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SV Werder Bremen Präsident Klaus-Dieter Fischer nutzt Kurzurlaub im Harz für Stippvisite bei der Eintracht Verpasste Kreuzfahrt ist für Gröninger Fußballer ein wahrer Glücksfall

Von Michael Pieper 20.10.2012, 01:16

Klaus-Dieter Fischer, Präsident des Fußball-Bundesliga-Clubs SV Werder Bremen, hat die Fußballer der Eintracht aus Gröningen besucht. Seine Pläne waren eigentlich aber ganz andere.

Gröningen l Die Pflichtspiel-Pause in der Fußball-Bundesliga wollten Klaus-Dieter Fischer, Präsident des SV Werder Bremen, und Ehefrau Anne auf einem Kreuzfahrtdampfer zwischen Venedig und Dubrovnik genießen. Die Rollen sind bei Fischers klar verteilt, für die Reiseplanung war wie immer Klaus-Dieter Fischer zuständig. Der 72-Jährige war seiner Pflicht nachgekommen, hatte kurzfristig eine Kreuzfahrt durch die Adria gebucht. Dass das Ehepaar diese Reise nie antreten würde, hatte wohl den Werder-Präsidenten selbst am allermeisten überrascht.

"Am letzten Sonnabend hatte er sich die Unterlagen zur Hand genommen und wollte nochmal alles durchgehen", erinnerte sich Anne Fischer. Dann der Schreck: "Der Dampfer sollte nur wenige Stunden später bereits ablegen." Klaus-Dieter Fischer war fest davon ausgegangen, dass die Kreuzfahrt erst am Montag beginne. "Also haben wir kurzfristig abgesagt."

Eine Alternative war schnell gefunden. Das Paar packte die Koffer und fuhr in den Harz. Vom Urlaubsquartier in Braunlage aus erwanderten sie die nähere Umgebung. Auf dem Terminplan stand aber auch ein Ausflug nach Gröningen. Der dort beheimatete Fußballverein Eintracht hegt seit Jahrzehnten eine enge Verbindung zum Bundesliga-Club aus dem Norden. Schließlich war Klaus-Dieter Fischers Vorgänger im Amt des Vereinspräsidenten ein gebürtiger Gröninger. Der inzwischen verstorbene Franz Böhmert hatte ab 1970 die Geschicke des Vereins mit der grünen Raute im Emblem geleitet. Ihm ist die Verbindung zum Kreisklassen-Club aus der Westlichen Börde zu verdanken, die 2008 in der Mitgliedschaft des Werder-Projekts "100Schulen, 100 Vereine" mündete. "Franz und ich verband eine langjährige Freundschaft", sagte Klaus-Dieter Fischer beim Überraschungsbesuch in Gröningen. Beide hatten während ihrer gemeinsamen Zeit bei Werder Bremen regelmäßig den Osten der Republik bereist, waren mehrmals bei Böhmerts Verwandtschaft in Seehausen zu Gast. "Aber bis nach Gröningen habe ich es nie geschafft", gestand Fischer. Diesen Besuch holte er am Mittwochabend nach.

Auf die herzliche Begrüßung des Werder-Präsidenten durch seinen Gröninger Amtskollegen Dieter Bollmann folgte augenzwinkernd der Hinweis: "Wir sind gar nicht böse, dass sie das Schiff verpasst haben. Vor einer Woche hätte noch keiner gedacht, dass Sie heute in unserem Vereinsheim sitzen würden." Klaus-Dieter Fischer konterte lachend: "Ich auch nicht!"

Das Projekt "100 Schulen, 100 Vereine" war 2006 unter Regie von Franz Böhmert entstanden und richtet sich in erster Linie an Vereine aus der näheren Umgebung von Bremen. Doch Franz Böhmert hatte darauf bestanden, dass sein alter Heimatclub ebenfalls aufgenommen wurde.

Die Verbindung zwischen den beiden Vereinen soll in den kommenden Monaten wieder intensiviert werden, versprach Klaus-Dieter Fischer. Neben der Einladung zum Heimspiel des SV Werder gegen den BVB Dortmund will der 72-Jährige auch ein Testspiel einer Bremer Jugendauswahl in Gröningen organisieren. Geht sein Plan auf, sollen auch einige Prominente bei diesem Termin auf dem Sportplatz der Eintracht auflaufen.

Der ungeplante Harzurlaub hatten Klaus-Dieter Fischer, der sein Amt als einer der Geschäftsführer des Bundesliga-Vereins in zwei Jahren abgeben will, und Ehefrau Anne unter anderem zu Franz Böhmerts Verwandtschaft nach Seehausen geführt. "Und wir waren auch in Schierke", sagte Anne Fischer. Den Brockenort hatten sie auf einer Wanderung erreicht und wollten dort eigentlich in einem Café einkehren, das aber geschlossen war. "Wir sind dann einmal ums Haus gegangen und haben ein ¿Werder-Eck\' entdeckt." Dort treffen sich regelmäßig Fans des norddeutschen Bundesligisten. Kurzerhand besuchten Fischers den treuen Werder-Anhänger und Café-Besitzer - "für ihn war es eine Reisenfreude". Gleiches dürfte auch für die Gröninger Fußballer gelten, die gespannt den Erzählungen des Bremer Ehepaar lauschten.

Klaus-Dieter Fischer fand lobende Worte für das ehrenamtliche Engagement der Trainer und Vorstandsmitglieder aus Gröningen und stellte fest, dass der Unterschied zwischen dem großen SV Werder und der kleinen Eintracht gar nicht so groß sei: "Auch bei uns sind wir auf das Engagement vieler Ehrenamtlicher angewiesen, die den Trainingsbetrieb in den Nachwuchsmannschaften aufrechterhalten." Davon gebe es im 44000Mitglieder zählenden Verein mehr als 40.

Ein großes Lob gab es auch für Renate Hillebrand. Gröningens Bürgermeisterin habe während ihrer Amtszeit vieles rund um den Sportplatz bewegt, berichtete Eintracht-Vereinschef Dieter Bollmann. "Es gibt eben auch gute Politiker", merkte Klaus-Dieter Fischer unter dem Lachen und Applaus der Anwesenden an.