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Corona Ortschef von Ausleben sauer über Landkreis Börde wegen dessen Impf-Strategie

17.04.2021, 11:58

Von Yvonne Heyer

Gemeinde Westliche Börde l Die Gemeinde Westliche Börde hat in den Sporthallen Gröningen und Ausleben zwei dezentrale Impfzentren für die über 80-jährige Bevölkerung eingerichtet. Am 17. April 2021 startete das Impfen mit dem Impfstoff Biontech in Gröningen, drei Wochen später als ursprünglich vorgesehen. Mithilfe des Bauhofes und ehrenamtlicher Helfer war die Sporthalle für die Aktion hergerichtet worden. Vor Ort war des Impfteam des DRK, welches im Auftrag des Landkreises die dezentralen Impfzentren „bereist“. In Gröningen wurde das eingespielte Team von Christel und Karl-Heinz Gronenberg, Ernst Brunner, Dietrich Bollmann sowie Jutta Wilding unterstützt. Impfschwester Doreen Duckstein und der Arzt in Weiterbildung, Jean Jaedicke, übernahmen das Impfen. Auf der Liste für diesen ersten Impftag stehen 107 Frauen und Männer. Darunter sind auch Lehrer und Erzieher aus Grundschulen und Kindereinrichtungen.

Ursula Althaus bekommt an diesem Morgen die erste Spritze gesetzt. Ihr folgen Gisela und Manfred Behner. Die 83- und 86-Jährigen sind froh, dass es nun endlich los geht, wenn es an diesem Morgen auch etwas schleppend vorangeht. Weitere Impftermine in Gröningen sind am 19. und 20. April 2021.

In Ausleben hat am 15. April der Landkreis Börde das Impfzentrum in der Sporthalle als vorbildlich eingerichtet abgenommen. Bürgermeister Dietmar Schmidt hat daraufhin die Sporthalle abgeschlossen, der Impfstart ist erst am 21. April 2021. Die Impfaktion für die über 80-Jährigen aus der Gemeinde Ausleben und der Gemeinde am Großen Bruch endet am 22. April 2021. Da sich die Turnhalle auf dem Gelände der Schule befindet, werde es auch ein Impfangebot für die Lehrer geben.

Dietmar Schmidt könnte sich über das Lob des Landkreises freuen. Doch das Ortsoberhaupt ist so richtig verärgert. „Die Sporthalle Ausleben ist als dezentrales Impfzentrum auserkoren worden, für die Menschen, die nun nicht nach Haldensleben zum Impfen fahren müssen, freue ich mich. Wir haben hier einen großen Aufwand betrieben, um für die Aktion alles herzurichten. Dazu gehört auch der Kauf eines Event-Bodenbelags, weil der Fußboden der Sporthalle nicht mit Straßenschuhen betreten werden darf. Das waren gut und gerne 1000 Euro. Hinzu kommen die Stunden von zwei vollen Arbeitstagen, die drei Leute geleistet haben, um die Halle herzurichten. Bei der Einrichtung haben wir auf das zurückgegriffen, was vorhanden ist, damit nicht noch mehr Kosten entstehen“, erklärt der Bürgermeister.

Enormer Aufwand

Er empfindet es schon als enormen Aufwand, der da geleistet wurde, und deshalb ist Dietmar Schmidt erbost darüber, dass der Landkreis jetzt meint, die dezentralen Impfzentren hätten mit der zweiten Impfung der über 80-Jährigen, das wird im Fall der Gemeinde Westliche Börde Anfang Juni sein, ausgedient.

„Also, ich unterbreite jetzt hier folgendes Angebot: Ab dem 23. April 2021 steht unsere vorbildlich hergerichtete Sporthalle bis zur Zweitimpfung am 2. Juni 2021 leer. Möchten Hausärzte diese für das Impfen nutzen und damit die Praxen entlasten, einfach weil hier mehr Platz ist, können sie sich gern bei mir melden. Ich möchte mich bei Frank Dietrich, Tino Krebs und Rainer Holzwarth, die beim Herrichten des Impfzentrums ganze Arbeit geleistet haben, bedanken“, erklärt Dietmar Schmidt. In Vorbereitung der dezentralen Impfzentren habe es eine Videokonferenz mit den Bürgermeistern des Landkreises gegeben. Seinerzeit habe der Landkreis neben der Impfung der über 80-Jährigen auch die der über 70-Jährigen dezentral organisieren wollen. Daraufhin habe die Gemeinde Westliche Börde schon mal die über 70-Jährigen angeschrieben. Der Rücklauf ergab, dass mehr als 600 Frauen und Männer das Impfangebot angenommen hätten. „Was sagen wir jetzt dieser Personengruppe?“, fragt Verbandsgemeindebürgermeister in Richtung Landrat.

Zu wenige Dosen

Dieser hatte in einem Volksstimme-Artikel die Westliche Börde als Beispiel angeführt, dass sich zwischenzeitlich über 80-Jährige in den Hausarztpraxen haben impfen lassen. Das habe für die dezentralen Impfstandorte in der Westlichen Börde dazu geführt, dass sich von ursprünglich 339 Bürgern tatsächlich 267 über 80-Jährige impfen lassen. „Aber auch 267 Menschen sind es wert, sich impfen zu lassen“, kontert Fabian Stankewitz.

Landrat Martin Stichnoth hat in seiner Stellungnahme zum Aus der dezentralen Impfzentren für die über 70-Jährigen erklärt, die Lage habe sich durch das Impfen der Hausärzte deutlich entspannt. Das sehen die Hausärzte nicht so. Dr. Sven Rönnebeck ist Hausarzt in Gröningen. Hier wird seit vergangener Woche geimpft. In der ersten Woche konnten 36 Personen geimpft werden, jetzt wird die zugeteilte Menge des Impfstoffes schon wieder geringer. „Den über 80-Jährigen habe ich gesagt, dass sie den Termin in der Sporthalle nutzen sollen. Dass der Landkreis entschieden hat, die über 70-Jährigen nicht dezentral zu impfen, finde ich nicht in Ordnung, denn das Impfen machen wir hier nebenbei. Zugleich muss der normale Praxisbetrieb weiter gehen. Hinzu bekommt der hohe Verwaltungsaufwand, mit dem das Impfen verbunden ist“, erklärt der Gröninger Arzt. Dr. Ulrike Hiebsch, Hausärztin in Ausleben, wird in der kommenden Woche ganze zwölf Frauen und Männer impfen können. Mehr Impfstoff steht ihr nicht zur Verfügung.

Dr. Uwe Milbradt, Leiter des MVZ Börde in Hadmersleben, hat auf dem Gelände seiner Praxis ein Impfzentrum eingerichtet. Dieses arbeitet losgelöst vom Praxisalltag. Zum Impfen wurden zusätzliche Ärzte organisiert, Studenten bewältigen den Verwaltungskram. Organisatorisch ist also alles geregelt. Fehlt nur der Impfstoff. „Wir könnten 100 Personen pro Tag impfen, das wären 500 in der Woche, 2000 im Monat. Aber auch wir haben das Problem, dass nicht genügend Impfstoff vorhanden ist“, erklärt der Mediziner dazu.