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Gesundheit Schleppender Versand der Coupons

Risikopatienten erhalten derzeit Post von ihren Krankenkassen.

Von André Ziegenmeyer 08.02.2021, 10:09

Oschersleben. Darin enthalten sind ein Anschreiben der Bundesregierung und zwei Berechtigungsscheine zum Bezug von jeweils sechs FFP2-Schutzmasken. Die Verteilung scheint besser zu funktionieren als noch im Dezember. „Die Krankenkassen versenden die Coupons zu unterschiedlichen Terminen, daher gibt es – anders als im Dezember – aktuell keinen Ansturm und keine langen Schlangen“, berichtet Dr. Jörg Froböse. Er ist der Inhaber der Apotheke Storchshöhe in Oschersleben. Tatsächlich müssten sich viele Versicherte in Geduld üben und hätten sich einen schnelleren Versand der Berechtigungsscheine von der Bundesdruckerei gewünscht, so Jörg Froböse.

Für Unmut hatte unter anderem ein Sortierfehler bei der AOK Sachsen-Anhalt gesorgt. Wie Pressesprecherin Anna-Kristina Mahler erklärt, ging es dabei um rund 400 000 Briefe. Seitens der Bundesregierung gebe es klare Vorgaben, welche Gruppen unter den Berechtigten Vorrang haben, nämlich die ältesten in den Corona-Risikogruppen. Bei der AOK wurden die Berechtigungsscheine jedoch zunächst nach Postleitzahlen sortiert und nicht nach den Vorrangkriterien, so Anna-Kristina Mahler. Dadurch sei es zu Verzögerungen gekommen.

„Um die Wartezeit für die besonders gefährdeten, über 75-jährigen Versicherten zu überbrücken, haben wir sie über die Verzögerung informiert und ihnen zwei kostenfreie FFP2-Masken zugesandt“, berichtet die Pressesprecherin. Mittlerweile müssten aber alle bei der AOK versicherten Risikopatienten ihre Berechtigungsscheine erhalten haben.

In der Börde haben laut Anna-Kristina Mahler etwa 300 000 AOK-Versicherte Anspruch auf die kostenfreien FFP2-Masken. Kunden anderer Versicherungen klagten gegenüber der Volksstimme aber ebenfalls über Verzögerungen.

Wie Jörg Froböse mitteilt, sei so etwas nicht nur ärgerlich. „Diese Verzögerung gefährdet aus unserer Sicht die gefährdetste Zielgruppe, da die FFP2-Masken für den Eigen- sowie Fremdschutz ein wichtiges Instrument zur Bewältigung der Pandemie sind“, so der Apotheker. Anspruchsberechtigt seien Menschen, die am 15. Dezember 2020 60 Jahre oder älter waren sowie Personen, die bestimmte Vorerkrankungen haben oder Risikofaktoren aufweisen. Dazu zählen laut Jörg Froböse beispielsweise Asthma bronchiale, eine chronische Herz- oder Niereninsuffizienz, ein Schlaganfall, Diabetes mellitus Typ 2, bestimmte Krebserkrankungen, Trisomie 21, Demenz oder eine Risikoschwangerschaft.

Wie Jörg Froböse informiert, kann der erste Gutschein bis Ende Februar in den Apotheken eingelöst werden. Der zweite sei vom 16. Februar bis zum 15. April gültig. Seine Apotheke sei für die Ausgabe gut gerüstet. Sie erfolge schnell, kontaktlos und sicher, so der Apotheker. Der Sicherheitsabstand werde eingehalten, bereits seit vergangenem Jahr entferne eine Lüftungsanlage Viren und Bakterien. Laut Verordnung müssen bezugsberechtigte Kunden für jedes Sechserpack einen Eigenanteil von zwei Euro zahlen. Jörg Froböse bittet darum, diesen Betrag passend mitzubringen oder kontaktlos mit Karte zu bezahlen.

Bereits im Dezember hatten Apotheken FFP2-Masken an potenzielle Corona-Risikopatienten verteilt. Das hatte zu einem großen Ansturm geführt. In diesem Zusammenhang verweist Jörg Froböse auf eine Pressemitteilung des Vereins „Freie Apothekerschaft“. Darin wird die Dezember-Ausgabe als „personelle und logistische Meisterleistung“ bezeichnet, gleichzeitig aber auch Kritik geäußert. Die Apotheken hätten nicht einmal drei Werktage Vorbereitungszeit gehabt, um sich auf die Abgabe vorzubereiten. Viele hätten aus Funk und Fernsehen davon erfahren. Da so viele Apotheken gleichzeitig bestellten, sei es zu Lieferschwierigkeiten gekommen.

Thomas Mertens von der Oschersleber Ratsapotheke betont zunächst, dass man sich durch die Corona-Pandemie in einer Situation befinde, die „die Welt noch nicht gesehen hat“. Vor diesem Hintergrund gehe er davon aus, dass alle Apotheken ihr Möglichstes tun würden, „um den Anforderungen gerecht zu werden, die die Politik an uns gestellt hat“. Generell sei es ein Segen, dass es in Deutschland noch ein flächendeckendes Netz an Apotheken gebe – und zwar nicht nur im Hinblick auf die Verteilung von FFP2-Masken. Im Rückblick auf den Dezember erklärt Thomas Mertens: „Die gesamte Branche, auch die ganzen Logistikketten, haben einen richtig guten Job gemacht. Alle haben sich binnen kürzester Zeit auf die neue Situation eingestellt.“ Seines Wissens seien alle Apotheken in Oschersleben gut gerüstet, um die Bevölkerung mit FFP2-Masken und anderen Modellen zu versorgen.

Wolfgang Böhm von der Neuen Apotheke berichtet ebenfalls, dass die Verteilung der Masken problemlos funktioniere. Gerade am Freitag sei die Nachfrage sehr groß gewesen. Was Wolfgang Böhm hingegen verärgert, ist Folgendes: Ihm zufolge ist die Vergütung, welche Apotheken für die abgegebenen Masken erhalten, durch den Bundesgesundheitsminister um rund 30 Prozent gegenüber der Tranche im Dezember gesenkt worden. Auf diese Weise bleibe den Apotheken wenig finanzieller Spielraum übrig.

Darüber hinaus betont Wolfgang Böhm, dass der richtige Umgang mit FFP2-Masken entscheidend für die Schutzwirkung sei. So dürften sie nur mit desinfizierten Händen auf- und abgesetzt werden. Dabei sollten die Masken selbst nicht berührt werden, sondern nur die Haltebänder. Auch zu solchen Details würden die Mitarbeiter der Apotheke Kunden ausführlich beraten.