Im Körling wird die Integration gelebt
Die Arbeitsgemeinschaft „Willkommen im Sülzetal“ kümmert sich um die etwa 120 Migranten, die zurzeit in der Einheitsgemeinde leben. Der Gruppe gehören 40 Frauen und Männer an, die die Arbeit ehrenamtlich bewältigen.
Schwaneberg l Die Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“ kümmert sich seit dem vergangenen Jahr um Migranten, die in der Einheitsgemeinde leben. In der Arbeitsgruppe arbeiten etwa 40 Freiwillige aus den Orten des Sülzetals und Vertreter der Gemeindeverwaltung in Osterweddingen mit. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt zurzeit auf der Betreuung von etwa 120 Flüchtlingen aus Syrien, die der Landkreis Börde im früheren Rasthof Körling bei Schwaneberg untergebracht hat.
„Es gibt Überlegungen, die Arbeitsgruppe zukünftig statusrechtlich weiter zu entwickeln. Dabei sind sowohl die Gründung eines Vereins als auch die Angliederung an einen bereits existierenden Träger im Gespräch“, sagt der Langenweddinger Gerald Stöter. Er ist der Koordinator der Arbeitsgruppe, die von Sülzetal-Pfarrer Raimund Müller-Busse geleitet wird. Ihnen zur Seite steht Ruben Herm, der hauptberuflich für den Malteser Hilfsdienst die soziale Betreuung der Flüchtlinge im Sülzetal organisiert. Ebenso werde auf politischer Ebene über die Organisation eines Unterausschusses oder Beirates diskutiert, sagt Stöter. Der Gemeinderat hatte der Arbeitsgruppe mit einem Beschluss das Mandat erteilt, die Migranten im Sülzetal zu betreuen.
Das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben hat ein Sonderprogramm „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ aufgelegt. Auf Initiative der Gemeinde Sülzetal sind vier Stellen, je zwei für Ehrenamtliche und Migranten, eingerichtet worden. „Die Stelleninhaber werden sich dann um die Aufgaben der Arbeitsgruppe kümmern“, kündigt Stöter an.
Die Mitglieder der Arbeitsgruppe kümmern sich zudem in Zusammenarbeit mit Ärzten um die medizinische Versorgung der Migranten. Im Körling konnte die Gruppe ein Arztzimmer einrichten und ein regelmäßiger Sprechtag etabliert werden. Außerdem hat die Arbeitsgruppe einen Sprecherbeirat eingerichtet. In dem arbeiten engagierte Migranten und die Arbeitsgruppe zur Lösung von Wünschen, Problemen und Fragen in beide Richtungen zusammen.
Die Aktivitäten der Arbeitsgruppe seien inzwischen über das Sülzetal hinaus bekannt geworden und die Gemeinschaft erfreue sich einer regen Nachfrage zum Informationsaustausch mit anderen Initiativen. Diese Zusammenarbeit solle ausgebaut werden.
„Wir wollen den TÜV unterstützen, die bisherigen Angebote im Deutschunterricht zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen und den Teilnehmern einen erfolgreichen Test A1 in deutscher Sprache ermöglichen. Dazu werden durch uns weiterführende Kurse angeboten“, sagt Stöter. Dass die Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernen würden, sehe er als einen entscheidenden Punkt für ihre erfolgreiche Integration in der Gesellschaft an.
Ein großes Aufgabenfeld der Arbeitsgruppe sei weiterhin die Hilfestellung für anerkannte Flüchtlinge. Zahlreiche Einzelfragen seien zu lösen und die Flüchtlinge seien auf Unterstützung angewiesen.
„Wir wollen möglichst viele Migranten in der Region halten“
Gerald Stöter, Koordinator der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“
Mitte/Ende Januar wird es eine gemeinsame Veranstaltung mit der Agentur für Arbeit geben, bei der in Anlehnung an Pilotprojekte in Wolmirstedt und Colbitz den Migranten Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt eröffnet werden. „Darüber hinaus wollen wir das Attraktivitätsprogramm der Landesregierung unterstützen und möglichst viele Migranten in der Region halten“, nennt der Koordinator ein weiteres Vorhaben der Arbeitsgruppe „Willkommen im Sülzetal“.
Die möglichen Besuche der Migranten von Hochschulen wollen ebenso von den Mitarbeitern der Arbeitsgruppe vorbereitet sein. Gespräche mit der Universität Magdeburg haben bereits stattgefunden. Die selben Aktivitäten werden mit der Fachhochschule Magdeburg/Stendal gestartet.
Ein wesentliches Augenmerk der Arbeitsgruppe gilt dem Schulbesuch der Kinder und Jugendlichen sowie möglichen Besuchen von Kindergärten in der Einheitsgemeinde Sülzetal. Etwa acht Grundschüler sollen im Laufe des Januars die Schule besuchen können, ebenso zwei die Sekundarschule und möglicherweise zwei die Berufsschule.
„Zur Fortsetzung der sehr erfolgreichen Arbeit mit den Migranten muss jetzt begonnen werden, eine Nachfolge der im Moment bestehenden Kontaktgruppe zu organisieren“, sagt Stöter.
Der sehr erfolgreiche Start der Versorgung mit gespendeter Bekleidung soll in der ersten Januarhälfte fortgesetzt werden. Dringender Bedarf würde kurzfristig bearbeitet. Die Bezahlung der ausgegebenen Teile mit einem eher symbolischen Einkaufspreis von bis zu zwei Euro habe sich aus Stöters Sicht bewährt und solle fortgesetzt werden. Inzwischen hat sich die „Kleiderkammer“ in der früheren Sekundarschule Altenweddingen weiter entwickelt, so dass auch weitere Dinge des täglichen Bedarfs zur Verfügung gestellt werden können.
Zur Überbrückung in beschäftigungslosen Zeiten und um den Migranten ein wenig Abwechslung zu bieten, sei geplant, ab Januar eine Kreativwerkstatt zu eröffnen. „Hier können sich die Frauen, Kinder und auch Männer an zwei Tagen in der Woche beim Basteln und Malen kreativ verausgaben“, sagt Gerald Stöter. Ebenso stehe die Einrichtung eines Frauen-Cafés auf dem Programm, „um die grundgesetzlich manifestierte Gleichbehandlung von Mann und Frau zu besprechen und weitere kulturelle Unterschiede anzusprechen und möglichst abzubauen“, wie der Koordinator erläutert.
Die Arbeitsgruppe werde auch weiterhin regelmäßige Treffen der Ehrenamtler organisieren, um Abstimmungen vorzunehmen und Doppelungen in den Aktivitäten vermeiden zu können. „In diesem Zusammenhang bietet die Gruppe jedem Hilfsbereiten die volle Unterstützung an und dies gerade jenen, die bisher auch schon sporadisch auf dem Körling aktiv sind, allerdings noch nicht im Netzwerk integriert sind“, versichert Stöter. Neben dieser Koordination gehöre das weitere Angebot von Fortbildungsmaßnahmen für die ehrenamtlichen Mitglieder der Arbeitsgruppe dazu.