Von Legenden umwobener Baum ist zu 80 Prozent abgestorben / Aber: Ende der Tilly-Eiche ist nicht in Sicht
Peter Müller aus Hindenburg ließ der Osterburger Volksstimme kürzlich zwei Fotos von der Kreveser Tilly-Eiche zukommen. Das Besondere: Das eine Bild zählt fast 50 Jahre und entstand damit kurz nach der 1000-Jahr-Feier des Dorfes. Grund genug für die Redaktion, nachzuforschen, wie es um den Baum so steht, der es auf die Liste der Naturdenkmale im Landkreis geschafft hat.
Krevese. Die Eiche, die ihren Namen dem für seine Grausamkeiten berühmt berüchtigten kaiserlichen Feldherrn aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges verdankt, ist über 600 Jahre alt und gehörte früher zum Klosterwald, der bis zur Kirche reichte. Der Baum, so der Kreveser Ortschronist Jan Kleemeier, zähle wohl über 600 Jahre und habe den Kahlschlag nur überlebt, weil Pastor Koch 1841 gegen das Fällen intervenierte. Der Baum stand damals an der Stapeler-Schliecksdorfer Kreuzung sozusagen an einer exponierten Stelle, an der der Geistliche fast täglich vorbeifuhr.
Dass Tilly den Schatten des Baumes gesucht haben soll, ist wohl ebenso Legende wie der Feldherrenhügel, von dem man angeblich den Überblick über 22 Dörfer gehabt haben soll. "Es gibt viele andere Stellen im Umland, die mehr Übersicht bieten", so Kleemeier.
Neben dem Baum baute die örtliche LPG Anfang der 80er Jahre eine Milchviehanlage. Trotzdem ist die AG Krevese-Drüsedau nicht Eigentümer der Tilly-Eiche, von der es in Deutschland übrigens noch einige andere Exemplare gibt.
Der Landkreis ist Eigentümer des Baumes und des dazugehörigen Flurstückes. Die untere Naturschutzbehörde schaut ab und zu vorbei, ob von dem Gehölz Gefahr ausgeht. Die zuständige Fachfrau Bettina Horzetzky weiß, dass das grüne Erscheinungsbild einem Ableger vor der Tilly-Eiche zu verdanken ist. Rund 80 Prozent des Baumes sind abgestorben.
Über das Ende der Eiche muss das aber nichts aussagen. Osterburgs Stadtgärtner Ulf Garlipp weiß, dass der Baum - seiner eigentlichen Krone längst beraubt - immer wieder kräftige Seitentriebe mit Sekundärkronen bilden und sich so noch über viele Jahre über Wasser halten könnte.
Als Wappen akzeptierten die Heraldiker den Baum, der sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit überleben wird, nicht. Sicher schafft es die Tilly-Eiche dafür in die Broschüre zur 1100-Jahr-Feier.