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Solarenergie Mehr Platz für Solaranlagen

Wo können im Oschersleber Stadtgebiet weitere Solarparks entstehen? Mit dieser Frage haben sich die Ortschaftsräte beschäftigt.

Von André Ziegenmeyer 27.11.2020, 00:01

Hornhausen l An Photovoltaikanlagen scheiden sich bisweilen die Geister. Erneuerbare Energien liegen im Trend. Doch nur wenige wollen Solarparks in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft. Dieser Zwiespalt beschäftigt derzeit auch die Stadtverwaltung.

Bei den jüngsten Sitzungen der Ortschaftsräte ging es um acht konkrete Flächen. Wolfgang Zahn (SPD) äußerte im Hinblick auf solche Projekte grundlegende Kritik: „So gut eine solche Energie auch ist: Sie passt in der Börde nicht auf landwirtschaftliche Flächen. Stattdessen sollten die Anlagen auf Dächer oder ehemalige Müllhalden.“ Ortsbürgermeisterin Inge Tamm schloss sich dem an: „In unserer Gegend kann man Freiflächenphotovoltaikanlagen nicht gut finden“, sagte sie. Am Ende stimmte der Ortschaftsrat mit sechs Neinstimmen bei drei Enthaltungen gegen die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung.

Trotzdem lohnt sich ein näherer Blick. Den Unterlagen zufolge liegen der Stadt derzeit mehrere Anträge und Anfragen zu Photovoltaikanlagen auf Freiflächen vor. „Aus diesem Grund sollen die förder- und planungsrechtlichen Grundlagen dieser Anlagen erörtert und ihr Entwicklungspotential im Stadtgebiet beurteilt werden“, heißt es. Einige Argumente aus der Diskussion des Ortschaftsrates sind bereits berücksichtigt. Denn laut dem Entwurf gelte es, ertragreiche Böden zu schützen. Auch wenn der Ausbau regenerativer Energien ein „Staatsziel“ sei.

Eine mögliche Förderung von Parks ist nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) an verschiedene Bedingungen geknüpft. Sie kommt zum Beispiel in Betracht, wenn Photovoltaikanlagen auf Flächen installiert werden, die schon vorher versiegelt waren oder sich entlang von Autobahnen beziehungsweise Bahngleisen erstrecken. Ackerland und Grünland müssten dagegen in einem „benachteiligten Gebiet“ liegen, um in Betracht zu kommen. Dadurch kämen „die größeren Teile des Stadtgebietes“ für eine solche Nutzung nicht in Frage. Auch Natur- und Hochwasserschutz spielen eine Rolle. An einer Stelle heißt es explizit: „Im Stadtgebiet Oschersleben ist die Landwirtschaft wegen der hohen Ertragsfähigkeit der Böden (...) von besonderer Bedeutung.“

Die acht Gebiete, um die es derzeit geht, befinden sich alle entweder auf ehemaligen Deponien, in Gewerbegebieten, am Rand von Gleisen oder auf sogenannten Konversionsflächen. Mit diesem Begriff sind brachliegende Areale gemeint, die in der Vergangenheit bereits genutzt wurden, etwa für wirtschaftliche Zwecke, Verkehrsanlagen oder eine ehemalige Wohnbebauung.

Beispielsweise sollen neben dem Oschersleber Friedhof und in Andersleben Photovoltaikanlagen auf ehemaligen Deponien errichtet werden. Dabei sei zu prüfen, ob sich die Flächen eventuell in Biotope umgewandelt haben, in denen geschützte Arten leben.

Weitere Vorhaben betreffen einen geplanten Solarpark am Oschersleber Klärwerk, sowie die Gewerbegebiete Süd-Ost, Ackermannstraße und Am neuen Teich. Auch östlich der Stadt soll an der Bahntrasse eine Photovoltaikanlage entstehen.

Ein Projekt, über das im Ortschaftsrat ausführlich gesprochen wurde, betrifft den Neubrandslebener Weg in Hornhausen. Dort befindet sich unter anderem eine ehemalige Stallanlage. Bereits im August hatte ein Investor sein Vorhaben vor dem Bau-, Wirtschafts- und Umweltausschuss vorgestellt. Damals ging es um eine Fläche von rund 32 000 Quadratmetern, die sich über mehrere Grundstücke erstreckte. Mittlerweile wird ein kleineres Areal ins Auge gefasst. Auch dieses Vorhaben wurde vom Ortschaftsrat mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Begründet wurde dies erneut mit der allgemeinen Ablehnung von Freiflächenphotovoltaikanlagen in der Börde. Darüber hinaus wurde die Sorge geäußert, dass auf dem Gelände eventuell vorhandene Altlasten nicht richtig entsorgt werden könnten.

Dieses Thema war auch schon beim Bauausschuss im August beraten worden. Mehrere Mitglieder hatten darauf gedrungen, dass eine fachgerechte Entsorgung des vorhandenen Sondermülls unbedingt erfolgen müsse. Eine Entscheidung über das Projekt hatte der Ausschuss zunächst vertagt. Sie steht bei der nächsten Sitzung wieder auf der Tagesordnung. Diese findet am Donnerstag, 3. Dezember, statt und beginnt um 17 Uhr im Rathaussaal. Dann soll auch über die anderen Photovoltaikvorhaben gesprochen werden.