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Coronavirus Oschersleber Gastronomen im Papierkrieg

Ab dem Montag können auch Restaurants in Oschersleben wieder öffnen. Doch der Start ist eher verhalten.

Von Uta Müller 15.05.2020, 09:22

Oschersleben l Seit fast zwei Monaten heißt es in der Gastronomie in Oschersleben nur noch „zum Mitnehmen bitte“, die Corona-Beschränkungen machten Restaurantbesuche unmöglich.

Nach Wochen der Schließung dürfen die Restaurants in Oschersleben ab Montag, 18. Mai endlich wieder öffnen. Viele Restaurants, Cafés, Imbisse werden am Montag aber wohl noch noch gesclossen haben: Es lohnt sich schlichtweg nicht für sie. Gerade für die kleineren Betriebe stehen die Kosten für Personal, strengere Reinigung und die Waren in keinem Verhältnis zur geringeren Zahl der Gäste, die bewirtet werden können.

So wie Philipp Neumann vom Restaurant „Zum Athos“ in Oschersleben. „Es sind zu viele Voraussetzungen und Maßnahmen, die ich umsetzen muss und das alles nur, um ein paar Tage eher zu öffnen“, sagt der Restaurantbetreiber. Obwohl bereits alles vorbereitet sei, werde er erst regulär am Freitag, 22. Mai, öffnen. Auch wenn bereits langsam Reservierungsanfragen gestellt würden, mit einem Ansturm rechnet Neumann am Freitag noch nicht.

Auch Utz Hehne vom Brauhaus „Neindorfer Krug“ wird erst nach Himmelfahrt seine Gaststätte öffnen. Er müsse noch einige Vorbereitungen treffen und benötige beispielsweise noch zwei Plexiglasscheiben für seine Theke. Sein Hauptumsatzbringer sei der Außenbereich mit Biergarten. Auch einer der Gründe, warum er erst am Freitag öffnen will. Am Herrentag, dem 21. Mai, seien die Abstands- und Hygieneregeln angesichts zu erwartender betrunkener Männergruppen zu schwer zu gewährleisten, begründete Hehne seine Entscheidung. „Ich betreibe mein Restaurant komplett allein und manche Leute werden mit den Lockerungen und einem Bier leicht unvernüftig“, gibt der Gastronom zu.

Mike Silabetzschki von der Ostalgiekantine in Oschersleben schaffe es auch nicht, in der Kürze der Zeit ein Hygienekonzept zu erarbeiten, um bereits am Montag öffnen zu können. Dieselben Auflagen würden am Freitag ja auch gelten, nur ohne den Papierkram. Außerdem müsse der Einsatz der Mitarbeiter sowie die Lieferungen erst organisiert werden. Er sei optimistisch und hoffe auf einen großen Andrang zur Mittagszeit in seiner Kantine. „Ich denke, die Leute sind sehr vorbildlich und halten sich an die Bestimmungen“, sagt Silabetzschki.

Einer der wenigen Gastronomen in Oschersleben, die sich nicht von dem bürokratischen Aufwand haben abschrecken lassen, ist Giovanni Cara. „Ich ziehe das durch“, sagt der gebürtige Sizilianer. Mit Unterstützung seiner Lebenspartnerin sei er gerade dabei sich durch den Papierkram zu wurschteln. Gerade erst habe das Paar die erforderlichen Unterlage von der Internetseite des Landkreises runtergeladen. „Es hieß erst, wir bekommen etwas zugeschickt“, sagt Cara. Aber warten wolle er jetzt auf keinen Fall mehr. Er müsse jetzt öffnen, sagt der Besitzer der „Trattoria Taormina“. Erst recht, um seine Mitarbeiter nicht zu verprellen. Gutes Personal zu finden, sei in der heutigen Zeit im Gastronomie-Bereich ohnehin nicht einfach. Seit 25 Jahren arbeitet der 63-Jährige in der Gastronomie, aber noch nie habe er so viel Lebensmittel wegschmeißen müssen. Für den Außer-Haus_Verkauf habe er zwar bereits geöffnet, aber das Geld reiche hinten und vorne nicht.

Im Restaurant sei alles auf eine Öffnung am Montag vorbereitet. Piktogramme wurden ausgedruckt, Speisekarten eingeschweißt, die Salz- und Pfefferstreuer sowie das Olivenöl von den Tischen entfernt. Es fehle nur noch die Zustimmung durch den Landkreis.

Restaurants und Gaststätten in Sachsen-Anhalt dürfen ab dem 18. Mai wieder öffnen – wenn sie strenge Auflagen einhalten und diese vorab vom zuständigen Gesundheitsamt überprüfen lassen. Die Unternehmen sollen demnach unter anderem Hygienekonzepte erstellen, die Gäste darüber informieren und für genügend Abstand zwischen den Gästen sorgen. Das Personal soll einen Mundschutz tragen. Eine Reservierungspflicht gibt es nicht. Weil aber mit großem Andrang gerechnet wird und viel weniger Plätze zur Verfügung stehen, empfehlen die meisten Gastronomen, sich seinen Tisch vorab zu sichern.

Vorgeschrieben ist eine Besucherliste, auf der die Wirte Namen und Kontaktdaten der Gäste festhalten. Falls sich ein Gast mit dem Coronavirus infiziert hat, kann das Gesundheitsamt die Liste anfordern und dann die Kontakte des Patienten nachverfolgen. Damit sich nicht jeder spontan hinsetzt wo er will, werden die meisten Gastwirte den Zugang zu ihren Räumen regeln und die Gäste zum jeweiligen Tisch führen, auch wenn das nicht vorgeschrieben ist.

Diese Tische müssen in Gaststätten mindestens 1,5 Meter weit auseinander stehen, drinnen wie draußen. Der Abstand gilt erstmal von Tischkante zu Tischkante. Sofern aber Stühle dazwischenstehen, sind die Stuhllehnen das Limit. Und solange Gastwirte diesen Abstand gewährleisten können, ist auch egal, wieviele Kunden sich in den Räumen aufhalten.

Dem Landkreis Börde liegen derzeit (Stand: 14. Mai) zwölf Anträge zur Restaurant-Öffnung am Montag vor, sechs davon vollständig mit Hygienekonzept.