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Themen des Jahres Zwischen Unglück und Solidarität

Unfälle und Schicksalsschläge - diese Oschersleber Themen wurden auf der Internetseite der Volksstimme am meisten gelesen.

01.01.2021, 23:01

Oschersleben l Menschen, Tiere, Katastrophen – auf diese Begriffe lassen sich die meistgeklickten Berichte des Jahres 2020 reduzieren. Das sind jene Geschichten aus Oschersleben und der Region, denen die Leser auf der Internetseite www.volksstimme.de die meiste Beachtung geschenkt haben.

Dabei fehlt die Corona-Pandemie, die 2020 die Welt veränderte, natürlich nicht. Doch auch andere, teils tragische Geschichten haben es in die Leser-Liste geschafft. Ein Rückblick:

Es ist die Horrornachricht schlechthin für jeden Elternteil. Das eigene Kind ist tot. Doch was ist, wenn sich das Ganze mysteriöser darstellt? So geschehen in Wefensleben. Am 3. September verschaffen sich Polizei und Rettungsdienst Zugang zu einer Wohnung in dem kleinen Ort. Zuvor war in der Rettungsleitstelle ein entsprechender Notruf durch den Kindesvater eingegangen, dass sich das Kind in der Wohnung befinden solle. Vor Ort kann nur noch der Tod des 14 Monate alten Kindes festgestellt werden. Am 30. September wird der Vater in Untersuchungshaft verbracht. Von der vierfachen Mutter fehlt weiterhin jede Spur. Sie bleibt mit ihren 3, 6 und 7 Jahre alten Kindern weiter verschwunden. Auch gegen sie wird Haftbefehl durch das Amtsgericht in Magdeburg erlassen, denn mittlerweile gehen die Ermittler davon aus, dass beide Eltern den kleinen Jungen vor dem Tod hätten bewahren können. Er soll an einer Entzündung gestorben sein.

Am 22. März kommt es zu einem kuriosen Polizeieinsatz in Oschersleben. Eine Frau wählt in der Innenstadt die 110 und beschwert sich bei der Polizei, dass der entsprechende Sicherheitsabstand von Kunden bei einem Bäcker nicht eingehalten werde. Die Beamten rücken daraufhin an, um nachzuschauen, ob die anderthalb Meter wirklich nicht gewahrt werden. Tatsächlich drängen sich die Menschen dicht an dicht in dem kleinen Verkaufsraum. Die Polizeibeamten halten daraufhin Rücksprache mit der Verkäuferin und ordnen an, dass bei größerem Aufkommen Menschen einzeln in das Geschäft gelassen werden müssen. Gegebenenfalls solle sie auch ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Einzeln eintreten“ aushängen.

Ein tragischer Unfall hat sich am 23. Juni 2020 auf der Bundesstraße 246 bei Oschersleben ereignet. Wie die Polizei damals mitteilt, waren gegen 12.08 Uhr zwei Fahrzeuge frontal zusammen gestoßen. Demnach befuhr der 50-jährige Fahrer eines Porsche die B246 von Andersleben in Richtung Oschersleben. „Nach vorliegenden Zeugenaussagen überholte der Porsche in einer leichten Rechtskurve und stieß mit einem Mazda zusammen, der sich im Gegenverkehr befand“, erklärt Polizeisprecher Matthias Lütkemüller. Durch den Frontalzusammenstoß war der 60-Jährige im Mazda eingeklemmt worden. Laut Polizei erlag der Mann noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Sein 16-jähriger Enkel sowie der Fahrer des Porsche wurden mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus verbracht. Die Bundesstraße musste für mehrere Stunden vollgesperrt werden.

Ende Januar berichtet die Volksstimme über einen Obdachlosen, der sich wochenlang in der Innenstadt aufgehalten hat. Eine Oschersleberin unterhält sich mit ihm und will helfen. Die 67-Jährige radelt von einer zuständigen Stelle zur nächsten, doch überall bekommt sie die gleiche Antwort: Man habe dem Mann schon zu helfen versucht. Leider ohne Erfolg. Er habe alles abgelehnt und zwingen könne man ihn nicht. Matthias Lütkemüller als Pressesprecher der Polizei geht darauf näher ein: Herr P. sei den Beamten aus verschiedenen Gründen bekannt gewesen. Aber solange von einer Person keine Gefahr für sich selbst oder andere ausgehe, müsse man ihren freien Willen akzeptieren. Und Herr P. sei bei klarem Verstand gewesen. Mathias Schulte von der Stadt erklärt: „Nach Artikel 2 des Grundgesetzes hat jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit. Solange eine Person für sich selbst entscheiden kann und niemand ihre Unfähigkeit festgestellt hat, dies zu tun, muss deren Handeln nach obigen Maßstäben akzeptiert werden.“ Neben der Unterbringung in der Obdachlosenunterkunft habe man Herrn P. sogar eine Wohnung angeboten. Erfolglos. Zusammen mit einem weiteren Herrn und einem Taxi-Fahrer versucht die hilfsbereite Dame schließlich, Herrn P. aus der Kälte heraus in eine Wohnung zu bringen. Doch zu diesem Zeitpunkt versagen ihm bereits die Beine. Am Ende wählt die 67-Jährige die 110. Ein Rettungswagen holte Herrn P. ab. Nach Informationen der Volksstimme wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Allerdings verstarb er bereits am Tag nach der Einlieferung.

Im Mai macht eine Tierschützergruppe auf eine mutmaßlich verwahrloste Pferdeherde in Hamersleben aufmerksam. Anwohner hatten sich an den Tierschutzverein Salzlandkreis gewandt. Schon seit drei Jahren beschwere man sich immer wieder über die Tiere, welche zu wenig gefüttert würden. Auch das äußere Erscheinungsbild der Pferde sei elendig. Die Weide ist in einem desolaten Zustand, die Verletzungsgefahr für die sieben Schimmel entsprechend groß. Als sich das entsprechende Kreisveterinäramt einschaltet und eine Kontrolle durchführt, wird lediglich ein Pferd festgestellt, welches schlecht ernährt sei. Dieses befinde sich jedoch in tierärztlicher Behandlung. Rational gesehen, so die Kreisveterinärbehörde, hebe sich die Haltungsform nicht von der Masse ab. Unabhängig davon geht dem neuen Eigentümer zeitnah eine tierschutzrechtliche Verfügung zu. Bei Nichtbeachtung droht die Auflösung des Pferdebestandes durch die Kreisveterinärbehörde.

Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie brodelt auch die Gerüchteküche im Internet. Selbst Oschersleben erfährt die erste Gerüchtewelle Mitte März. So heißt es im sozialen Netzwerk Facebook, dass es mehrere Fälle in der Bodestadt bereits gebe und diese verschwiegen würden. Stadtverwaltung und Landkreis können den Gerüchten nichts abgewinnen und dementieren. Zum damaligen Zeitpunkt gibt es nur zwei bestätigte Fälle im gesamten Landkreis Börde in Barleben und der Niederen Börde.

Man fährt kurz zum Einkaufen und bei der Rückkehr ist alles Hab und Gut zerstört: Dieses Schicksal musste Familie Kirchner in Beckendorf erleiden. Am 27. November ereignet sich in ihrem Haus in der Straße der Freundschaft eine Explosion. Wie Experten später einschätzen, ist ein technischer Defekt an der Heizung die Ursache. Bei dem anschließenden Brand trägt das Gebäude schwerste Schäden davon. Zahlreiche Feuerwehren sind mit rund 50 Kameraden und zwölf Fahrzeugen im Einsatz. Sie können erfolgreich verhindern, dass das Feuer auf Nachbargebäude übergreift. Doch das Haus der Familie Kirchner ist trotzdem nicht zu retten. Es soll abgerissen und später neu gebaut werden. Bei all dem Unglück gibt es jedoch einen Hoffnungsschimmer: Nachbarin Katharina Loof bringt im Internet eine Spendensammlung auf den Weg. Die Resonanz ist enorm. So erfährt Familie Kirchner angesichts ihrer furchtbaren Lage eine Welle der Solidarität.