Recht im Alltag Jetzt drei Schiedsfrauen in der Verwaltungsgemeinschaft Westliche Börde

Von Yvonne Heyer
Großalsleben l Ende März wählte der Verbandsgemeinderat Westliche Börde die neuen Schiedspersonen für die Kommune. Die Wahl war nach dem Ende der Amtsperiode notwendig geworden. Vier Frauen hatten sich beworben, gewählt wurden drei. Die Großalsleberin Nicole Gasser ist die Vorsitzende. Sie wird in diesem Ehrenamt fortan von Vera Jander aus Gröningen und der Ottleberin Kathrin Kaluza-Ernst unterstützt.
Nicole Gasser ist schon seit zehn Jahren eine Schiedsfrau, hat dieses Amt in den vergangenen Jahren allein bekleidet. Sie sei tatsächlich angenehm überrascht gewesen, dass sich, ihre Person inbegriffen, insgesamt vier Frauen um das Amt beworben haben. Die erfahrene Schiedsfrau, die Fahrdienstleiterin bei der Deutschen Bahn in Vienenburg und Mitglied des Personalrates ist, wird die beiden „Neulinge“ unter ihre Fittiche nehmen. „Drei Schiedsleute können sich besser ergänzen und gemeinsam nach einer Idee suchen, wie die „Streithähne“ wieder aufeinander zugehen können“, meint Nicole Gasser.
Sie ist einst zu diesem Amt gekommen, weil sie sich ehrenamtlich engagieren wollte. Genau das sind auch die Beweggründe von Kathrin Kaluza-Ernst. „Ich habe festgestellt, dass ich neben der Arbeit als Brief- und Paketzustellerin bei der Deutschen Post so gar nichts mache. In der Zeitung habe ich erfahren, dass man sich für die Schiedsstelle bewerben kann. Das finde ich interessant und deshalb habe ich beworben“, berichtet die Ottleberin. Vera Jander hingegen hat sich viele Jahre in der Kommunalpolitik engagiert, wollte nun den Jüngeren den Vortritt lassen. Aber so ganz ohne Ehrenamt geht es eben doch nicht. „Ich möchte meine Erfahrungen aus der Kommunalpolitik nutzen. Zugute kommt mir sicher, dass ich immer mit Menschen zu tun habe. Ich freue mich auf diese neue Aufgabe“, so die Gröningerin, die als Betreuerin in einem Heim für seelisch kranke Menschen arbeitet.
Über das Amtsgericht Oschersleben werden die Schiedsfrauen in ihr Amt verpflichtet.
„Schlichten statt richten“ lautet der Grundsatz der Arbeit einer Schiedsstelle. Sie basiert auf dem Nachbarschaftsrecht Sachsen-Anhalts. Schlussendlich arbeitet eine Schiedsstelle mit dem Ziel, die Gerichte zu entlasten. Kommt es zum Streit, beispielsweise unter Nachbarn, weil die Hecke schon länger nicht geschnitten ist, der Hund zu oft und zu lange bellt, zu viel Lärm ist, kann ein Antrag an die Schiedsstelle zur Klärung gestellt werden. Die Schiedspersonen vereinbaren mit dem Antragsteller einen Termin, um das Problem zu erläutern. Der Antrag geht an den Gegner. Ein Termin wird vereinbart, um das Problem gemeinsam auf „neutralem Boden“, also in der Schiedsstelle in Großalsleben, zu erläutern. Ein Rechtsanwalt kann, muss aber nicht dabei sein.
„Es gibt Jahre, in denen beschäftigt sich die Schiedsstelle nur mit einem Fall, in einem anderen Jahr sind es fünf oder sechs“, weiß Nicole Gasser. Zu ihren Erfahrungen gehört auch, dass die Streitenden oft schon länger kein Wort miteinander geredet haben. „Schön ist es dann aber, wenn sie mit einem Handschlag wieder heraus gehen, sich geeinigt haben. Oft ist es aber auch so, dass der Ärger einfach mal raus muss“, berichtet Nicole Gasser. Klappt das Schlichten in der ersten Runde nicht, kann auch ein Folgetermin vereinbart werden. Antragsteller sollten auch wissen, dass sie mit 75 Euro in Vorkasse gehen, um die Kosten des Verfahrens zu decken. Es kann aber auch Geld wieder zurückgezahlt werden.