Vokalquintett "Thios Omilos" begeistert in der St. Nikolauskirche Beuster Ehemalige Thomaner beweisen ihre Klasse
Auf eine überraschend große Resonanz stieß am Himmelfahrtstag das Konzert mit dem Ensemble "Thios Omilos" in der St. Nikolauskirche Beuster. Die fünf ehemaligen Mitglieder des Leipziger Thomanerchors boten den Zuhörern in der voll besetzten Stiftskirche musikalischen Hochgenuss pur.
Beuster "Ich freue mich, dass an diesem wunderschönen Tag die Kirche so voll geworden ist", sagte der Vorsitzende des Fördervereins St. Nikolauskirche Beuster, Dr. Volker Stephan, mit Blick auf die vollen Stuhlreihen. In den Kreuzgängen waren zusätzliche Sitzmöbel aufgestellt worden. Stephan wies gleich eingangs darauf hin, dass dieses Konzert von der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt unter Bezuschussung durch die Kloster Bergesche Stiftung sowie der Firma Ingenieurbau Dahlweg und der Hansestadt Seehausen gefördert wurde.
Der Fördervereinsvorsitzende stimmte dann das Publikum auf das Programm des Vokalquintetts ein. Er betonte, dass der erste Teil ausschließlich geistliche Musik beinhaltet und bat darum, keinen Zwischenapplaus zu spenden. Umso besser könne die Musik wirken. Im zweiten Teil würde es dann lockerer zugehen, bei weltlichen Stücken und mit Moderation. Dann betraten die fünf einheitlich mit dunklen Anzügen bekleideten jungen Männer den Kirchenraum, postierten sich vor den Zuschauerreihen und begannen mit der "Kyrie in festis duplicibus" (Herr, erbarme dich). Schon bei diesem ersten Stück war die Hochklassigkeit von "Thios Omilos" deutlich hörbar. Die perfekte Tonierung, die Ausgewogenheit der Stimmen untereinander, die gesamte Dynamik, ließen die Zuhörer die Ohren spitzen.
Lateinisch ging es weiter mit dem zweistimmigen Organalsatz "Cuntipotens genitor deus" (Ursprung: Santiago di Compostela, um 1140). Eine für die meisten Zuhörer wohl noch beeindruckendere Kostprobe boten die Sänger mit dem dreistimmigen "Vexilla regis prodeunt" von Guillaume Dufay (~1397-1474). Den ursprünglich lateinischen Hymnus trugen "Thios Omilos" auf Deutsch vor. Das Werk ist von besonders schwierigen Harmonien geprägt und wurde von den fünf ehemaligen Thomanern meisterhaft vorgetragen. Ähnlich anspruchsvoll ging es weiter im Programm. Es erklangen zumeist vierstimmige Werke von Johann Sebastian Bach, dem zeitgenössischen Komponisten Georg Christoph Biller sowie Thomas Tallis, Orlando di Lasso und anderen Meistern. Einmal mehr kam bei diesem Konzert die beeindruckende Akustik der St. Nikolauskirche voll zum Tragen. Der Gesang des Quintetts konnte sich im gesamten Kirchenraum voll entfalten und dürfte manchem Zuhörer Gänsehaut beschert haben. In den Zuschauerreihen war es während des ersten Programmteils so leise, dass man buchstäblich eine Stecknadel hätte fallen hören können. Erst abschließend gab es kräftigen und lang anhaltenden Applaus.
Ganz der weltlichen Musik widmete sich das Quintett im zweiten Teil. Dabei bewiesen die Künstler, dass die Kluft zwischen historischer und zeitgenössischer Musik gar nicht groß sein muss. Stücke aus der Epoche der Renaissance gehörten ebenso zum Programm wie Lieder der "Comedian Harmonists" und bekannte Songs der Beatles. Besonders beeindruckend und hochklassig war dabei unter anderem die Vertonung des bekannten Titels "Michelle" der 1960 gegründeten Band aus Liverpool. Mit einer auf sächsisch vorgetragenen Version des bekannten Liedes "Loreley" wurde das Programm schließlich auf humorvolle Weise abgeschlossen. Und noch einmal honorierten die Zuhörer den Auftritt der Künstler mit einem kräftigen Beifall.