1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Oschersleben
  6. >
  7. Treues Publikum genießt Bühnenstück

Theater Treues Publikum genießt Bühnenstück

„Opp taun Pingestball“ hieß es beim Theater „Pfingsten auf der Trautenburg“ in Ausleben. Das Publikum folgte der Einladung zahlreich.

Von Andrea Höde 16.05.2016, 23:01

Ausleben l „Pfingsten auf der Trautenburg“ ist nicht nur das Theaterstück. Dazu gehören auch der leckere, selbst gebackene Kuchen der Frauen und natürlich dessen Verkauf, der Aufbau und die Vorbereitung der Theaterbühne sowie ein liebevoll gestaltetes Programmblatt“, lauteten die Begrüßungsworte von Gesa Zimmermann. Weiter sagte sie: „Ein besonderer Dank gebührt Horst Marquardt als Bühnenbauer, Ramona Ernst, die so manche Requisite beisteuert, Holger Weber als Tontechniker und Ihnen, liebes Publikum, das uns seit Jahren die Treue hält und auch bei widrigeren Wetterverhältnissen zur Trautenburg kommt.“

Wie treu das Publikum ist, zeigte sich schon etwa eine Stunde vor der Vorstellung, als die ersten Gäste zum Kaffeetrinken eintrafen. Trotz sehr frühlings-frischer Temperaturen füllten sich am Sonnabend schnell die bereitgestellten Bänke. Alle ließen sich den frisch gebrühten Kaffee und den Kuchen schmecken. „Pfingsten auf der Trautenburg“ war wieder ein echter Publikumsmagnet.

Fester Bestandteil der Theateraufführungen in Ausleben sind die Bänkelsänger Monika Werner und Ferdinand Riedl, die das Publikum nicht nur auf das Stück einstimmten, sondern zwischen den einzelnen Akten auch immer eine musikalische Zusammenfassung sowie einen Ausblick gaben.

Mit dem diesjährigen Luststück „Opp taun Pingestball“ entführte die Autorin Doris Damke das Publikum in die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Den Kaiser gab es nicht mehr. Es herrschte Inflation. So kostete ein Liter Milch 3875 Mark. Viele junge Männer waren nicht nach Hause zurück gekommen. Besonders hart hatte es Mutter Klara getroffen, die nicht nur fünf Söhne verlor, sondern nun auch verwirrt war.

Der alljährliche Pfingstball bei Kömlings war nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch vielleicht eine Möglichkeit für die jungen Frauen und auch Witwen, einen Ehemann und Ernährer der Familie zu ergattern. Bei Schneiderin Lene liefen da nicht nur die Nähnadeln heiß, sondern auch die Informationen, wollte doch jede beim Ball die Schönste sein.

Auch der Gemeindeschreiber war auf Brautschau und versuchte sein Glück bei Nachbarin Marie und deren Tochter Sieglinde.

Das ist reichlich Stoff für so manche Irrungen und Wirrungen, die bei Publikum immer wieder Lachsalven hervorriefen. Ein Pastor Daap alias Jörg Lange ohne Beinkleider unter dem Talar oder ein angeheiterter Sohn Otto alias Friedhelm Köhler, der in den zum abkühlen abgestellten Kuchen trat – all das waren wieder nur einige Höhepunkte in einem, wie Gesa Zimmermann es in der Begrüßung so treffend formuliert hatte, „maßgeschneiderten Theaterstück“.

Wer von den anderen Damen sein Glück fand, ist nicht bekannt, doch der Gemeindeschreiber fand sein Glück mit Marie.

Doris Damke hat es auch in diesem Jahr verstanden, historische Fakten und viel Phantasie humorvoll zu verweben und dazu den Mitwirkenden ihren Rollen auf den Leib zu schreiben. Da ist es nicht verwunderlich, dass bei den mit Hingabe und Leidenschaft spielenden Akteuren der Funke der Begeisterung sofort auf das Publikum übersprang. Nicht nur bei den von Bänkelsängern angestimmten Liedern wurde begeistert mitgesungen.

In diesem Jahr hatten die Darsteller für ihr Publikum noch eine besondere Überraschung. Auch während des Aufführung wurde an einigen Stellen gesungen. Die alten Gassenhauer kannte wirklich jeder und so wurde in Ausleben am Sonnabend nicht nur gespielt, sondern auch gemeinsam gesungen und auf der Bühne sogar noch eine flotte Sohle hingelegt.

Das Publikum war von der Mischung sichtlich begeistert und sparte nicht mit Beifall. Immer wieder war anschließend zu hören: „War das schön! Ihr habt toll gesungen“ – viel dickes Lob für alle Darsteller und natürlich die Autorin Doris Damke.

„Pfingsten auf der Trautenburg“ ist ein Fest für die ganze Familie. Auf der Bühne und im Publikum haben die Generationen viel Spaß miteinander gehabt. Singend und spielend haben die einen Nachmittag gestaltet, der allen noch lange in guter Erinnerung bleiben wird.

Bevor der Heimweg angetreten wurde, ließen Publikum und Akteure den Nachmittag bei kühlen Getränken und heißen Grillwürsten in gemütlicher Runde ausklingen.