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Start in Rochau Abgehoben: Landkreis Stendal bekämpft Eichenprozessionsspinner aus der Luft

Im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner setzt der Landkreis Stendal neben Aktionen vom Boden auch auf die Besprühung aus der Luft. Sechs Flüge unternahm Pilot Steffen Becher vom Rochauer Sportplatz aus.

Von Ingo Gutsche Aktualisiert: 28.05.2021, 16:51
Pilot Steffen Becher informiert sich anhand des Kartenmaterials, in welche Richtung er den nächsten Flug steuert. Er startete in Rochau.  Flächen der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck wurden mit einem Biozid behandelt.
Pilot Steffen Becher informiert sich anhand des Kartenmaterials, in welche Richtung er den nächsten Flug steuert. Er startete in Rochau. Flächen der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck wurden mit einem Biozid behandelt. Foto: Ingo Gutsche

Rochau - Kurz nach 10 Uhr setzte sich der von Steffen Becher gesteuerte Helikopter vom Typ „AS 350 – B 3“ vom Rochauer Sportplatz aus in Bewegung. An „Bord“ hatte er das Spritzmittel „Foray ES“, das auf diversen Flächen gesprüht wurde. Ziel: Die Eindämmung des Eichenprozessionsspinners. Die von Rochau ausgehenden Flüge waren gleichzeitig der Startschuss für die Bekämpfungsaktionen aus der Luft im Landkreis Stendal.

Seit drei Tagen musste das Team aus Baden-Württemberg pausieren. Das Wetter ließ einen Einsatz und demzufolge die Flüge nicht zu. „Es war das Gesamtpaket aus Wind und Regen“, blickte Steffen Becher auf die vergangenen Tage zurück. Nicht nur starke Böen machten die Aktionen zunichte. „Der Regen wäscht das Material ab“, betonte der Pilot, der mit Material das Biozid meint, das gegen den Eichenprozessionsspinner seine Wirkung entfalten soll. Somit standen Becher und seine Kollegen in Warteposition auf dem Standort in Sanne-Kerkuhn (Altmarkkreis Salzwedel). Von dort aus gingen zuvor Einsätze ab. Nun herrschten gute Bedingungen – und das Team machte sich auf den Weg nach Rochau.

Erste Erfolge sind bereits sichtbar

Bevor der Start vollzogen werden konnte, kam ein Hindernis weg. Ein Fußballtor des Sportplatzes wurde kurzerhand aus der Erde gehebelt. Mit Unterstützung von Ronny Worm und Karsten Meyer. Das Tor machte den Weg frei für zwei Lkw vom Typ „MAN“, die den Helikopter befüllten. Mit Kerosin und dem Spritzmittel. Die beiden Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Rochau standen der „Mannschaft“ aus dem Südwesten der Bundesrepublik unterstützend zur Seite. „Das ist mit der Verbandsgemeinde abgestimmt“, sagte Worm. Unter anderem sorgten beide für die Versorgung mit Wasser aus der entsprechenden Entnahmestelle. Das Wasser wird zum Mischen mit dem Spritzmittel benötigt.

Auf dem Weg von Sanne-Kerkuhn nach Rochau wurden bereits einige Flächen der Verbandsgemeinde Seehausen und der Einheitsgemeinde Osterburg mit dem mikrobiologischen Biozid besprüht. Darüber informierte Karin Raeck, Mitarbeiterin der landkreislichen Umweltbehörde, die ebenfalls vor Ort war. Sie sprach davon, dass „Foray ES“ das aktuell „beste Mittel auf dem Markt“ sei. Karin Raeck schätzt ein, dass die Bekämpfungsaktionen der vergangenen Jahre aus der Luft, aber auch vom Boden ausgehend, bereits Erfolge gezeigt hätten. „Wir haben den Eichenprozessionsspinner schon sehr gut eingedämmt. Es ist wichtig, nicht nachzulassen“, betonte sie. „Kontinuität ist wichtig.“

Der Landkreis und Kommunen lassen nicht nach. Die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck setzt rund 11 000 Euro für die Aktionen ein. Eine ähnliche Summe wie im Vorjahr. Flächen in vielen Bereichen zwischen Rochau und Werben wurden gestern behandelt. In vielen Fällen mit Eichen geschmückte Alleen. Beispielsweise rund um Goldbeck, bei Iden oder bei Hohenberg-Krusemark, sagte Raeck. Sechs Flüge standen an. „Eine Befüllung reicht für 16 Hektar“, sagte der 40-jährige Pilot.

Kita-Kinder verfolgen das Geschehen

Die mitgeführte Sprühanlage fasst einen Inhalt von 640 Liter. Und dieser war recht schnell wieder leer. Genügend Nachschub war jedoch vorhanden. Bis um die Mittagszeit waren die Verantwortlichen mit den sechs geplanten Flügen, wobei auch Ziele bei Bismark anvisiert wurden, fertig. Die Bekämpfungsaktionen wurden vom Standort in Weißewarte (Einheitsgemeinde Tangerhütte) fortgesetzt.

Die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck spricht ebenfalls von Erfolgen beim Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. Das sind die Larven des Nachtfalters. Im Oktober des Vorjahres wurde eine Kontrolle nach Abschluss aller Maßnahmen durchgeführt: Die Verantwortlichen schätzten ein, „dass der Befall des Eichenprozessionsspinners partiell rückläufig war beziehungsweise nicht größer geworden ist.“ Im April und Mai beteiligte sich die Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck an den Erhebungen des Landkreises zur „Austriebsbonitur“. Dabei werden die Austriebe der Eichen beobachtet und auch, ob Eiablagen oder das Schlüpfen von Raupen festgestellt werden konnten. So wurden beispielsweise am 18. Mai an der ehemaligen Bahnstrecke Iden-Giesenslage geschlüpfte Raupen nach der 3. Häutungsphase aufgefunden.

Die Gelegenheit, aus nächster Nähe die Starts und Landungen eines Helikopters zu verfolgen, nutzten die Mädchen und Jungen der am Sportplatz gelegenen Rochauer Kindertagesstätte „Flohkiste“. Sie hatten an den vergangenen Tagen bereits vergeblich gewartet.

Ein Fußballtor auf dem Rochauer Sportplatz wurde kurz beiseite geräumt. Zwei Lkw mussten den Helikopter befüllen.
Ein Fußballtor auf dem Rochauer Sportplatz wurde kurz beiseite geräumt. Zwei Lkw mussten den Helikopter befüllen.
Foto: Ingo Gutsche
Die Mädchen und Jungen aus der Rochauer Kindertagesstätte „Flohkiste“ verfolgten die Starts und Landungen des Hubschraubers aus nächster Nähe – und fanden es spannend.
Die Mädchen und Jungen aus der Rochauer Kindertagesstätte „Flohkiste“ verfolgten die Starts und Landungen des Hubschraubers aus nächster Nähe – und fanden es spannend.
Foto: Ingo Gutsche