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Geschäftsmann läuft gegen Privatweg-Taufe Sturm / Umbenennung wird Thema beim Stadtrat sein Wanzleber baut "Vor dem Schloßtor"- soll nun aber "Am Schwedenwall" wohnen

Von Sabrina Trieger 04.11.2013, 02:21

Dirk Lorenz hat sich auf dem Grundstück an der "Alten Siloanlage - Vor dem Schloßtor" sein Traum- und Geschäftshaus gebaut. Alles schien optimal. Die Adresse ist bekannt und gut auffindbar. Doch die Verwaltung hat nun dem 25 Meter langen Privatweg einen neuen Straßennamen verliehen. Gegen die Adressenänderung "Am Schwedenwall" läuft der Wanzleber jetzt Sturm.

Wanzleben l Den Traum von einem Wohn- und Geschäftshaus hat sich Dirk Lorenz gemeinsam mit seiner frischangetrauten Ehefrau in Wanzleben erfüllt. "Anfang Februar haben wir eines der Baugrundstücke an der ,Alten Siloanlage - Vor dem Schloßtor\' gekauft. Im Januar will ich hier auch mit meinem Versicherungsbüro, das sich seit 23 Jahren in Wanzleben am Bucher Weg befindet und das ich seit Mai 2002 betreibe, einziehen", erzählt der 42-Jährige.

"Diese Privatwegtaufe braucht doch kein Mensch."

Die neuen Visitenkarten mit der Anschrift "Vor dem Schloßtor" hat er bereits drucken lassen. "Schließlich habe ich unter dieser Adresse ja auch das Grundstück erworben, das mir als neuer Standort für mein Versicherungsbüro optimal erschien", stellt er voran. Denn sein neues Büro liegt direkt an der Straße Vor dem Schloßtor am Bahnübergang Richtung Domersleben. "Eine Adresse, die in Wanzleben und Umgebung bekannt und gut über das Navi im Auto auffindbar ist." Ein Aspekt, der für ihn als Gewerbetreibender wichtig ist. "Meine Kunden müssen mich schließlich einfach finden können."

Doch noch nicht einmal eingezogen, bekommt er schon eine neue Adresse vor die Nase gesetzt. Der von ihm zu einem Sechstel mitfinanzierte 25 Meter lange Privatweg, der vorbei an seiner Garage in das Baugebiet führt, ist von der Verwaltung jüngst auf den Namen "Am Schwedenwall" getauft worden. Grundstücksbesitzer Dirk Lorenz ist fassungslos. "Ende Juli habe ich, nachdem ich davon gehört habe, dass der Miniweg mit der Änderung des Bebauungsplanes einen eigenständigen neuen Straßennamen bekommen soll, einen Antrag auf Umbenennung gestellt. Das Schreiben habe ich persönlich bei der Bürgermeisterin eingereicht. Bis heute habe ich dazu weder eine Eingangsbestätigung noch eine andere schriftliche Information erhalten", ärgert er sich. Zwei Monate später habe er in eigener Sache selbst bei der Verwaltung nachgehakt. "Im Rathaus erklärte man mir, dass das bereits Thema im Ausschuss war und es bei dem Namen bleiben würde, weil es sich hier um ein Bodendenkmal handelt. Mehr weiß ich nicht", so der Versicherungskaufmann.

"Der Namensvorschlag ,Am Schwedenwall\' stammt meinen Quellen zufolge aus der Verwaltungsfeder. Denn auch schon vor dem Abriss der alten Siloanlage lief das Areal, auf dem auch eine Wohnimmobilie stand, für die Hausbewohner unter der Adresse ,Vor dem Schloßtor\'. Diese Privatwegtaufe braucht doch kein Mensch. Meine Nachbarin bekommt keine Pakete, weil die Post den neuen Adressentitel nicht im System hat. Bei mir sperrt sich der Telefonanschlussanbieter, weil er die Anschrift nicht im Computer findet und mir deshalb keinen Vertrag geben darf. Wir haben mit dem neuen Straßennamen nur Ärger", merkt er an.

"Ich richte meinen Appell vor allem an die Stadträte..."

Die neue Adresse sei für ihn auch mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden. "Nicht nur für mich, sondern auch für die Stadt. Bei sinkendem Unternehmensgewinn würde die Stadt entsprechend weniger Gewerbesteuern von mir einnehmen. Mein Unternehmen ist in der Wachstumsphase. Die Neukundenakquisition ist für mich der wichtigste Grundstein. Dafür ist eine gut auffindbare, bekannte Adresse eine wesentliche Voraussetzung. Ein neuer Straßenname ist in den Navigationsgeräten erst in einigen Jahren zu finden. Mein Neukundengeschäft würde sich mit dem Rätsel um die unauffindbare Büroadresse verschlechtern. "

Was ihn richtig ärgert ist, dass er nach seinem schriftlichen Antrag vom 29. Juli auf Umbenennung keinerlei Informationen aus dem Rathaus bekommen hat. "Gern hätte ich den Räten, die in den verschiedenen Ausschüssen sitzen, erklärt, was aus meiner Sicht an solch einer Straßenumbenennung alles hängt." Die Aussage, dass die Ratsmitglieder der "Taufe" bereits in zwei Ausschusssitzungen ihre Zustimmung gegeben hätten, habe ihn überrascht. "Ich frage mich, ob die Räte von den Bürgern gewählt worden sind oder von der Verwaltung, um einzig und allein deren Interessen durchzusetzen?"

Laut Bebauungsplan handelt es sich bei den Grundstücken um ein Mischgebiet, "so dass ich davon ausgegangen bin, dass auch die Interessen von Gewerbetreibenden, die wie ich ihre Steuern (für 2011 rund 6400 Euro, Anmerk.d.Red.) an die Stadt zahlen, berücksichtigt werden. Zumal unsere Bürgermeisterin auch immer wieder betont, wie wichtig es sei, die Unternehmer vor Ort zu unterstützen."

Die "Schwedenwall"-Taufe steht nun bei der nächsten Stadtratssitzung am 14. November zur Diskussion. "Ich richte meinen Appell vor allem an die Stadträte, meinen Antrag auf Umbenennung auf den alten Namen ,Vor dem Schloßtor\' zu berücksichtigen."