Ehrenamt Bürgermobil feiert Fünfjähriges
Der Werbener Verein Nachbarschaftshilfe "Miteinander-Füreinander" stößt auf das fünfjährige Bestehen des Bürgermobils an.
Werben l Fünf Jahre, auch Gisela Hilscher sagt es immer wieder. Die Vorsitzende des Vereins Nachbarschaftshilfe „Miteinander Füreinander“ ist mächtig stolz auf ihre Truppe. „Das geht nur, weil es so gut passt mit uns.“ Und es geht nur mit Spenden. Und zuallererst, weil Menschen vor sieben Jahren das zunehmende Mobilitätsproblem vor allem älterer Leute auf dem Land ernst genommen und dafür eine Lösung gesucht haben. Spätere Mitglieder des Vereins nahmen im November 2012 an einem Workshop „Neue Nachbarschaftshilfe“ in Stendal teil.
Eingeladen hatte die Stiftung ProAlter. Sie unterstützt Aktivitäten, mit denen sich ältere Menschen für andere helfend einsetzen. Es dauerte nicht lange, bis sich hiernach „Miteinander Füreinander“ zunächst als Interessengruppe gründete und eine Bürgerumfrage zu Mobilität und Nachbarschaftshilfe im ländlichen Raum ein großes Echo fand. Im Dezember 2013 stellte die Interessengruppe das Projekt Bürgermobil im Werbener Rathaus vor. 2014 erfolgte die Vereinsgründung – und die erste Fahrt.
Möglich dadurch, dass der Landkreis Stendal den VW-Bus (Baujahr 2009) kostenfrei zur Verfügung stellte – der Verein muss keine Steuern, „nur“ Reparaturen und Benzin zahlen. „Der Landrat hatte den Bus persönlich hierher gefahren“, erinnert sich Gisela Hilscher gerne. Auch die damaligen Bürgermeister Volkmar Haase (Werben) und Karsten Reinhardt (Altmärkische Wische) unterstützten das Projekt. Letztlich rollt der Bus aber nur, weil sich aktuell elf Fahrer und fünf Betreuer in ihrer Freizeit ganz und gar ehrenamtlich Zeit nehmen. Sie fahren die derzeit 92 gelisteten Personen für 11 Cent pro Kilometer (bei einer Person) plus Nebenkostenpauschale (bis 30 Kilometer 3 Euro für die einfache Fahrt) nach Groß Pankow in die Augenklinik, zum Einkaufen nach Seehausen oder Osterburg, zur Bank, zu einer Veranstaltung. Gardelegen, Berge, Flechtingen, Stendal – die Reisen gehen nach Nah und Fern.
Und die Kunden sind dankbar. Etwa Ruth Lehmann (80), die noch selbst mit dem Auto zum Einkaufen fährt, ihren schwerkranken Mann aber nicht alleine heben könne. Da ist sie froh über Menschen wie Manfred Ziems. Der Werbener hat die beiden schon nach Perleberg zum Krankenhaus gebracht. „Ich flitze dann gleich rein und hole den Rollstuhl raus, das passt“, sagt sie. Das Tolle sei ja, dass die Fahrer warten. In Groß Pankow gar manchmal drei Stunden. „Das macht nicht jeder“, weiß Gisela Hilscher zu schätzen. Und Verena March, die die Fahrten – vom Verein finanziert – koordiniert sagt gleich lächelnd, „Herr Ziems und Herr Nietzel sind unsere Wartefahrer“. Dabei steige nicht jeder bei jedem ein, weiß sie längst. Es brauche auch Fingerspitzengefühl.
„Wir schließen die Lücke zwischen dem öffentlichen Nahverkehr und den Taxiunternehmen“, erklärt Gisela Hilscher. „Ein Taxi könnten sich die meisten für ihre Zwecke gar nicht leisten. Außerdem geht die Hilfe ja bei uns auch weiter.“ Nicht selten, dass aus einem Gespräch heraus gleich ein Termin für eine sozialmedizinische Beratung mit Dr. med. Irmgard Gellerich vereinbart wird. „Dieses Soziale ist bei uns ganz wichtig“, sagt Gisela Hilscher und lädt für morgen um 13 Uhr alle Interessenten ins Kommandeurhaus ein. Es gibt Sekt und Kuchen. Auch der Landrat will kommen.