Marienkirche in Siegersleben begeht 150. Geburtstag - großes Konzert als Höhepunkt des Festes am 10. Juni Stiftung hat Kirche in ein Schmuckstück verwandelt
Alte Dokumente beweisen es: Die Siegersleber Marienkirche kann in diesem Jahr Jubiläum feiern. 1862 - also vor 150 Jahren - wurde die Erbauung abgeschlossen und Einweihung gefeiert. Am 10. Juni möchte die Kirchengemeinde daran erinnern.
Siegersleben l Das Stiftungsgut im Ort und die Marienkirche gehörten immer zusammen. Eine Ausnahme allerdings bildeten die Jahre von 1945 bis 1994, als die Stiftung, die heute den Namen Braunschweigischer Kulturbesitz trägt, nach der Enteignung nicht in Siegersleben wirken konnte. Der Zahn der Zeit nagte tüchtig an den Mauern, obwohl die Kirche - so erinnern sich Gemeindekirchenratsmitglieder Margrit Linde und Eva Rosenau noch genau - immer ein Treffpunkt geblieben ist.
Doch heute ist an der Außenmauer der Kirche und auch im Inneren kaum noch etwas zu merken davon, dass es einmal diese schwierigen Zeiten gab. "Gleich nachdem die Stiftung 1994 ihren Besitz in Siegersleben wieder zurückbekommen hatte, haben die Sanierungsarbeiten an der Kirche begonnen", erinnert sich Eva Rosenau und zeigt zahlreiche Zeitungsberichte, die das belegen. Mit der Übernahme des Stiftungsgutes war die Stiftung auch wieder für bauliche Vorgänge an der Kirche zuständig. Und seitdem wurden inzwischen Millionensummen investiert.
Der Turm, der etwas aus den Fugen geraten war, wurde saniert, die Außenfassade, die Treppen im Inneren, die Fensterscheiben, die zerstört waren, mussten ebenfalls erneuert werden. "Innen hat ein Restaurator ganze Arbeit geleistet und das Original wieder freigelegt", erklärt Eva Rosenau. Auch der Taufstein erfuhr eine Sanierung und eine Winterkirche wurde eingebaut.
"Und fast als Geburtstagsgeschenk kam in dieser Woche noch die neue Treppe vor dem Eingang", freute sich die Gemeindekirchenratsvorsitzende Margrit Linde. Beide Frauen können sich gut an manche erstaunte Blicke erinnern, wenn Gäste in die Kirche kommen. "Wir sind schon stolz, wenn jemand zum Gucken kommt, unsere Kirche ist ein richtiges Schmuckstück geworden", so Eva Rosenau.
Und die Gelegenheit zum Besichtigen ergibt sich nicht selten auch zu offiziellen Anlässen. Denn neben den 14-tägigen Gottesdiensten wird die Marienkirche auch gern als Kulisse für Konzerte genutzt. So waren auch Mitglieder des Staatsorchesters aus Braunschweig schon öfter hier zu Gast und beeindruckt von der Akustik des Gotteshauses.
"Auch zu unserem Fest ist es uns mit Unterstützung der Stiftung gelungen, sie hierher einzuladen", erklärt Margrit Linde. Mit "Pauken und Trompeten" wollen die Norddeutschen Barocksolisten unter Leitung von Martin Weller während eines Festkonzerts die Ohren und Seelen verwöhnen. Werke von Benjamin Britten, Jeremiah Clarke, Georg Philipp Telemann, Giuseppe Romanino, Giacomo Rossini und Jean Joseph Mouret sollen erklingen. Der Höhepunkt des Festtages beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei, aber gegen eine Kollekte hätten die Musiker und die Kirchengemeinde nichts einzuwenden.
Doch für die Feierlichkeiten am 10. Juni ist noch einiges mehr geplant. Bereits für 14 Uhr ist ein Festgottesdienst angedacht, zu dem auch der amtierende Superintendent Matthias Porzelle erwartet wird. Im Anschluss gibt es Kaffee und Kuchen sowie Deftiges vom Grill für die Gäste. "Wenn es um das Backen geht, können wir uns immer auf viele fleißige Helfer verlassen, ebenso, wenn wir mal eine Aufräumaktion geplant haben", unterstreicht Margrit Linde. Für die Unterhaltung der jüngsten Gäste mit Spiel und Spaß ist ebenfalls gesorgt
Die Festgäste sind auch eingeladen, sich das 150 Jahre alte Gemäuer etwas genauer anzusehen und sich über die Ergebnisse der zahlreichen Restaurierungs- und Sanierungsmaßnahmen zu informieren. Eine letzte Baustelle wird dabei aber noch sichtbar werden. Es ist die Orgel, die, nicht nur zum Bedauern von Margrit Linde und Eva Rosenau, schon seit längerer Zeit kaputt ist. "Es wäre schön, wenn sie wieder spielen würde", schwelgt Eva Rosenau in Erinnerungen.