifen bzw. Blühflächen auf kommunalen Grünflächen in Oschersleben und Ortsteile“ hat ihren Anfang bereits im August genommen, machte die Runde durch alle Ortschaftsratssitzungen, um dann vom Bauausschuss am 29. Oktober von der Tagesordnung genommen zu werden. „Die Diskussionen in den Ortschaften hat ergeben, dass die Beschlussvorlage überarbeitet werden muss, dass einige Formulieren einfach noch einmal überdacht werden müssen“, erklärt Olaf Pankow, Chef der SPD-Fraktion. Die Fraktion, zu der auch Stadträte der Grünen und der Wählergemeinschaft „Wir für Emmeringen“ gehören, hatte die Beschlussvorlage auf den Weg gebracht und sich damit auch auf die Fahnen geschrieben, einen Maßnahmekatalog zum Schutz von Insekten zu erarbeiten.

Die Blühstreifen sollten auf Kreisverkehren, an Straßenrändern, an Fahrradwegen, an Ortseingangsbereichen, in Teilbereichen von Parks, auf ökologischen Ausgleichsflächen, auf Ackerrändern und auf sonstigen ungenutzten öffentlichen Grünflächen entstehen. Es war auch vorgeschlagen worden, verschiedene, nach Möglichkeit einheimische, Saatmischungen zu verwenden, die einen geringen Pflegeaufwand haben.

„Die Idee ist nicht schlecht, zu allererst muss aber auch eine große Aufklärungsarbeit unter der Bevölkerung geleistet werden. Denn die Blühstreifen sehen nicht gleich schön aus, es bedarf schon einer gewissen Anlaufphase, die ein, zwei Jahre dauern kann“, meinte Klein Oscherslebens Ortsbürgermeister Jörg Gildemeister. In diesem Ortsteil sind sich die Ortschaftsräte darüber einig, dass die Blühstreifen auf dem Friedhof angelegt werden sollen. Für die Umgestaltung des Friedhofs liege ein Konzept vor, darin könnten die Blühstreifen noch eingearbeitet werden.

In Hadmersleben schlugen die Ortschaftsräte vor, eine Testfläche im Ort anzulegen.

„Kritik zu den Blühstreifen kam vor allem aus den Reihen der Landwirte, die schlussendlich auch vorschlugen, die Beschlussvorlage zu überarbeiten. Zudem solle geprüft werden, in wie weit Fördermittel beantragt werden können, welche Fördertöpfe in Frage kämen. Zudem wollen wir Kontakt zu Wernigerode aufnehmen, die ein Konzept unter dem Motto „Wernigerodes Grüne Lebensqualität“ erarbeitet hat. Die Stadt könnte uns von ihren Erfahrungen berichten“, erklärt Olaf Pankow. Die Harzstadt ist Gründungsmitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“, das 2012 gegründet wurde. 2018 habe Wernigerode eine Grünflächenstrategie erarbeitet und beschlossen.

Olaf Pankow berichtet darüber hinaus, dass im Ergebnis der Ortschaftsratssitzungen unterschiedliche Auffassungen zu den Standorten der Blühstreifen entstanden. Infrage kämen alte Gartenanlagen und Streuobstwiesen. Eine zweite Blühfläche solle im Wiesenpark entstehen. Die erste war im Sommer von den Frauen des Lions-Clubs „Die Börde“ geschaffen worden.

Sven Borchert ist Chef der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft Groß Germersleben. Der Landwirt ist sozusagen auch Experte in Sachen Blühstreifen, denn das landwirtschaftliche Unternehmen wurde vor geraumer Zeit zu einer Modellregion im Projekt F.R.A.N.Z. der Stiftung Kulturlandschaft auserkoren. Unter dem Motto „Biodiversität in der Agrarlandschaft“ beschäftigt sich das landwirtschaftliche Unternehmen schon länger unter anderem mit dem Thema Blühstreifen. Aus Erfahrung weiß Sven Borchert, dass allein beim Anlegen und auch beim späteren Bewirtschaften viele Dinge zu beachten. Das geht bei der Auswahl des Saatgutes los und endet mit der Frage, wie und wann werden die Flächen geschröpft (gekürzt), wie werden sie gepflegt? Sven Borchert schlägt vor, auf Friedhöfen, möglicherweise entlang von Radwegen, wenn sie nicht an der Bundesstraße verlaufen, mit dem Anlegen der Blühstreifen zu beginnen. Er kann allerdings der Fraktion und auch der Stadtverwaltung den „Zahn ziehen“, dass es die Blühstreifen zum „Nulltarif“ gibt. Die Bewirtschaftung ist doch mit viel Aufwand verbunden.