Boxen Alte Tradition soll wieder aufleben
In der Region Vorharz/Börde gibt es eine Boxtradition. Die soll jetzt in Schwanebeck wieder aufleben. Mit dabei: ein Krottorfer.
Krottorf/Schwanebeck l Axel Albrecht aus Krottorf und Dieter Storbeck aus Schwanebeck sind beide 77 Jahre alt. Die Kämpen sind einst Mitglieder der zweiten Boxmannschaft gewesen, die ihre Kämpfe im Boxring auf dem großen Saal des Volkshauses in Schwanebeck absolviert haben.
„Ich selber habe 1956 mit dem Sport angefangen“, erinnert sich Dieter Storbeck. „Ein Jahr später habe ich schon Kämpfe absolviert.“ Axel Albrecht stieß in dieser Zeit ebenfalls zu den Boxern. „Ich habe ihn davon überzeugt, bei uns mitzumachen“, sagt Storbeck mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Er hat sich zu der Zeit schon gern herumgerauft. Beim Sport konnte er sein Talent ausleben.“
Axel Albrecht schaffte es dann sogar bis in das Finale der Bezirksmeisterschaft. Storbeck selber engagierte sich später in der Jugendarbeit und brachte Kindern und Jugendlichen seinen Lieblingssport näher. Der Kontakt der beiden untereinander ist nie abgerissen. „Wir haben uns im Kindergarten kennengelernt und sind dicke Freunde geblieben“, betont Axel Albrecht.
Die beiden Veteranen blicken beim Volksstimme-Vor-Ort-Termin auf die alte Zeit zurück. „Der Boxring stand genau in der Saalmitte“, erzählt Storbeck. „Von oben sorgte eine 300-Watt-Lampe für ausreichend Licht. Das war es auch schon.“ Im Bühnenbereich zogen sich die Kämpfer in zwei getrennten Räumen um, um dann in den Ring zu steigen.
„Da war dann eine Menge los und die Leute endlos begeistert“, schildert Storbeck. „Es waren ja Jungs aus der ganzen Umgebung hier aktiv, so aus der Krottorf, Schwanebeck und Eilsdorf.“ Bei einem Kampf im Wegeleber Schützenhaus ging es sogar einmal gegen die starke Oschersleber Mannschaft. „Vor uns hatten so einige Respekt“, hebt er hervor. „Wir hatten auch tolle Kämpen in unseren Reihen und sind durch die ganze DDR gereist – so mit dem Zug, dem Bus oder gar auf einem Lkw.“
Ehrfürchtig denken die beiden an die Begründer der Tradition aus der ersten Mannschaft zurück. „Die haben den Grundstein gelegt, das war von 1948 bis 1952“, sagt Albrecht. „Der erste Verein hieß noch Chemie, wir haben später für Aufbau gekämpft.“
Legenden spannen sich um den ersten DDR-Meister aus Schwanebeck. Günter Eicke holte 1951 den Titel und wurde dann auf Händen durch die Stadt getragen. Weiter holten die Kämpfer aus der Region noch etliche Bezirksmeistertitel und einmal den Sieg bei der Studentenmeisterschaft. Die Boxanhänger erinnern sich auch gern an den routinierten Ringrichter Rudi Hein zurück. „Er hat die Kämpfe laufen lassen und war sehr beliebt“, sagt der Krottorfer Axel Albrecht.
Axel Albrecht und Dieter Storbeck sind nun die Ehrengäste eines Events, das am 23. März im Volkshaus Schwanebeck stattfinden soll. Sie wollen möglichst mit Manfred Krieger – einen Schwanebecker Boxer aus der ersten Mannschaft – zusammen bei der Veranstaltung dabei sein.
„Das wäre der Hammer“, sagt Volkshaus-Betreiber René Hellmund. Er ist ganz begeistert von den Schilderungen der beiden Kämpen. „Veranstalter werden der bekannte Sportler Toni Thes aus Wegeleben mit seiner Halberstädter Kampfsportschule Respect und ich sein“, sagt er. „Toni ist ein guter Freund für mich.“ Mit ihm zusammen hat der 47-jährige Schwanebecker die Veranstaltung geplant, bei der Boxen, K 1 und Thai-Boxen auf dem Programm stehen und entsprechende Kämpfer aus der Region oder auch aus Berlin auftreten. „Ich selber bin in den 80-er Jahren in das Volkshaus gekommen, da wurde hier auch noch geboxt“, erzählt er. „Daher bin ich dem Sport schon sehr verbunden.“ Selbst einen Ringarzt aus der Region gibt es schon.
„Wir wollen nichts dem Zufall überlassen“. betont Hellmund. „Daher läuft der Kartenvorverkauf schon jetzt an. Zu haben sind Tickets nur über Vorbestellung, da sie auch limitiert sind.“ Nach den Kämpfen wollen die Veranstalter eine Bilanz ziehen. „Die Fortsetzung der Tradition ist durchaus möglich. Für mich ist es schon ein absoluter Höhepunkt, wenn unsere Veteranen an dem Tag nach über 55 Jahren wieder in das Volkshaus zurückkehren, um hier die Kämpfe live zu beobachten.“ Kartenvorbestellungen sind unter Telefon 0172/7459094 möglich.