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Verfall „Mauerfall“ wird zum Ärgernis

Die Schermcker haben die Nase voll. Die Ortsdurchfahrt ihres hübschen Dorfes zieren mehr und mehr Einsturz gefährdete Mauern.

Von Yvonne Heyer 06.04.2019, 01:01

Schermcke l Die Schermcker Bürger sind genervt. „Bei uns sieht es aus wie nach dem Krieg“, meinte eine Bürgerin am Lesertelefon. Die Schermckerin redet von den unansehnlichen Gebäuden, eingestürzten oder Einsturz gefährdeten Mauern und Giebeln sowie nicht entferntem Bauschutt. Allesamt Problemfälle, die mit dem Schlossbesitzer Klaus-Dieter Kremkow in Verbindung zu bringen sind und über die auch die Volksstimme in den vergangenen Jahren (zuletzt im September 2016) schon mehrfach berichtet hat.

Jüngster Fall: Entlang der Landesstraße 24 am Abzweig in Richtung Ampfurth drohte die Einfriedungsmauer der weitläufigen Schlossanlage auf den Weg zu stürzen. Anfang März veranlasste das Bauordnungsamt des Landkreises Börde den Abbruch besagter Einfriedungsmauer. Heute vier Wochen später ist der Bauschutt noch immer nicht beräumt, lediglich Flatterbänder sichern das Areal ab.

Grundstückseigentümer Klaus-Dieter Kremkow, der 1995 das Schermcker Schloss kaufte und damit etliche hundert Meter Gebäude und Einfriedungsmauern entlang der Ortsdurchfahrt sein Eigentum nennt, kann die Aufregung darüber, dass der Bauschutt noch immer nicht beräumt ist, so gar nicht verstehen. Wie schon in der Vergangenheit, als es um Einsturz gefährdete Dächer und um einen maroden Schafstall ging, kann Kremkow auch dieses Mal lang und breit um den heißen Brei herum reden, ohne zu benennen, wie und wann er gedenkt, den Schutt zu beräumen. Schuld sei dieses Mal das „kollektive Versagen“ in der DDR. Auch seine seit Jahren schwelenden Probleme mit seinem einstigen Arbeitgeber, der Landesbank Baden-Württemberg, bringt der Schermcker Schlossbesitzer zur Sprache.

Zur Einfriedung des Schlossareals entlang der Ortsdurchfahrt gehört auch eine Bruchsteinmauer am Schlosspark, direkt gegenüber der Eisdiele. Diese unter Denkmalschutz stehende Mauer weist Schäden auf, Bauzäune stehen als Sicherung seit gut einem Jahr davor. Zu dieser Problematik schreibt die Pressestelle des Landkreises Börde: „Der Zustand der Bruchsteinmauer im Bereich des Parks der Schlossanlage ist dem Bauordnungsamt des Landkreises Börde bekannt. Da diese Mauer aber auch als Stützwand für die angrenzende Verkehrsfläche dient, kommt ein einfacher bzw. ersatzloser Rückbau nicht in Frage. Die Abstimmungen zur weiteren Verfahrensweise laufen.“

Bei der angrenzenden Verkehrsfläche handelt es sich um einen Fußweg und um die Landesstraße 24. Baulastträger dieser Straße ist die Landesstraßenbaubehörde (LSBB). Markus Morawietz, Fachbereichsleiter Straßenbau im Regionalbereich Mitte der LSBB, berichtet, dass es bereits im Juni 2018 einen Ortstermin auch mit der unteren Denkmalschutzbehörde gegeben hat. Während des Vororttermins sollte geklärt werden, wer für diese Mauer zuständig ist. „Unsere Prüfungen haben ergeben, dass die Mauer den Fußweg stützt. Der Gehweg hätte ohne die Bruchsteinmauer keinen Halt. Der Gehweg jedoch ist keine Baulast der LSBB, uns fällt damit auch die Baulast der Bruchsteinmauer nicht zu. Hier müssen Kommune und Schlossbesitzer eine Lösung finden“, erklärt Markus Morawietz.

Die Pressestelle der Stadt Oschersleben bestätigt, dass die LSBB nicht zuständig ist. „Dennoch ist vereinbart worden, dass die Landesstraßenbaubehörde die rechtliche Situation für alle Beteiligten versucht zu definieren, damit wir nicht auf den Besitzer des Schlosses ‚warten‘ müssen. Ein Ergebnis steht noch aus“, teilt Stadtsprecher Mathias Schulte zur Problematik Bruchsteinmauer mit.