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Feuerwehr Blauröcke müssen Nähe aushalten

Auch in Corona-Zeiten sind Feuerwehrleute bei ihren Einsätzen so wie andere Rettungskräfte gezwungen, Nähe auszuhalten.

Von Ralf Franke 25.03.2020, 18:00

Seehausen l Die Botschaft aus den Gerätehäusern ist eindeutig. „Wir sind einsatzbereit“, lassen Michael Märten und Enrico Schmidt wissen. Der eine als Leiter der Feuerwehren der Verbandsgemeinde Seehausen, der andere als Chef der hansestädtischen Blauröcke, die vielleicht nicht zu jedem umgefallenen Baum mit ausrücken, aber für alle größeren Brand- und Hilfeeinsätze mit alarmiert werden, bei denen schlagkräftige Technik und Man-Power gefragt sind.

Insbesondere letztere ist es, die die Kameradinnen und Kameraden sowie den kommunalen Träger des Brandschutzes derzeit umtreiben. Bis auf ein paar Krankheitsfälle im halbwegs üblichen Ausmaß ist die Einsatzfähigkeit der Seehäuser Feuerwehr trotz Corona-Gefahr auch tagsüber mit knapp 20 Leuten so gesichert, wie das die Seehäuser und die Einwohner der Umlandorte eigentlich gewöhnt sind. Aber das hochinfektiöse Virus kann da bekanntlich schnell einen Strich durch die Rechnung machen.

So, wie die Verbandsgemeinde diverse Vorsichtsmaßnahmen für die Kernverwaltung und die Kinderbetreuung von der üblichen Hygiene bis zum wochenweisen, umschichtigen Einsatz angeschoben hat, um Rathaus und Tagesstätten nicht beim ersten Verdachtsfall wegen Quarantäne schließen zu müssen, genießen auch die Feuerwehren besondere Aufmerksamkeit. Der „Laden“ muss auf jeden Fall am Laufen gehalten werden.

Dazu gehört, dass Verbandsgemeindebürgermeister Rüdiger Kloth und Michael Märten eine Dienstanweisung unterzeichnet haben, in der noch einmal ausdrücklich auf die Gefahren durch COVID-19, auf die allgemeinen Hygienestandards und Meldepflichten hingewiesen wird. Demnach sind alle Dienstversammlungen, Ausbildungen und dergleichen ausgesetzt. Bei Verdachtsfällen in der Familie und im Kontaktkreis gilt generell ein Einsatzverbot, das derzeit vorsorglich auch schon bei Erkältungssymp­tomen greift. Reiserückkehrer sollen ihre Einsatzfähigkeit mit der Orts- und Verbandsgemeindewehrleitung abstimmen. Der unnötige Aufenthalt in den Feuerwehrdepots ist untersagt.

Ausnahme ist in Seehausen der Stadtwehrleiter, der auch hauptamtlicher Gerätewart der Verbandsgemeinde ist und darauf achtet, dass die Technik ihren Dienst tut. Ausnahmen sind auch Zusammenkünfte der Verbandsgemeidewehrleitung, um das weitere Vorgehen im Rahmen der Pandemie abzustimmen.

Zur Taktik in diesen Tagen gehören auch bestimmte Vorsichtsregeln bei Einsätzen, die vom Brand löschen über Unfälle bis zu Tragehilfen auf Anforderung durch Rettungsdienste reichen können. Dass der eigene Schutz dazu zählt, leuchtet ein. Allerdings sind auch bei den Wehren Einweghandschuhe und Schutzmasken nicht im Überfluss vorhanden. In dieser Woche konnten gerade einmal 25 neue Nasen- und Mundschutzmasken beschafft werden, die mit FFP3-Standard Viren und Bakterien zurückhalten. Die, so Märten, habe man auf die fünf Feuerwehren aufgeteilt, die auch zu Unfällen mit ausrücken, weil sie mit den entsprechenden Rettungsgerätschaften ausgestattet sind.

Außerdem sollen die Kameradinnen und Kameraden im Ernstfall nicht nur in den üblichen Trupps agieren, sondern den Kontakt unter den Einsatzeinheiten draußen und im Gerätehaus vermeiden, damit Quarantänefälle möglichst wenig Kräfte betreffen. Schmidt plädierte aus dem Grund sogar dafür, die Trupps von Gruppen- auf Staffelstärke, also von neun auf sechs Leute, zu verringern. Zumindest in Seehausen wären dafür vom Vorausrüstwagen bis zur Drehleiter auch genug Fahrzeuge vorhanden.

Den Einsatzprotokollen kommt derzeit eine besondere Bedeutung zu. Denn die vorbeugende Trennung von Gruppen oder Staffeln nützt im Fall der Fälle nur, wenn sie nachvollziehbar dokumentiert ist.