1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Finanzspritze fürs Harbker Schloss: Kronen, Stürze und Sockel sollen vor weiterem Verfall bewahrt werden

EIL

Denkmalpflege Finanzspritze fürs Harbker Schloss: Kronen, Stürze und Sockel sollen vor weiterem Verfall bewahrt werden

Harbkes Schloss erhält eine Kur gegen die anhaltenden Verfallserscheinungen. Eine 50-prozentige Förderung des Bundes ist beschlossene Sache. Sie wird auf die Sicherung der Frontmauer am alten Wirtschaftsgebäude verwendet.

Von Ronny Schoof 27.05.2021, 12:28
Förderbestätigung vor Ort und im Beisein politischer Funktionsträger: MdB Manfred Behrens (von links), Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch und Landrat Martin Stichnoth sowie Ursula Schmiedchen, Werner Müller und Gerlinde Loh vom Harbker Denkmalpflegeverein.
Förderbestätigung vor Ort und im Beisein politischer Funktionsträger: MdB Manfred Behrens (von links), Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch und Landrat Martin Stichnoth sowie Ursula Schmiedchen, Werner Müller und Gerlinde Loh vom Harbker Denkmalpflegeverein. Foto: André Ziegenmeyer

Harbke - Instandsetzung der Mauerkronen, Sicherung von Sockelplatten, Fensterstürzen und -gewänden, Rissvernadelung sowie das Ausmauern von Fehlstellen – all das sieht die Maßnahme für die Schlossfront hin zur Parkanlage vor. Greifen soll sie noch im laufenden Jahr. Sie umfasst ein finanzielles Volumen von gut 130 000 Euro. Die Hälfte davon, 66 600 Euro, trägt der Bund in Form so genannter BKM-Mittel. BKM steht für den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Zusage im Wahlkampf

Dass es nach mehreren vergeblichen Anläufen nun ausgerechnet kurz vor der Landtagswahl und wenige Monate vor der Bundestagswahl mit der staatlichen Förderung geklappt hat und die politisch Handelnden dies entsprechend in Szene setzen, sei vielleicht nicht unbedingt ein Zufall, meint Harbkes Bürgermeister, Werner Müller. Doch mag das Ortsoberhaupt diesen Umstand nicht übermäßig zerreden. Man sei in erster Linie froh und dankbar über die Mittelzusage aus dem Denkmalförderprogramm des Bundes.

Seit zehn Jahren auf der Liste

Werner Müller ist auch Vorsitzender des Denkmalpflegevereins Harbke. Und dieser, nicht die Gemeinde, ist sowohl Antragsteller als auch Empfänger der Förderung, betont der Bürgermeister. Der Verein habe lange und geduldig darauf warten müssen: „Die Sicherung der Außenwand des Wirtschaftsgebäudes steht seit zirka zehn Jahren auf der Liste zur Förderung. Immer wieder wurde der Antrag aber abgelehnt. Auch 2019 wurde bereits ein Antrag auf Bundesmittel, ebenfalls aus dem Sonderprogramm Denkmalschutz, gestellt, leider in 2020 abgelehnt. Umso größer die Freude, dass es nun endlich geklappt hat. Zwar sind mit den Bundesmitteln nur 50 Prozent der insgesamt 133 250 Euro abgedeckt. Wir sind jedoch sehr zuversichtlich, dass die Kofinanzierung nun auch durch das Land und Lotto Toto bestätigt wird.“

Die beantragten Landesmittel belaufen sich auf 33 000 Euro, die Lottogesellschaft soll 20 000 Euro beisteuern. Als Eigenanteil des Denkmalpflegevereins verbleiben 13 650 Euro.

Vitamin B war vonnöten

Zu besonderem Dank, so Werner Müller, sei man dem scheidenden Plenumsmitglied Manfred Behrens (CDU) verpflichtet, denn: „Der Antrag zum Bundesförderprogramm Denkmalschutz musste zwingend durch einen Bundestagsabgeordneten eingereicht werden. Da ich durch meine Tätigkeit im Kreistag guten Kontakt zu Manfred Behrens habe, fragte ich an, ob er sich dies vorstellen könnte. Ohne Bedenkzeit hat er zugesagt. Unser Dank gilt außerdem Astrid Petersen, der Sachbearbeiterin der Fördermittelanträge in der Verbandsgemeinde Obere Aller. Über all die Jahre begleitet sie die Projekte und verzweifelt auch nicht, obwohl doch viele Anträge abgelehnt werden.“

Manfred Behrens erklärt sein Engagement und die Überzeugung im Haushaltsausschuss des Bundestags so: „Die Familie von Veltheim, einstige Herren des Harbker Schlosses, war und ist für die Geschichte des heutigen Sachsen-Anhalts von enormer Bedeutung. Der großflächige Schlosskomplex der Adelsfamilie, welcher eine für die Geschichte der Gartenkunst bedeutende Parkanlage beinhaltet, ist in diesem Zusammenhang eine besondere Kulturstätte. Die geplante Restaurierung soll nun Platz für Kulturveranstaltungen schaffen und damit sowohl die Lebensqualität als auch die Standortfaktoren der Region stärken.“

Zerstörung und Zwangsenteignung

Das Schloss ist im späten 16. Jahrhundert auf den Grundmauern eines Vorgängerbaus im Renaissance-Stil errichtet worden. Das Anwesen erfuhr im 18. Jahrhundert durch Zerstörung (Brand) und Umbau mehrere Veränderungen. Bis zur Zwangsenteignung 1945 war es im Besitz derer von Veltheim. Der Wohnbereich wurde bis 1955 als Kinderheim genutzt, die Wirtschaftsgebäude waren bis zum Ende der DDR Teil der LPG.

Eigentümerin ist seit der Wende die Gemeinde. Der Denkmalpflegeverein als förderfähiges Organ ist um den Erhalt und die Wiedernutzung auch der ruinösen Gebäudeteile bemüht.

Der einstige Wohnbereich des Schlosses ist nur noch ruinös vorhanden. Zumindest der Turm soll nach den Harbker Wünschen wieder begehbar gemacht werden. In der jetzt geförderten Maßnahme sind diese Pläne jedoch noch nicht enthalten.
Der einstige Wohnbereich des Schlosses ist nur noch ruinös vorhanden. Zumindest der Turm soll nach den Harbker Wünschen wieder begehbar gemacht werden. In der jetzt geförderten Maßnahme sind diese Pläne jedoch noch nicht enthalten.
Foto: Ronny Schoof