Baumpflanzungen Nachwuchs im Schlosspark: Harbkes Methode funktioniert
Der Harbker Schlosspark hat wieder baumischen Nachwuchs bekommen. Eine Handvoll Baumpaten hat persönliche feierliche Anlässe genutzt, um für den Artenerhalt im Park zu spenden.

Harbke - Zweimal Eiche, eine Linde sowie eine Kastanie, lautet grob gesagt das Aufgebot der frisch verpflanzten Baumjünglinge im Landschaftsgarten zu Harbke. Ganz so salopp läuft es im denkmalgeschützten Schlosspark freilich nicht. Jede Neuansiedlung wird reiflich abgewogen, erfolgt gezielt und bedarf einer amtlichen Bestätigung. Auf diese Weise wird der botanische Wert der mehr als 250 Jahre alten Anlage in seinem historischen Umfang erhalten beziehungsweise sukzessive wieder erreicht.
Eiche und Kastanie zur Diamanthochzeit
Möglich machten die jüngsten Baumbestellungen der Gemeinde abermals Privatspenden, die aus feierlichen Anlässen heraus getätigt wurden. Das hat in Harbke Tradition und Schule gemacht. „Runde Geburtstage, Ehejubiläen oder Geburten werden oft dafür genutzt, einen Baum im Schlosspark zu pflanzen“, so Bürgermeister Werner Müller. Manchmal würden auf diese Weise auch letzte Wünsche erfüllt oder eines Verstorbenen gedacht. Harbkes ehrenamtlicher Parkgärtner, Rudi Michalke, kann sich erinnern, dass gar eine Scheidung schon mal Motiv für die Übernahme einer solchen Baumpatenschaft war.
Über den persönlichen Anlass jedoch habe die Gemeinde nicht zu befinden, meint Werner Müller. Er betont: „Wir freuen uns immer über Spenden für neue Parkbäume.“ Rudi Michalke ergänzt: „Davon lebt der Park, denn es geht dabei darum, den Baumbestand in seiner Artenvielfalt zu erhalten und auch wieder zu vermehren.“
Vier neue Patenschaftsurkunden konnten Müller und Michalke nun wieder aushändigen – an Horst und Erika Schulze aus Harbke, an Wolfram und Hilde Thiede (geborene Blöts) aus Oschersleben, an Christian Schulze aus Wefensleben sowie an Klaus-Peter Wienert aus Harbke.
Harbker mit Leib und Seele
Die Eheleute Schulze (Stieleiche) und Thiede (Rotblühende Rosskastanie) haben sich mit ihren Bäumen jeweils eine bleibende Erinnerung an die Diamantene Hochzeit geschaffen. Beide sind mit Harbke eng verbunden, „wobei Schulzes sozusagen Ur-Harbker sind, die hier seit 60 Jahren wohnen“, wie Werner Müller anmerkte. Auch dieses Jubiläum ist auf der Patenschaftsurkunde ausgewiesen.
Klaus-Peter Wienert hat eine Stieleiche anlässlich seines 75. Geburtstags gespendet. Auf das Konto von Christian Schulze geht eine Kaiserlinde. Tochter Lina hatte das zu Papas 50. Geburtstag organisiert. Die Familie hat in der Sache schon etwas Erfahrung: „Verwandte von uns haben ebenfalls Spendenpatenschaften hier im Park übernommen“, erklärt Christian Schulze.
Insgesamt zählt die jüngste Baumgeneration im Schlosspark ein gutes Dutzend. „Wir haben im Frühjahr 13 Bäume gepflanzt“, lässt Rudi Michalke wissen. Und weiter: „Das erfolgt immer in Abstimmung mit der Landesdenkmalbehörde, deren Genehmigung erforderlich ist.“ Zweck der bürokratischen Pflanzordnung sei, dem Denkmalcharakter des Parks nachhaltig zu entsprechen. So werden die Bäume nicht einfach wild und durcheinander platziert, sondern – soweit das Wissen darum noch überliefert ist – nach Art und Stelle, wie es zu Veltheimschen Zeiten bereits angeordnet war.
Nach Schrumpfung nun wieder Artenwachstum
Rudi Michalke dazu: „Der Harbker Park war damals ja weithin bekannt dafür, dass hier viele ausländische Gehölze kultiviert wurden. In Summe waren das einst rund 350 Arten und Unterarten. Dieser Bestand war dann in den 1950er und 1960er Jahren auf etwa 60 geschrumpft. Seit 2005 sind wir dabei, die Vielfalt gezielt zu erweitern. Inzwischen sind hier wieder 110 verschiedene Arten heimisch.“ Eine Schwierigkeit bestehe im Laufe der Zeit, der zwangsläufig auch Veränderungen und Anpassungen in der dendrologischen Handhabe mit sich bringe: „Manche Arten, derzeit besonders schlimm die Esche, sind von Schädlingen oder Krankheiten bedroht, andere wiederum sind nicht mehr so gut an die bestehenden Bedingungen angepasst. Diese kann man dann nicht mehr eins zu eins ersetzen.“ Man greife dann auf eine ähnliche Art zurück.
Besonderheiten auf der Karte
In jedem Fall sei man bemüht, am Grundbild des Schlossparks so wenig wie möglich zu verändern und die Bäume nach bestem Wissen zumindest ungefähr an den früheren Wuchsplätzen auszurichten. Nachpflanzungen erfordern dabei auch den Weitblick über Generationen hinaus. „Die Bäume sind natürlich auch mal abgängig oder überaltert und müssen dann sofort entfernt und ersetzt werden“, so Werner Müller, aber der Großteil habe noch viele Jahrzehnte vor sich, und in dieser Zeit sollen die Baumjünglinge von heute groß und stark werden.
Rund 900 Bäume bedachen den Schlosspark. Die bedeutendsten sind markiert und können auch anhand der Schlossparkkarte (Infotafeln im Park oder Flyer) aufgesucht werden. Baumpaten wie die Schulzes, Thiedes und Wienerts erhalten auf der Rückseite ihrer Urkunde auch so eine Karte – mit dem Unterschied, dass darauf ihr eigener Baum gesondert verzeichnet ist.