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Steffen Claus hilft den Jüngsten mit "Tatort Märchenwald" Die "Nestflüchter" sind nun Kinderpolizisten

Von Yvonne Heyer 23.11.2011, 05:20

Darf man mit Fremden mitgehen? Sind alle, die böse aussehen, tatsächlich böse? Müssen auch Kinder Regeln beachten? Diese Fragen und viele mehr beantworteten die "Nestflüchter" gemeinsam mit dem Kinderpolizisten Steffen Claus.

Langenweddingen l Wie werden Kinder auf die Gefahren des Alltags vorbereitet? Wie lernen sie Gut und Böse zu unterscheiden? Ganz spielerisch, so könnte man mit wenigen Worten die "Unterrichtsstunde" von Steffen Claus zusammenfassen. Der ehemalige Polizist und heutige Ruheständler arbeitet noch heute aktiv in der polizeilichen Prävention, gehört zur Agentur "Schutzengel". Mit einem ganzen Koffer voller Handpuppen, vornehmlich Märchenfiguren, kam er gestern zu den künftigen Schulanfängern, den "Nestflüchtern" der Kindertagesstätte "Spatzennest" in Langenweddingen.

Zuvor hatte in der vergangenen Woche eine Elternversammlung in der Kita stattgefunden. Hier erläuterte er den Eltern sein Vorhaben in Sachen Kinderschutz und Prävention. "Manchmal machen wir es auch so, dass Eltern und Kinder gemeinsam in einem Raum sitzen und die Eltern so erleben, wie ihr Kind auf eine bestimmte Situation reagiert", erklärt Steffen Claus.

Die von ihm mitgebrachten Märchenfiguren haben einen ganz besonderen Zweck. Märchen sind Krimis für Kinder und die Kinderpolizei fahndet darin nach Gut und Böse. Viele Märchenhelden müssen Konflikte bewältigen und nicht immer müssen die Helden dicke Muckis haben. Dabei zeigt Steffen Claus das tapfere Schneiderlein. Das sieht gar nicht tapfer aus, doch es ist schlau. Und so stellen die Kinder fest, dass man, um sich zu wehren oder sich zu behaupten, auch Köpfchen haben muss.

Die Schönste aus dem Märchenland, Schneewittchen, war nicht schlau. Sie hat nicht aus ihren Fehlern gelernt und auch nicht die Spielregeln beachtet, die ihr die Zwerge aufgetragen haben, wie die "Nestflüchter" feststellen mussten. Dreimal hat sie die böse Königin hereingelassen.

Es ist eindrucksvoll, wie sehr die Jungen und Mädchen mitgehen und über die Märchen auch die "Polizistensprache" verstehen. So können die Kinder sogar die Frage nach den Tatwerkzeugen der bösen Königin sofort beantworten, obwohl sie das Wort noch nie gehört haben.

Wie können sich Kinder gegen Erwachsene wehren? Körperlich sicher nicht, aber, so Steffen Claus: "Schreien kann jeder!" Und auch die Spatzennest-Kinder können das und gaben gleich eine Kostprobe. Darf ich mit einem Fremden mitgehen? "Nein, sonst geht man verloren", antwortete ein Steppke. Doch die Kinder verstanden auch, dass es nicht nur um Fremde geht. Egal, mit wem man mitgehen möchte, Mutti oder Vati müssen immer gefragt werden. "Wenn ihr nicht mitgehen wollt, sagt ihr laut und deutlich ¿Nein\' das ist euer Recht!" Und über die Plauderei zu den verschiedenen Märchen lernten die Kleinen auch die Nummer der Polizei und der Feuerwehr kennen. Zudem schlüpften die Kinder in kleine Rollen, waren Zeugen, Polizist, Bösewicht und Detektiv. Alle machten toll mit und wurden so zum Kinderpolizisten ernannt. Diese sind Vorbilder, sagen keine bösen Wörter und hören.

Auf einer Weiterbildung hatte Kita-Leiterin Cornelia Eisenkolb von der Agentur "Schutzengel" und ihren Projekten gehört. Sie war begeistert und hängte sich gleich ans Telefon. Über das Polizeirevier Börde in Haldensleben und Manfred Knechtel, der hier für die polizeiliche Prävention zuständig ist, konnte Steffen Claus in die Langenweddinger Kindereinrichtung geholt werden.