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Fördermittel Mit Schlamm das Klima schützen

Der Trink- und Abwasserverband (TAV) Börde in Oschersleber bekommt einen Förderbescheid über knapp 1,77 Millionen Euro.

Von André Ziegenmeyer 22.02.2020, 01:00

Oschersleben l Wie Ekkehard Wallbaum vom Umweltministerium Sachsen-Anhalt erklärte, soll das Projekt auch den Bürgern nützen. Denn wenn der TAV Kosten spare, wirke das einer Anhebung der Gebühren entgegen. Hans-Werner Peschel, Referatsleiter für den Bereich Abwasserbeseitigung des Ministeriums, ergänzte, dass dies in Zeiten steigender Energiepreise keine Kleinigkeit sei.

Aber der Reihe nach: Bis Mitte 2022 will der TAV rund 4,24 Millionen Euro in die Oschersleber Kläranlage investieren. So erklärte es Geschäftsführerin Vinny Zielske. Bei den Fördermitteln handelt es sich um Geld der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt.

Im Moment wird der Klärschlamm in Oschersleben intensiv belüftet, um die enthaltenen Mikroorganismen mit Sauerstoff zu versorgen. Nach der Klärung wird der Schlamm getrocknet und in der Landwirtschaft als Dünger genutzt.

Das soll sich ändern. Dabei wirken mehrere Punkte zusammen. Zum einen gelten für den Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft seit einiger Zeit strengere Richtlinien. Zum anderen möchte der TAV die Energie, die im Schlamm steckt, besser nutzen.

Neben weiteren Anlagen sollen deshalb unter anderem zwei Faulbehälter und ein Blockheizkraftwerk gebaut werden. Der Vorteil: Pro Tag fallen etwa 600 Kubikmeter Methan als Klärgas an. Damit sollen Strom und Wärme erzeugt werden.

„Die Kläranlage verbraucht etwa 830 000 Kilowattstunden an Strom pro Jahr“, führte Vinny Zielske aus. Durch die neuen Anlagen sollen bis zu 417 000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugt werden. „Wir schaffen es nicht ganz, zum Selbstversorger zu werden. Aber wir sind auf einem guten Weg“, fasste Vinny Zielske zusammen.

Die erzeugte Wärme werde für die Beheizung des Faulturmes benötigt. Der Überschuss werde zum Heizen genutzt. Im Endeffekt werde der jährliche Ausstoß von Kohlendioxid um 215 Tonnen reduziert. Die Reste des Klärschlamms sollen entwässert und am Ende verbrannt werden.

Entsprechend berichtete Olaf Wachsmuth, der technisches Projektleiter des TAV: „Die wirtschaftlichen Effekte ergeben sich im Wesentlichen durch die Nutzung des selbst erzeugten Stromes auf der Kläranlage, welcher dann nicht mehr vom Netzbetreiber eingekauft werden muss. Auch die Realisierung einer eigenen Schlammentwässerung, die den Einkauf von Fremdleistungen erübrigt, wirkt positiv auf die Kostenstruktur des Verbandes.“

Ministerialdirigent Ekkehard Wallbaum übergab den Förderbescheid an Vinny Zielske und den Vorsitzenden der TAV-Verbandsversammlung Burkhard Kanngießer. Dabei berichtete Wallbaum, dass es sich um eine Premiere handele. Denn die Förderung stamme aus einem neuen Programm, und der TAV sei der erste Empfänger eines entsprechenden Bescheides. Der vollständige Titel des neuen Programmes lautet: „Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz von öffentlichen Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen“.

Ekkehard Wallbaum betonte, dass es dabei vor allem um den Klimaschutz gehe. Die Förderquote bei den förderfähigen Kosten liege in diesem Fall bei 50 Prozent. Gleichzeitig lobte der Ministerialdirigent den Trink- und Abwasserverband. Um ein Projekt umsetzen zu können, müsse ein Vorhabenträger auch den Eigenanteil stemmen können. Das gelinge nicht immer. Auf der anderen Seite sei jedes realisierte Projekt ein Gewinn. „Denn das sind Beispiele, die man sehen kann und die den Bürger interessieren“, so Ekkehard Wallbaum.

Vinny Zielske informierte, dass sich der TAV schon sehr lange mit entsprechenden Plänen beschäftige. 2011 seien die ersten Studien zur einer Änderung der Klärschlammbehandlung erstellt worden. 2019 habe der Verband dann den Fördermittelantrag gestellt.

Ekkehard Wallbaum erklärte, dass es sich beim Vorhaben des TAV um ein Projekt handele, das langfristig sehr sinnvoll sei. Laut Hans-Werner Peschel ist die möglichst effektive Einsparung von Kohlendioxid ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der zu fördernden Projekte. „Wir wollen mit dem Geld, das zur Verfügung steht, eine möglichst große Energieersparnis erreichen“, so Peschel. Gleichzeitig gehöre die Abwasserbeseitigung in der Regel zu den größten Energieverbrauchern in einer Kommune.

Zum Gebiet des TAV Börde gehören Oschersleben, Wanzleben, die Westliche Börde, die Obere Aller und das Sülzetal. Neben der Kläranlage in Oschersleben gibt es zwölf weitere Anlagen. „Im Prinzip haben wir den alten Bördekreis zu ver- und entsorgen“, fasste Vinny Zielske zusammen. Wie die Geschäftsführerin mitteilte, sollen die Arbeiten am Oschersleber Klärwerk im Herbst 2020 beginnen.