Gröninger Stadtrat hat zur Schweinemastanlage zwischen Dalldorf und Heynburg beraten/Helmut Hillebrand fordert die Bodestädter auf: "Jetzt etwas sagen oder immer schweigen"
Die Stadt Gröningen will sich weiter gegen das Vorhaben der Van der Velde Agrar GmbH wehren, die bestehende Schweinemastanlage zwischen Dalldorf und Heynburg um einen dritten Stall auf 10 000 Masttiere zu erweitern. So lässt sich die Stadtratssitzung von Montagabend zusammenfassen, zu der auch einige Bürger gekommen waren.
Gröningen. Chancen, die Pläne zur Erweiterung der Mastanlage zu verhindern, sieht man im Rat nur, wenn die Gröninger Bürger sich nun geschlossen dagegen stemmen, so die einhellige Meinung und das Fazit an diesem Abend.
Auslöser, dass die Pläne für die Schweinemastanlage im Rat erneut verhandelt wurden, war die Frage, über welche Straßen die Anlage erreichbar sein soll. Dazu lag den Gröninger Räten ein Vorschlag der Van der Velde Agrar GmbH vor, wonach die Transporte direkt durch die Stadt führen sollen - von der B81 über den Prälatenberg, das Magdeburger Tor bis zum Dalldorfer Weg und von dort bis zum Thietal, wo Autos wie Lastkraftwagen über einen Feldweg hinter dem Tal bis zur Anlage gelangen sollen. Ein Vorschlag, der - wie die gesamte Mast-Anlage selbst - auf wenig Gegenliebe stößt.
"Hat uns belogen"
Die Gröningerin Petra Hohmann kritisierte, dass die Seitenstreifen der Straße Am Dalldorfer Weg weiter zerfahren werden könnten. Die Gröningerin Isabell Krauße sagte dazu mit Blick auf den Zustand der Straße auch in Richtung Stadtkern: "Wenn jemand herkommen und sich die Straße anschauen würde, dann sieht doch jeder Normalsterbliche, dass das nicht geht." CDU-Stadtrat Helmut Hillebrand mahnte, dass die Stadt künftig auf Reparaturkosten sitzen bleiben würde: "Nachher, wenn alles kaputt ist, dann ist kein Geld da."
So verärgert waren Räte wie Bürger nicht nur, weil der Anlagen-Betreiber plant, den Verkehr durch die Stadt zu führen, sondern auch, weil das bereits im März dieses Jahres abgelehnt wurde. Als Vertreter der Van der Velde Agrar GmbH damals vor die Räte traten, hatte es Kritik gehagelt. Dennoch hat der Betrieb nun genau diesen Vorschlag an das Landesverwaltungsamt (LVwA) als zuständige Behörde für das laufende Genehmigungsverfahren eingereicht. Das LVwA wartet für das Entscheidungsverfahren zum Erweiterungsbau nur noch auf ein schlüssiges Konzept zur Frage des Lieferverkehrs.
Bürgermeisterin Renate Hillebrand zeigte sich von diesem Vorgehen der Anlagenbetreiber enttäuscht und erinnerte an das Versprechen, das Berend van der Velde persönlich bei einer Bürgerversammlung im vergangenen Jahr gegeben hatte. "Wenn die Bürger es nicht wollen, würde er nicht bauen. Damit hat er uns belogen, weil er es doch über den Kopf der Gröninger hinweg eingereicht hat", empörte sich die Stadt-Chefin auch mit Blick auf den nun vorgelegten Vorschlag für die Transportwege, der vor drei Monaten durchfiel.
Wenig Abhilfe brachte den Anwesenden, dass der Mastanlagen-Betreiber für seinen Plan laut angebotenem Erschließungsvertrag mehr als 300 000 Euro investieren will - vor allem, um den Feldweg hinter dem Thietal mit Spurbahnplatten auszubauen und das Gefälle im Tal zu vermindern. Auf dem Dalldorfer Weg entlang eines 40 Meter langen Abschnitts soll zudem ein Dünnschichtbelag aufgetragen werden. Trotz dieser Ausbauvorschläge, die teilweise durch Gutachten untermauert werden, argumentieren Bürger wie Räte: Die Straße sei zu eng für Begegnungsverkehr, die Fahrbahndecke kaputt oder zu dünn, das Thietal zu steil. CDU-Rätin Irmtraut Wieneke sagte zur geplanten Dünnschicht: "Die kann er nach zwei Monaten zusammenkehren."
"Alle Register ziehen"
Eindringlich warnten Stadträte sowie Bürger davor, dass die Fahrten der Lkw durch Gröningen auch Lärm für die Anwohner und Gefahren für die Schüler bedeuten würden. Die Bushaltestellen für die "Fahrschüler" in die umliegenden Orte sind genau an der geplanten Strecke zur Schweinemastanlage.
Nun will die Stadt alles daran setzen zu verdeutlichen, wie prekär die Fahrt durch den Ort und über das Thietal einzuschätzen sei. Das wurde auf der Sitzung deutlich. Ebenso, dass der Stadtrat die Anlage insgesamt nach wie vor ablehnt. Wolfgang Ih-secke (CDU) forderte: "Nach allen Regeln, die es gibt, muss das verhindert werden." Helmut Hillebrand sagte auch mit Blick auf die wenigen Bürger im Sitzungsraum: "Es ist wie bei einer amerikanischen Hochzeit. Wer etwas sagen will, sollte es jetzt tun oder für immer schweigen." Andere Ratsmitglieder sprachen davon, dass nun "alle Register" zu ziehen seien. Sogar von einem Bürgerbegehren war die Rede, das man anschieben könne. Heynburgerin Michaela Knappe sagte: "Jeder muss informiert werden, man muss beim Nachbarn klingeln und Leute auf der Straße ansprechen."
Der Rat sprach sich schließlich einstimmig gegen die von der Van der Velde Agrar GmbH vorgeschlagene Transport-Route aus. Damit ist das Vorhaben für die Erweiterung der Schweinemast-Anlage von zwei auf drei Ställe und um eine Biogas-Anlage aber insgesamt nicht vom Tisch.
Van der Veldes Vorschlag für den Lieferverkehr wird nun ebenso wie die Entscheidung der Stadt gegen diese Pläne beim LVwA geprüft. Dann sei abzuwarten, wie weiter verfahren wird, hieß es gestern von der Behörde auf Nachfrage. Von dort kommt schließlich das letzte Wort - Pro oder Contra zum Erweiterungsbau oder mit möglichen weiteren Auflagen für den Betreiber. Bauamtsleiterin Ines Philipp erklärte dazu in der Ratssitzung: "Wenn die Erschließung vom Landesverwaltungsamt als gesichert bewertet wird, dann würde das von uns benötigte gemeindliche Einvernehmen von der Behörde ersetzt." Das hieße in letzter Konsequenz, Van der Velde dürfte bauen.