Coronavirus Corona: Keine Angst im Krankenwagen
Beim Rettungsdienst der Malteser in Oschersleben (Landkreis Börde) herrschen hohe Hygeniebestimmungen.
Oschersleben l Von ihrer Rettungswache in der Oschersleber Bruchstraße sowie ihren Außenstellen in Völpke und Krottorf aus rücken täglich die Besatzungen der Rettungswagen des Malteser Hilfsdienstes aus, um Menschenleben zu retten. Während die Außenstellen zehn Stunden besetzt sind, sind die Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter in der Oschersleber Wache 24 Stunden am Tag dienstbereit. Hinzu kommt in der Bruchstraße ein Notarzt, dessen Einsatzfahrzeug auch von den Maltesern an die Einsatzorte gesteuert wird. Der Dienst der Notärzte wird über die Kassenärztliche Vereinigung organisiert und sichergestellt.
Insgesamt ist die Oschersleber Rettungswache und ihre Außenstellen in einer Schicht mit zwölf Frauen und Männer besetzt, inklusive Notarzt. Hinzu kommen Auszubildende in den verschiedenen Berufen des Rettungsdienstes, so dass die Anzahl der Mitarbeiter bei insgesamt 60 Personen liegt. „Fremde dürfen wegen der Corona-Pandemie zurzeit unsere Rettungswachen und Außenstellen nicht betreten, da wir unser Personal vor einer möglichen Infektion mit dem Virus schützen wollen“, sagt Tobias Niemann, Rettungsdienstleiter des Malteser Hilfsdienstes in Sachsen-Anhalt. Er ist für 14 Rettungswachen im Land verantwortlich.
Wie Niemann betont, sei ein hoher hygienischer Standard im Rettungsdienst ohnehin obligatorisch, auch in Zeiten ohne Corona. Das Tragen von Schutzhandschuhen und Masken im Gesicht gehöre bei den Rettungskräften im Umgang mit den Patienten somit zum gewohnten Alltag und einer Gewisssenhaftigkeit, die ihnen in Fleisch und Blut übergegangen sei. Mit der Pandemie habe sich der Grad der Hygeniebestimmungen noch einmal erhöht und reiche vom Einhalten des Mindestabstandes von 1,50 Metern beim Aufenthalt in der Wache bis hin zur gewissenhaften Desinfektion der Hände. Sollte der Mindestabstand in der Wache einmal nicht eingehalten werden können, setzen die Rettungskräfte ihren Mund-Nase-Schutz auf. Es sei allerdings höchst selten, dass sich alle Mitarbeiter einer Schicht gleichzeitig in einem Raum aufhalten würden, was dann das Tragen der Masken erforderlich machen würde.
„Wenn die Rettungskräfte zu einem Einsatz gerufen werden, ist in den meisten Fällen bereits klar, ob der Patient an Corona erkrankt ist oder dafür ein Verdacht besteht“, erklärt Niemann. Ruft ein Hilfesuchender in der Leitstelle an, würden ihm die Mitarbeiter dort bereits am Telefon Fragen stellen, die auf eine mögliche Infektionsgefahr hindeuten. Die Fragen zielen unter anderem auf Fieber bei den Patienten, ihren Kontakt zu bereits Infizierten oder ihren zeitnahen Aufenthalt in Risikogebieten ab. Beantworte der Patient nur eine Frage mit Ja, informiere die Leitstelle die Besatzungen des Rettungswagens über das erhöhte Risiko. Beim direkten Kontakt mit den Patienten würden die Rettungskräfte die Fragen wiederholen, wobei sich zunächst nur ein Teampartner der Person nähere, um eine größt mögliche Sicherheit zu gewährleisten. Verstärke sich der Verdacht auf eine Corona-Infektion des Patienten, würden sich die Rettungskräfte zusätzlich einen Komplettschutz aus Kittel oder Overall anziehen und ein Gesichtsschutzschild über der Maske anlegen.
Die Schutzmaßnahmen treten ohnehin in Kraft, wenn die Malteser einen an Corona erkrankten Patienten transportieren müssen, was nach den Worten des Rettungsdienstleiters bereits mehrfach vorgekommen sei. Diese Vorsicht gelte nicht nur bei Corona, sondern bei jeder anderen hoch ansteckenden Infektionskrankheit auch, mit denen es die Retter in ihrem Alltag zu tun haben.
Bei Unfällen mit mitunter bewusstlosen Patienten sei das Abfragen auf mögliche Infektionen hingegen nicht möglich. Da gelte es im Handeln mit dem Notarzt, Leben zu retten. Stelle sich im Nachhinein bei einem Test des Patienten ein positiver Befund in bezug auf Corona heraus, würde das Gesundheitsamt die Kontakte nachverfolgen und auch fragen, wie er denn ins Krankenhaus gekommen sei. Somit sei der Kontakt zu den Rettungskräften nachzuweisen und sie würden entsprechend informiert werden.
„Bislang hat es bei uns keinen Fall gegeben, bei dem sich ein Mitarbeiter während des Dienstes mit Corona angesteckt hat“, verdeutlicht Niemann. Deshalb und wegen der hohen Hygeniestandarts sehe er momentan keine Gefahr, dass der Rettungsdienst in seinem Verantwortungsbereich wegen einer Infektion in einen personellen Notstand geraten könne.
Sollte es dennoch dazu kommen, erweise es sich von großem Vorteil, dass alle mehr als 200 Rettungswachen des Malteser Hilfsdienstes in Deutschland nach dem gleichen Qualitätsmanagement arbeiten würden. Daher würde die Ausstattung der Rettungswagen und -wachen außer einiger lokaler Besonderheiten nahezu identisch sein. Das mache den Einsatz der Mitarbeiter an jedem Ort mit Malteser-Wache möglich, wenn es die Personallage erfordere.
„Niemand braucht Angst vor einer Infektion zu haben, wenn er den Rettungsdienst ruft und in ein Krankenhaus eingeliefert werden muss“, verdeutlicht Tobias Niemann. Die Schutzmaßnahmen seien so hoch, dass die Ansteckung an Corona, ob im Krankenwagen oder in der Klinik, nahezu ausgeschlossen sei. Niemann sehe es vielmehr als eine große Gefahr für die Gesundheit an, wenn Menschen wegen ihrer unbegründeten Angst vor Corona viel zu spät in ein Krankenhaus gehen würden. Wegen der zu späten Hilfe könnten sich Krankheitsbilder womöglich unnötig verschlechtern.