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Die "jungen Wilden" der Dequeder Feuerwehr leben und rennen für den Brandschutz Das Kommando gilt! Auf die Plätze...

Von Ralf Franke 16.03.2012, 04:07

In der Aktion "Ihre Meinung zählt" (siehe auch Coupon) beschäftigt sich die Volksstimme auch mit der Zukunft der Brandschützer und fragt angesichts klammer Kommunalfinanzen, ob jede Ortswehr unbedingt erhalten werden muss.

Dequede l Die Daseinsberechtigung einer Wehr hängt neben dem Gerätehaus und der technischen Ausstattung vor allem von ihren Aktivitäten und vom Ausbildungsstand der Kameraden ab. Das haben sowohl der Innenminister, als auch viele Bürgermeister und Brandschutzfunktionäre nach der Gebietsreform in Sachsen-Anhalt immer wieder betont. Doppelt brisant: Gerade in kleinen Dörfern ist das Schicksal der Gerätehäuser eng mit dem der Gemeinschaftshäuser und damit auch mit dem gesellschaftlichen Leben verbunden. So wie in Dequede, wo die Feuerwehr in den vergangenen Jahren indes eine Entwicklung nahm, die auf gute Zukunftsaussichten deutet.

Wettkampfschläuche halten nur eine Saison

Während die 50- bis 60-jährige Elterngeneration des aktiven Nachwuchses durchaus im positiven Sinn des Wortes noch Feuerwehrdienst nach Vorschrift machte, regelmäßig, mitunter auch erfolgreich an Abschnittsausscheiden teilnahm und nach der Wende die Entwicklung des alten Dorfkonsums zum Gemeinschafts- und Gerätehaus auf den Weg brachte, setzen die "jungen Wilden" ihre Akzente verstärkt im Feuerwehrsport. Mit dem nötigen Ehrgeiz, aber vor allem mit einer guten Vorbereitung haben die jungen Leute um Wehrleiter Andreas Gabel und seinen Stellvertreter Franz Paelke nach der Bildung der Einheitsgemeinde Osterburg 2010 den ersten Stadtmeistertitel im Löschangriff geholt und diesen im vergangenen Jahr als Gastgeber auch erfolgreich verteidigt.

Beim Generationswechsel in den Reihen der Wehrleitung und der Kameraden 2008 spielte das Wettkampfengagement der Dequeder Blauröcke dabei noch keine große Rolle. Erst als die Wehr die neue Tragkraftspritze der Marke Rosenbauer zu ihrem inzwischen etwas betagten Mannschafts-Transport-Wagen bekam und die Aktiven merkten, wie sich die Zeiten beim Löschangriff deutlich verbesserten, war der Ehrgeiz geweckt und ist bis heute nicht wieder eingeschlafen.

Im Gegenteil. Cheftrainer Franz Paelke kann inzwischen auf ein ganzes Dutzend Wettkämpfer im Alter zwischen 16 und 34 Jahren verweisen, die die Herausforderung suchen und die für die Aussicht auf einen Platz auf dem Treppchen weder Zeit noch Mühen scheuen.

Die Pflicht profitiert von der Kür

Unterstützung erfahren sie von vielen Seiten. Die Mitglieder des Feuerwehrfördervereins helfen nach ihren Möglichkeiten ebenso wie die Hansestadt Osterburg oder der Landkreis Stendal. Selbst auf Sponsoren können die flotten Blauröcke verweisen - obwohl es bei letzteren noch mehr sein könnten. Allerdings organisiert der Nachwuchs zum Beispiel auch eigenständig Schrottsammlungen, um Geld für die Zusatzausrüstung zu bekommen. Allein ein Satz Wettkampfschläuche, rechnet Jens Kleemeier vor, kostet rund 500 Euro und ist nach einem Jahr verschlissen. Kein Wunder. Von den zwei Übungstagen, die die Wehr von Februar bis Oktober pro Woche einlegt, dient einer der Ausdauerverbesserung und einer dem Löschangriff. Dazu kommen zehn bis zwölf Wettkämpfe pro Jahr, die Mensch und Material auf die Probe stellen.

Warum sie sich das antun?

Weil es die Kameradschaft sowie Kondition fördert, weil die Pflicht erheblich von der Kür profitiert und natürlich weil es Spaß macht, wenn man mit hunderten Gleichgesinnten beispielsweise beim Inselpokal auf Poel, beim Harzpokal in Elend, beim Rolandpokal in Buch oder anderen Wettkämpfen mit Gleichgesinnten erst an der Startlinie steht und abends am Grill oder im Festzelt feiert.

Besonders, wenn sie Wettkämpfe mit ihrer alten DDR-Tragkraftspritze bestreiten, kommt ein bisschen Formel-I-Fieber in der Boxengasse auf. Dann wird schon mal "gemauert", was die getunte Technik betrifft. Auch bei ihrer giftgrünen "Eleonore" erinnert fast nur noch die äußere Form an ihre DDR-Vergangenheit. "Der Zweitakter verfügt über einen zusätzlichen Vergaser und einen Sportauspuff, die Kompression wurde erhöht, der Widerstand im Pumpengehäuse verringert", deutet Franz Paelke ein paar Details an, die unter der Regie des Maschinisten Nico Gose (mit 32 Jahren neben dem 34-jährigen Dirk Hannemann einer der "Senioren" der Truppe) verändert wurden. Die Feinheiten bleiben natürlich Betriebsgeheimnis.

Beim Absichern der Einsatzfähigkeit ist dann aber auch wieder Schluss mit lustig. Die Technik im Gerätehaus ist für den Ernstfall vorbildlich gepflegt, der Ausbildungsstand kann sich ebenso sehen lassen, wie die Trainingsbahn, die in Eigenleistung entstand oder der Löschteich, den die Wettkämpfer vorbildlich pflegen. Alle Aktiven sind mindestens Truppführer, drei sogar Gruppenführer. Darüber hinaus stehen für die vier Atemschutzgeräte sechs qualifizierte und gesundheitstaugliche Träger zur Verfügung. Je drei der jungen Leute verfügen über eine Ausbildung zum Maschinisten und für die technische Hilfeleistung, um nur einiges zu nennen.

Kameraden verdienen Unterstützung

Ortsbürgermeisterin Jutta Berger weiß schon lange, was sie an den Dequeder Feuerwehrleuten hat. Aber auch Einheitsgemeindebürgermeister Nico Schulz zeigte sich bei der jüngsten Jahreshauptversammlung von Erfolgen und Aktivitäten sowie von der Unterstützung des Fördervereins beeindruckt. Stadtwehrleiter Sven Engel hält ebenfalls große Stücke auf das Engagement der Dequeder Kameraden, "die ein gutes Aushängeschild für die Kommune über deren Grenzen hinaus sind und Unterstützung verdienen". Zumal auch er die Meinung teilt, dass die sportlichen Ambitionen die Feuerwehrarbeit fördern. Dass die Kameraden wegen ihrer auswärtigen Arbeitsplätze in der Woche tagsüber erst ab 16 Uhr eine einsatzfähige Gruppe stellen, will Engel den Dequedern nicht anlasten. Das Problem besteht in vielen Ortswehren. Als Aktivposten dürfte Dequede bei der künftigen Feuerschutzkonzeption der Hansestadt sicher eine wichtige Rolle spielen, wenn die Kräfte der Einheitsgemeinde neu sortiert beziehungsweise gebündelt werden, deute Engel mit Blick auf die Zukunftsaussichten der Freiwilligen Feuerwehr Dequede an.

Wer mehr über die Dequeder Feuerwehrwettkämpfer, ihre Ergebnisse 2011 oder die Starts 2012 und sonstige Aktivitäten erfahren will, ist auf ihrer Internetseite willkommen. www.feuerwehr-dequede.de