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Brunnen Meeresgott bleibt ohne Dreizack

Ein Blick auf sein Osterburger Abbild dürfte Meeresgott Neptun verstimmt grummeln lassen. Denn der Brunnenfigur fehlt der Dreizack.

Von Nico Maß 09.09.2019, 01:01

Osterburg l 2016 rissen ihm Diebe den Dreizack aus der Hand, seitdem thront Neptun ohne seine Machtinsignie über dem Kleinen Markt. Von seiner damaligen Ankündigung, den Schaden schnell zu beheben, hat sich Bürgermeister Nico Schulz (CDU) mittlerweile verabschiedet. Denn Neptun wieder einen Dreizack in die Hand zu drücken, sei alles andere als einfach, begründet er. Das mehr als 100 Jahre alte Original ist zwar im Rathaus verwahrt, dort soll der Dreizack aus Sicherheitsgründen aber auch bleiben.

Zudem orderte die Stadt zwar eine neue und leichtere Kopie, anscheinend aber fremdelte Neptun mit diesem Aluminium-Dreizack. Wohl vor allem aus „Gesundheitsgründen“, schließlich waren die Diebe bei ihrem Beutezug rabiat vorgegangen und hatten dem Meeresgott mehrere Finger abgerissen. „Deshalb fehlt der Anbringungspunkt für den Dreizack. Uns ist es nicht gelungen, ihn an der Hand zu befestigen. Ankleben hat nicht funktioniert. Und den Dreizack mit Draht anzubinden oder ihm dafür eine Manschette umzulegen, ist auch doof. Das sieht einfach nicht aus“, erklärt Schulz.

Was dann noch bleibt, ist die Schlussfolgerung, „dass wir wohl eine Restaurierung der Neptunfigur ins Auge fassen müssen, wenn wir ihr wieder den Dreizack in die Hand geben möchten.“ Das sei aber keine kurzfristige Option, „Mittel im Haushalt gibt es dafür nicht“, sagt Schulz. Offen ist zudem, wie viel die Einheitsgemeinde tatsächlich für eine Restaurierung ausgeben müsste. Eine Kostenschätzung gebe es bislang nicht. Nur die Erwartung, dass es ordentlich ins Geld gehen dürfte, wenn Fachleute Hand an den historischen Brunnen anlegen.

Neptun wird also noch ein Weilchen auf seinen Dreizack verzichten müssen. Die Figur des Meeresgottes und der Brunnen sind seit rund 70 Jahren mit der Stadt verbunden. In der Region ist die italienische Auftragsarbeit noch länger beheimatet. Nach zeitgenössischen Quellen wie der „Altmärkischen Zeitung“ von Th. Schulz ließ sich Frau von Rönnebeck 1912 vor ihrem Schloss im gleichnamigen Dorf eine „Fontaine“ aufstellen. Die Neptunfigur kam aus Florenz, konkret aus dem Palazzo Strozzi, einem Renaissance-Palast. Als Künstler wird ein Professor Farazini genannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1947, kam der Neptunbrunnen an seinen heutigen Standort vor der Nicolaikirche.