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Erkundungstour Prozessionsspinner geht es an den Kragen

Das Absaugen der Raupen des Eichenprozessionsspinners startet. Derweil werden auch die Weichen für eine neue Frühjahrstaktik gestellt.

Von Ralf Franke 28.06.2018, 18:27

Seehausen l Seit der Seehäuser Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth vor zwei Jahren sein Amt antrat, hat er schon vielen hochrangigen Politikern und Verwaltungsbeamten den Eichenprozessionsspinner beziehungsweise dessen gefräßige Raupen mit ihren berüchtigten Brennhaaren vorgestellt. Bekanntlich, ohne bislang nennenswerte Erfolge zu erzielen.

Das hat sich nach dem Erlass von Sachsen-Anhalts Finanzminster André Schröder und einem Kabinettsbeschluss vor ein paar Tagen nicht zuletzt als Folge der Selbstanzeige von Kloth bereits geändert. Kurzfristig werden Mittel aus dem Ausgleichsstock des Landes für das Absaugen der allergieauslösenden Insekten zur Verfügung gestellt. Der Startschuss für diese Maßnahme ist gefallen. Das findet im Seehäuser Rathaus und in den betroffenen Gemeinden auch Anerkennung.

Nachhaltig kann der Eichenprozessionsspinner indes nur im Frühjahr mit dem richtigen Insektizid bekämpft werden. Um sich ein Bild vor Ort zu machen, folgte am Vormittag die wiederbelebte Innerministerielle Arbeitsgruppe, die sich diesem Thema widmet, der Einladung des Verbandsgemeindebürgermeisters.

Dass das Gesundheits- und nicht mehr das Landwirtschafts- und Umweltministerium federführend agiert, mag ein Beleg für den Stimmungswandel sein, den Kloth mit seinen jüngsten Aktivitäten erreicht hat. Er moniert wie viele andere Kommunalpolitiker schon länger, dass dem gesundheitsgefährdenden Aspekt der Raupenplage nicht genug Beachtung geschenkt wird.

Mit mehreren Autos machten sich die Vertreter aus den beiden genannten Ressorts sowie aus dem Innen- und Wirtschaftsministerium, aber auch vom Landeszentrum Wald auf Tour durch die Gemeinden Aland und Zehrental. Der Startschuss fiel in den Märschen bei Wahrenberg, wo befallene Bäume wegen der Nähe zu Gewässern nicht einmal mit dem gängigen Biozid behandelt werden dürfen. Die Staatssekretärin im Sozial- und Gesundheitsministerium, Beate Bröcker, zeigte sich beeindruckt vom Schadbild, dass derzeit etwas vom Johanniaustrieb kaschiert wird, aber auch von der Betroffenheit der Bürger. Auf die Zulassung neuer Mittel habe das Land zwar keinen Einfluss. Aber sie bekräftige noch einmal, dass 2019 zusätzlich zu den üblichen Mitteln zwei Millionen Euro für die Bekämpfung der Plage zur Verfügung stehen sollen.

Rüdiger Kloth ließ nach der Abschlussbesprechung im Rathaus wissen, dass der Besuch etwas gebracht habe. Die Arbeitsgruppe beziehungsweise die Ministerien müssten sich jetzt ordnen und festlegen, wer welchen Part übernimmt und darauf achten, dass die Bekämpfung lückenlos erfolgt, weil jeder befallene Baum über ein Ansteckungspotenzial in einem Radius von drei bis vier Kilometern verfüge. Allerdings mahnte er auch zur Eile. Denn, wenn das Spritzen im kommenden Jahr im genannten Umfang forciert werden soll, sei man im Bereich einer europaweiten Ausschreibung. Und weil die Zeit braucht, müssten die entsprechenden Plane zum Herbstanfang fertig sein.