Leser schreiben für Leser Altmärker auf den Spuren der Naumburger Meister
Über eine Reise von Mitgliedern des Pfarrbereiches Kossebau zur Landesausstellung "Der Naumburger Meister" berichtet der Kreveser Jan Kleemeier.
Nach Naumburg im Saaletal führte die diesjährige Erlebnisfahrt der evangelischen Kirchengemeinden des Pfarrbereiches Kossebau unter Leitung von Pfarrer Matthias Kruppke. Ziel war die Landesausstellung "Der Naumburger Meister- Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen." Nach der regenreichen Anreise im modernen Reisebus ging es zuerst in die Naumburger Stadtkirche St. Wenzel zur Orgelmusik. Dort erklangen punkt Zwölf in der voll besetzten Kirche Werke von Johann Sebastian Bach, die die ganze Bandbreite des großartigen Barockkomponisten auf der von Gottfried Silbermann und ihm einst persönlich abgenommenen großen Hildebrandt-Orgel aus 1746 ausgewogen wiedergaben. Man kann also annehmen, dass Bach selbst bei der Aufstellung und Disposition der Orgel mit ihren 52 klingenden Stimmen maßgeblich dabei gewesen ist.
Bei der Rundfahrt erfuhren die rund 50 Teilnehmer Interessantes zur Geschichte der bedeutenden Domstadt an der Straße der Romanik, bevor jeder die Zeit frei nutzen konnte, um weitere Sehenswürdigkeiten wie das Nietzsche-Haus, die Marien-Magdalenen-Kirche oder den gerade stattfindenden Töpfermarkt einen Besuch abzustatten. Und ganz zufällig traf man mit großem Hallo auch noch Tobias Krüger, den einstigen Bretscher/Kreveser Pfarrer, der heute mit seiner Familie in Leipzig lebt und arbeitet.
Den Abend und die Nacht verbrachten die Kossebauer Gemeindeglieder und Freunde der Kirchenfahrt im etwas außerhalb von Naumburg gelegenen Hotel "Amadeus". Nach dem Abendessen waren die Reisegäste zu einer kleinen humorigen und genussvollen Weinverkostung mit Saale-Unstrut Qualitätsweinen eingeladen, bei der viel über den Anbau des edlen Rebensaftes im nördlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands vermittelt wurde. Die Devise des Abends:Probieren geht über Studieren.
Der zweite Ausflugstag war sonnig und stand ganz im Zeichen der spektakulären Ausstellung über den Naumburger Meister und sein Wirken am Westchor des Doms St. Peter und Paul, der aber nur der Hauptausstellungsort der Vereinigten Domstifter ist. In der europaweit beachteten Exposition unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, die noch bis zum 2. November zu sehen ist, werden rund um die weltberühmte Stifterfigur der Markgräfin Uta Arbeiten herausragender Künstler des 13. Jahrhunderts gezeigt, die einzigartig sind. Die Ausstellung päsentiert über 300 hochkarätige Kunstwerke gotischer Bildhauer und Steinmetze, die durch den französischen Kathedralbau von Reims und sein grandioses Skulpturenprogramm beeinflusst wurden. Immer wieder machten die Ausstellungsführer auf die herausgebildeten menschlichen Züge im Antlitz der Figuren und biblischen Szenen aufmerksam. Die Zeitspanne der so sehr persönlich dargestellten Figuren umfasste nur knapp 40 Jahre, dann kehrte die Kirchenkunst des 13. Jahrhunderts wieder zurück zur idealisierten und fast starr wirkenden Herrscherdarstellung.
Mehr als sehenswert auch der gepflegte Domgarten, der seit 2010 wie der Krumker Park zum Landesprojekt "Gartenträume" gehört. In diesem "Garten des Naumburger Meisters" können Besucher die Pflanzen betrachten, die dem Bildhauer als Vorlage für seine feingestalteten floralen Kapitelle, Friese und Schlusssteine am Lettner und im Westchor des Naumburger Domes dienten. Eine nachgestellte Bauhütte an der Kirchenwand vermittelte dazu den Eindruck der mittelalterlichen Bearbeitungstechnik der Steinmetze.
Nach dem Mittagessen am idyllischen anderen Ufer der Saale-Unstrut-Weinstraße mit Blick auf die Weinberge kehrte die Reisegesellschaft wieder viel zu schnell die Heimreise Richtung Altmark an.
Bereichert wurde die Reise auch durch die persönlichen Schilderungen von Pfarrer Matthias Kruppke, der zu DDR-Zeiten in Naumburg seine kirchliche Laufbahn begonnen hat. Ihm und allen an der Organisation der Fahrt beteiligten Partner sowie dem Busfahrer ein herzliches Dankeschön von allen Teilnehmern.