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Umweltschutz Landwirt deckt Insekten den Tisch

Weizenfelder und Gewässer können von Blühstreifen gesäumt werden. Wie jeder Mensch Bienen und Hummeln helfen kann. Ein Blick nach Druxberge.

Von Hartmut Beyer 01.10.2019, 04:00

Druxberge/Uhrsleben l Auf den über 700 Hektar besten Bördebodens, die der Landwirt Andreas von Graeve mit mehreren Mitarbeitern seit 1990 bewirtschaftet, gedeihen nicht nur Weizen, Rüben, Raps und Kartoffeln. Entlang von Gewässern hat er fünf Hektar mit 90er Bodenwertzahl vom Ackerbau ausgeschlossen und mit heimischen Kräutern und Wildblumen „bestellt“.

„Man könnte es sich einfach machen und die von der Europäischen Union geforderte Flächenstillegung lediglich mit Gras bewachsen lassen, aber da fänden die Insekten eher wenig Nahrung“, sagt der Druxberger Landwirt, dessen Betrieb in Uhrsleben und Groppendorf wirtschaftet und der mit weiteren Landwirten dort kooperiert.

Als er vor fünf Jahren nach anderen Möglichkeiten statt Grasflächen suchte, wurde er auf das Netzwerk „Blühende Landschaft“, das 2003 auf Initiative des Mellifera-Vereins. gegründet wurde, aufmerksam.

Der Verein hat es sich zum Anliegen gemacht, dass Insekten künftig wieder mehr Nahrung und Lebensraum finden. Deshalb startete das Netzwerk „Blühende Landschaft“ im Jahr 2016 gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben, Kommunen und regionalen Initiativen das Projekt „Bienenblütenreich“. In dem Projekt werden 2019 deutschlandweit mehr als 200 ha beispielgebende insektenfreundliche Blühflächen angelegt. Das Netzwerk berät dabei die Projektpartner bei der Saatgutauswahl, der Anlage und der Pflege der Blühflächen.

„Das Netzwerk zahlt auch einen Teil der heimischen Saatgutmischungen, die auf den Standort zugeschnitten sind. Ich kaufe noch einen weiteren Teil dazu und übernehme die Bodenbearbeitung und Saatgutausbringung. Das mache ich auch gerne, denn damit schaffe ich Lebensraum für die Insekten, und auch andere Landwirte übernehmen auf diese Art und Weise Verantwortung für die Natur“, erklärt von Graeve. Die Flächen seien auch Rückzugs- und Bruträume für bedrohte Vogel- und Säugetierarten, wie zum Beispiel Rebhuhn und Feldhase. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass nicht nur Landwirte, Kommunen oder Vereine auf diese Art blühende Landschaften schaffen könnten. „Jeder Bürger, der auf diesem Gebiet etwas tun möchte, kann zum Beispiel durch Blühpatenschaften Bienen, Hummeln, Schmetterlingen & Co. den Tisch decken.“

Mit einer Spende würden im Projekt „Bienenblütenreich“ ökologisch wertvolle Anschauungsflächen geschaffen, auf denen in den Sommermonaten Führungen stattfänden. Für eine Blühfläche von 25 Quadratmeter würden 15 Euro im Jahr erforderlich sein. Weitere Informationen sind unter der Internetadresse www.bluehpate.de zu finden.

Für den Landwirt ist die Schaffung und Erhaltung von Blühstreifen nicht nur in der Agrarwirtschaft eine Herzenssache geworden. Auch zu Hause in Druxberge, wo er nach der Wende einen alten Bauernhof sanierte, spielt das Thema eine große Rolle. Ehefrau Theda, eine Diplom-Biologin, imkert mit drei Bienenstöcken und ist Lizenzberaterin für die Aktion „Natur im Garten“‘.

Beide wollen darauf aufmerksam machen, dass die Landwirtschaft heute viel für die Nachhaltigkeit tut und oft zu Unrecht als Umweltschänderin dargestellt wird.