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Coronavirus Oschersleber Apotheken meistern Stresstest

Die Apotheken konnten während der Corona-Restriktionen durchgehend öffnen und ihre Kunden versorgen - auch in Oschersleben.

Von André Ziegenmeyer 27.05.2020, 01:01

Oschersleben l Die zurückliegenden Wochen wird Wolfgang Böhm so schnell nicht vergessen. „Es war echt stressig“, sagt der Inhaber der Neuen Apotheke in der Oschersleber Friedrichstraße. Sein Team arbeitete wegen Corona zwischenzeitlich in zwei Schichten. Seit etwa zwei Wochen läuft der Betrieb wieder normal - mit gebotenem Abstand und Hygieneregeln.

„Ich hoffe nur, dass die Lockerungen nicht zu schnell gehen“, sagt der Apotheker und hat bisweilen das Gefühl, dass die Mehrheit schon wieder zu unvorsichtig agiert. An die Anfänge der Pandemie erinnert er sich noch genau: „Erst war Corona weit weg. Dann rückte es näher und wir spürten im Einkauf plötzlich, dass manche Dinge knapp wurden.“ In erster Linie Desinfektionsmittel und Nase-Mundschutz-Masken.

Mit Problemen der Belieferung habe er dauernd zu kämpfen, sagt Apotheker Wolfgang Böhm. „Die Lieferengpässe hatten wir bereits vor Corona, und sie wurden dadurch noch einmal verstärkt“, sagt der 65-Jährige. Jeden Tag seien er und seine Mitarbeiter damit beschäftigt, Medikamente zu beschaffen, die nicht ohne weiteres geliefert werden können. Dafür müsse Ersatz gefunden werden. Zwar wurde der bisher oftmals erhebliche bürokratische Aufwand während der Corona-Krise vereinfacht, doch gebe es unendliche Diskussionen mit den Kunden, warum sie nun auf das Ersatzpräparat ausweichen müssten, so der Apotheker. Für ihn sei eine weitere positive Errungenschaft, dass mittlerweile für die Lieferung von Medikamenten eine Botendienstpauschale geltend gemacht werden kann. Patienten müssen so nicht mehr in die Apotheke kommen. Mitarbeiter können die Rezepte abholen und die Medikamente kontaktlos nach Hause bringen. „Ich hoffe, dass ein Teil der Erleichterungen bestehen bleibt“, so Wolfgang Böhm. Jedoch hätten die Krankenkassen bereits angekündigt, die Kosten für den Lieferservice lediglich bis September zu übernehmen. Dabei sei er gerade für Menschen interessant, die zu einer Risikogruppe gehören.

Die Nase-Mundschutzmasken würden in seiner Apotheke so gut wie gar nicht mehr nachgefragt. Diese Produkte seien jetzt keine Mangelware mehr. Das gelte für Masken ebenso wie für Desinfektionsmittel. Das gestiegene Angebot wirke sich auch auf die Preise auf. Als die Ware knapp war, hätten Lieferanten mehr verlangt, als jetzt, sagt Wolfgang Böhm. „Jetzt habe ich die teuer eingekauften Masken im Regal und keiner will sie mehr haben“, so der 65-Jährige.

Jedoch ist sich der Apotheker sicher, dass die Nachfrage früher oder später wieder kommen werde. Viele Geschäfte müssten jetzt mit den nötigen Hygieneartikeln versorgt werden. Allerdings hoffe er auch, dass wir all dies nicht ewig brauchen werden.

Auch hinter dem Team der Apotheke Storchshöhe liegen bewegte Wochen. Inhaber Jörg Froböse erinnert sich: „Nie zuvor hat es in Deutschland einen so heftigen Absatzzuwachs gegeben.“ Dabei bezieht er sich auf Zahlen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Von einer Woche auf die andere sei im März der Absatz um über 50 Prozent angestiegen. Bezogen auf den ganzen Monat habe es deutschlandweit ein Absatzplus von rund 25 Prozent gegeben - im Vergleich zum März 2019. In der Apotheke Storchshöhe sei es sogar noch ein bisschen mehr gewesen.

„Als die Krise begann, haben sich die Menschen bevorratet. Sie hatten Angst, dass eine richtige Krankheitswelle auf uns zukommt“, berichtet Jörg Froböse. Um der deutlich höheren Nachfrage entsprechen zu können, mussten viele Herausforderungen gestemmt werden. Wochenarbeitszeit und Arbeitsbelastung seien deutlich gestiegen. Das mache sich noch immer bemerkbar. Die rund 20 Mitarbeiter wurden in vier Teams eingeteilt. So soll gewährleistet werden, dass der Betrieb selbst dann weitergehen kann, wenn es in der Belegschaft zu Corona-Fällen kommen sollte. Arbeitsaufgaben und -abläufe hätten sich geändert. Die Teams arbeiten laut Jörg Froböse in zwei Schichten. Das neue System sei zwar weniger flexibel und anstrengender. Aber es diene der Sicherheit. Alles in allem sei es den Apotheken in Deutschland sehr gut gelungen, die flächendeckende Versorgung aufrecht zu erhalten. Auch hier bezieht sich Jörg Froböse auf Angaben des ABDA.

In der Apotheke Storchshöhe wurden diverse Vorkehrungen getroffen. Dazu zählt unter anderem die Schließung einer Kasse, damit die Abstandsregel eingehalten werden kann. Glaswände sollen vor Tröpfcheninfektionen schützen. Nicht zuletzt wurde ein Hygieneplan mit regelmäßigen Desinfektionen aufgestellt. Auch beim Notdienst außerhalb der eigentlichen Öffnungszeiten gebe es besondere Maßnahmen. „Es geht darum, dass die Corona-Infektionen nicht bei uns ankommen und vor allem darum, dass sie nicht von uns weiter verbreitet werden“, macht Jörg Froböse deutlich.

Die hohe Nachfrage aus dem März hielt jedoch nicht an. Im April habe es eine entsprechende Gegenbewegung gegeben. Die Absätze sanken unter das Vorjahresniveau. Auch im Mai liege man noch rund 15 Prozent unter dem Vergleichswert, so Jörg Froböse. Auf der anderen Seite sei eben das Einkaufsverhalten der Menschen weiterhin nicht das gleiche wie vor der Pandemie. Hinzu komme, dass viele Leute weiterhin Arztbesuche aufschieben würden, wenn diese nicht unbedingt notwendig seien. Das bedeute auch für Apotheken weniger Kunden.

Ähnlich wie bei Wolfgang Böhm hat die Auslieferung von Medikamenten in der Apotheke Storchshöhe in den letzten Wochen eine besondere Rolle gespielt. Dabei betont Jörg Froböse, dass sie genauso kontaktlos erledigt werde wie die Belieferung der Apotheke selbst. Eine Woche lang sei die Nachfrage für die Auslieferung von Medikamenten so groß gewesen, dass das Team der Apotheke Storchshöhe ihr nicht in vollem Umfang nachkommen konnte. „Aber danach hatten wir uns darauf eingestellt“, so Jörg Froböse.