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Trachten- und Brauchtumsverein Ummendorf versüßt sich den Winter mit Pflaumenaufstrich Köche haben zentnerweise Mus im Kessel

Von Sigrid Prier 17.10.2011, 04:27

Drei Tage am Stück hatten die Ummendorfer Traditionspfleger alle Hände voll zu tun. Nach ganz hausbackener Art stellten sie Pflaumenmus her - in Rationen, die den Verein den ganzen Winter versüßen werden.

Ummendorf l Die Pflaumenbäume saßen in diesem Jahr voller Zwetschgen. Da lohnte es sich für den Trachten- und Brauchtumsverein wieder, den Kessel anzuheizen und Pflaumenmus zu kochen. Dabei muss immer der richtige Zeitpunkt abgepasst werden, denn der Reifegrad der Früchte ist entscheidend für das gute Gelingen. Und natürlich ist vor dem Genuss noch viel Klein- und Handarbeit gefragt.

Bei idealen Wetterbedingungen zog es die Vereinsmitglieder, ausgerüstet mit Eimern und Wannen, zur Plantage in der Schäferei. Dort wurden die Pflaumen geerntet. Dank der reichen Fruchtfülle auf den Bäumen, dauerte es nicht lange und die Gefäße waren gefüllt. Am nächsten Morgen begann man zeitig mit der mühseligsten aller Aufgaben, dem Entsteinen. Um die beiden 150-Liter-Kessel zu füllen, mussten etliche Zentner Pflaumen verarbeitet werden. Trotz der akkordartigen Arbeit der fleißigen Männer- und Frauenhände, nahm das viele Stunden in Anspruch. Positiver Nebeneffekt: Beim Zusammensitzen werden Neuigkeiten ausgetauscht, Episoden und Anekdoten aus dem dörflichen Leben erzählt - so vergeht die Zeit nämlich schneller.

Alsbald konnte das entsteinte Obst durch einen Fleischwolf gedreht und dadurch in kleine Stückchen zerteilt werden. Mit dieser Masse wurden die bereitgestellten Kessel gefüllt, schon vorbereitend für Tag drei. Der begann mit dem Anheizen der wuchtigen "Kochtöpfe". Wenig später brodelte der Pflaumenbrei wie Lava in einem Vulkan. Obacht mussten die Köche geben und ständig rühren, damit die Masse nicht überschwappt oder am Kesselrand anbrennt. Dafür gibt es ein spezielles galgenförmiges Rührgerät aus Holz mit langem Stiel, den sogenannten Muspimpel. Man wechselte sich munter ab, denn die Arme werden bei der Rührarbeit doch schnell müde. So kochte die Masse gar, und gleichzeitig verdunstete die in den Pflaumen enthaltene Flüssigkeit. Nach gut neun Stunden ergab sich eine halbfeste Menge, die schließlich mit Gewürzen, hoch kakaohaltiger Schokolade und ein wenig Zucker verfeinert und abgeschmeckt wurde. Zum Lohn der Mühen naschten die Helfer vom fertigen Pflaumenmus. Der Großteil aber wurde abgefüllt und durch Einkochen in Gläsern haltbar gemacht. Zur Stärkung an diesem Tag gab es rustikale Nahrung: heiße Pellkartoffeln, im Dämpfer gekocht, mit Quark oder Schwartenwurst und Gurke - ebenfalls alles aus eigener Herstellung, denn der Verein ist bemüht, solche althergebrachten (Küchen)Traditionen zu bewahren.