Neubesatz Aale für die Bode

Mitglieder des Angelvereins Oschersleben haben junge Aale in die Bode gesetzt.

Von Uta Müller 21.06.2020, 11:30

Oschersleben l Hunderte grau-grüne Aale schlängeln sich in einer Transportbox. Die etwa 12 bis 20 Zentimeter großen Fische sind in dieser Woche in Oschersleber Gewässer entlassen worden. Quicklebendig rutschen die jungen Aale aus ihren Transportbehältern in die Bode und verschwanden blitzschnell in Richtung Grund.

Oschersleber Angler sorgen seit über fünf Jahren mit dem Aussetzen der Tiere für eine nachhaltige Förderung des Aalbestands. „Unser Team nahm die Jungaale an der zentralen Ausgabestelle in Kabelsketal bei Halle in Empfang und brachte sie anschließend im fachgerechten Transporter an ihren Bestimmungsort“,sagt Heimo Reilein, Gewässerwart und stellvertretender Vorsitzender vom Angelverein Oschersleben (AVO). Den Besatz für befreundete Vereine haben die Petrijünger bei dieser Gelegenheit gleich mitgebracht, um ihnen den Weg zu ersparen. Von Unseburg bis Wegeleben wurden nunmehr mehrere Tausend Aale in die Bode gesetzt.

Bereits seit den 1970er Jahren sind die Aalbestände in Deutschland rückläufig, erklärt Heimo Reilein. Gegenüber damals kämen heute schätzungsweise nur noch ungefähr fünf Prozent der Jungaale von den Laichgründen in der Sargassosee an Europas Küsten an. Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) pflanzt sich in der Sargassosee vor Mittelamerika fort, überquert den Atlantik und lebt als ausgewachsener Fisch in Mitteleuropa. Der Weg dorthin ist für die Tiere sehr beschwerlich, weil die natürlichen Wasserwege eingeschränkt sind: Gefährlich und tödlich für die Fische seien beispielsweise Wasserkraftanlagen, sagt Heimo Reilein. Zudem gebe es natürliche Feinde wie Fischotter und Vögel. Neben dem Gewässerverbau gelten unter anderem Schadstoffe, der verheerende Einfluss des Kormorans und Umweltveränderungen als Hauptgründe für den dramatischen Zustand der Aalbestände. Der aus Asien eingeschleppte Schwimmblasenwurm schädigt zusätzlich die abwandernden Aale so stark, dass sie den weiten Weg zu den Laichgründen in der Sargassosee nicht überleben. Der Aal sei mittlerweile eine bedrohte Art.

Um diese negative Entwicklung zu stoppen und letztlich umzukehren, setzte die EU vor einigen Jahren eine Aalverordnung in Kraft, erklärt Reilein. Die Mitgliedsstaaten erstellen Managementpläne um die Bestände dieser Fischart zu erhalten und wieder aufzubauen, so der Petrijünger. Gemäß unseres Antrages wurden wir in das Förderprogramm des Landesfischereiverbandes aufgenommen, welches Aalbesatz für die Elbe und deren Nebenflüsse beinhaltet, sagt der Gewässerwart aus Oschersleben. Die Maßnahme wird aus Mitteln der Fischereiabgabe gefördert.

Vor diesem Hintergrund und um einen Beitrag zur Erholung der Aalbestände zu leisten, besetzt der Angelverein Oschersleben seit einigen Jahren seine Pachtabschnitte der Bode und des Großen Grabens mit Jungaalen. Die jungen Fische werden nach Angaben der Hobbyangler in Frankreich oder England gefangen und kommen als kleine, transparente Glasaale zunächst in eine Aalfarm. Dort werden sie auf ein Gewicht von vier bis zwölf Gramm aufgepäppelt. Anschließend würden sie im ganzen Land verteilt.

Einige Natürschützer, wie der Nabu sehen es kritisch, wenn man Wildfische entnimmt, sie künstlich aufzieht, um sie dann wieder auszusetzen. Sie bezweifeln die Überlebensfähigkeit der aufgepäppelten Tiere in der Natur. Für Reilein fehle dieser Aussage jegliche wissenschaftliche Grundlage. Für den passionierten Angler sind erste Erfolge bereits sichtbar. Lange Zeit konnten kaum noch Aale gefangen oder bei Gewässeruntersuchungen nachgewiesen werden, so der Fischfreund. „Durch unsere Besatzmaßnahmen der letzten Jahre hat sich dies nun geändert“. Erste kleine und mittelgroße Aale würden wieder regelmäßig gefangen.

Die Aale bleiben den Angaben zufolge bis zur Laichreife in der Bode. Dann geht es zurück zum Meer. Die Fische brauchen jetzt intakte Gewässer, um zu wachsen. Für ein erfolgreiches „Petri Heil“ ist allerdings Geduld gefragt: Erst wenn sie das gesetzliche Mindestmaß von 50 Zentimeter erreicht haben, dürfen sie geangelt werden. Die eingesetzten Aale werden sich erst in 12 bis 15 Jahren auf den 12.000 Kilometer weiten Weg in die Sargassosee machen.