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Grippeschutzimpfung Impfung gegen Grippe: Warum Oschersleber und Wanzleber Apotheken nicht mitmachen

Wer sich gegen Grippe impfen lassen möchte, muss nicht zum Arzt gehen. Einige Apotheken in Sachsen-Anhalt bieten eine Impfung an. Warum gibt es in den Filialen in Oschersleben und Wanzleben kein Angebot gibt.

Von Jan Dahms 19.10.2023, 21:30
Wie in vielen anderen Apotheken kann man sich auch in der Neuen Apotheke in Oschersleben nicht gegen Grippe impfen lassen. Das hat verschiedene Gründe.
Wie in vielen anderen Apotheken kann man sich auch in der Neuen Apotheke in Oschersleben nicht gegen Grippe impfen lassen. Das hat verschiedene Gründe. Foto: Jan Dahms

Oschersleben/Wanzleben - Mit dem Beginn der Grippesaison wird auch das Impfen gegen die mitunter schwere Infektionskrankheit wieder in den Mittelpunkt gerückt. Neben dem klassischen Weg zum Arzt bieten auch einige Apotheken vor Ort eine Grippeschutzimpfung an.

Diesen Service, der im vergangenen Jahr an den Start ging, würde bestehende Impfangebote unkompliziert ergänzen, teilt der Landesapothekerverband Sachsen-Anhalt mit. „Da Apotheker für viele Personengruppen einen niedrigschwelligen Zugang zur Impfung ermöglichen können, ist das Impfangebot als zusätzliches Angebot für die Erzielung einer höheren Impfquote zu sehen“, so Katrin Pohl vom Landesapothekerverband.

Ganz so unkompliziert scheint das neue Angebot allerdings vor Ort nicht umsetzbar zu sein. Laut Landesapothekerverband bieten aktuell 18 Apotheken in Sachsen-Anhalt die Grippeimpfung an. Darunter befindet sich keine einzige in Oschersleben und in Wanzleben. Und das hat mehrere Gründe, wie Wolfgang Böhm, Inhaber der Neuen Apotheke in Oschersleben schildert. „Wir haben kein Platz, kein Personal, und wollen keine Konkurrenz zu den Ärzten, um es mal auf einen Nenner zu bringen“, so Böhm.

Zu hohe Risiken für den Apotheker

Für den Apotheker stand schnell fest, dass er die Impfung nicht nur wegen geltender Bestimmungen nicht anbieten kann. „Aus meiner Sicht finde ich, dass es nicht die Aufgabe eines Apothekers ist, Schutzimpfungen durchzuführen. Ich bin dafür zuständig, den Grippeimpfstoff zu besorgen, und das habe ich gemacht.“ Zudem könne er bei möglichen Zwischenfällen nur erste Hilfe leisten. „Auf solche Risiken lasse ich mich überhaupt nicht ein“, betont Böhm.

Auch in Wanzleber Apotheken ist es nicht möglich, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Begründet wird auch hier mit keinen oder zu geringen räumlichen und personellen Kapazitäten, die für die Umsetzung des Angebots notwendig seien. Die Idee an sich sei allerdings gut, da es ein niedrigschwelliges Angebot sei und ein sehr enger Kontakt zu den Kunden bestehe, heißt es dagegen aus einer Apotheke in der Region, die nicht genannt werden möchte.

Einige der Voraussetzungen für das Impfen in Apotheken, schildert Katrin Pohl vom Landesapothekerverband. „Jede Apotheke benötigt für die Impfung einen separaten Raum mit einer Liege. Impfen dürfen nur Apothekerinnen und Apotheker, die zuvor eine Impfschulung absolviert und so die Berechtigung dafür erlangt haben.“ Neben der sicheren Arzneimittelversorgung als Hauptaufgabe könne das Impfen in Apotheken aber eine „logistische und personelle Herausforderung“ sein, so Pohl.

In Sachsen-Anhalt kann man sich aktuell in 18 Apotheken impfen lassen.
In Sachsen-Anhalt kann man sich aktuell in 18 Apotheken impfen lassen.
Symbolfoto: dpa

Impf-Apotheken sind weit weg

Wer hier das niederschwellige Impfangebot der Apotheken nutzen möchte, muss einen weiten Weg auf sich nehmen. Etwa nach Magdeburg in die Hansa-Apotheke oder in die Stadt-Apotheke nach Halberstadt. Hier ist Jonas Seelhorst als stellvertretender Chef für das Impfen zuständig. „Es ist einfacher und komfortabler, wenn die Kunden bei uns manchmal auch ohne Termin eine Impfung machen können. Gleichzeitig finde ich es auch für mich ganz spannend, weil es mein Aufgabenfeld erweitert“, so der Apotheker. Die im Vorfeld notwendigen Schulungen in Theorie und Praxis hätten demnach auch zeitlich sehr gut funktioniert. Zur Impfung selbst, müsse der Kunde dann die Krankenkassenkarte und den Impfausweis mitbringen.

Allerdings sei die Resonanz auf das Impfangebot noch ausbaufähig. „Ich denke, dieses Jahr ist die Impfwilligkeit noch geringer als im letzten Jahr. Manche Kunden wissen über das Angebot Bescheid. Es ist aber noch nicht weitgehend bekannt, dass auch Apotheken impfen“, so Seelhorst. Seinen Angaben nach würden sich maximal vier Personen am Tag vor Ort impfen lassen, an manchen Tagen werde das Angebot dagegen nicht genutzt.

Hinzu komme die Tatsache, dass nicht alle gesetzlichen Krankenkassen die Impfung für Personen zwischen 18 und 59 Jahren ohne Vorerkrankungen übernehmen. Während beispielsweise Barmer, DAK, DAK und TK die Kosten für die Impfung für ihre Versicherten tragen, ist das etwa bei der AOK, BKK und IKK nicht der Fall, wie die Deutsche Apotheker Zeitung informiert.

Einen generellen Anspruch auf die Grippeimpfung haben Versicherte ab 60 Jahren. „Diese Einschränkung macht es komplizierter. Die Impfung ist aber wichtig und hat neben dem gesundheitlichen Wert auch einen hohen gesamtgesellschaftlichen Wert“, so der Apotheker Seelhorst aus Halberstadt. Für eine Grippeimpfung in unserer Region muss dagegen weiterhin der Arzt besucht werden.