Vorsorglich mussten die Bürger den elbnahen Ort verlassen / Doch der Deichabschnitt hielt Für eine Nacht war Osterholz verwaist
Die Bürger aus Osterholz bangten um ihr Hab und Gut. Vor zehn Jahren herrschte im Ort nahe der Elbe Ausnahmezustand. Für eine Nacht war das Dorf verwaist. Dorothea Meier und ihr Sohn Arno erinnern sich.
Osterholz l Es ging um ihre Existenz: Die Nerven der in Deich-Nähe wohnenden Einwohner aus Osterholz wurden vor genau zehn Jahren arg strapaziert. Etwas südlicher, in der Tangerhütter Region, trat die Elbe bereits über die Ufer, überspülte benachbarte Wiesen und bahnte sich auch ihren Weg in die Ortschaften. Hält unser Deichabschnitt?, fragten sich die besorgten Bürger des kleinen elbnahen Orts, der damals zur Gemeinde Altenzaun, nach der Gebietsreform zur Gemeinde Hohenberg-Krusemark zählt.
Polizei ordnete an, die eigenen vier Wände zu verlassen
Arno Meier erinnert sich noch sehr genau an den Tag, an dem den Bürgern nahegelegt wurde, nicht nur ihr Hab und Gut zu sichern, sondern auch das Haus zu verlassen. "Die Polizei hatte Bescheid gegeben, dass alle raus müssen." Das war am Abend des 20. August 2002. Und so verließen nicht nur Arno Meier zusammen mit seiner Mutter Dorothea Meier ihr rund 300 Meter hinter dem Deich gelegenes Areal, sondern auch alle anderen Osterholzer. "Die Lage war schon recht dramatisch." Aber der Deich hielt dem Hochwasser stand. Die Tage haben sich dennoch fest eingeprägt. Dorothea Meier legte damals einen Ordner mit den Zeitungsartikeln an, die vom Einsatz der Bürger gegen das Hochwasser berichteten. Sie zeigt auf Fotos, auf denen sich Sandsäcke stapelnde Helfer wiederfinden. An der Seite von Bundeswehrsoldaten, Feuerwehrkameraden und Mitarbeitern des Technischen Hilfswerkes. "Der Weg zum Deich führt genau an unserem Grundstück vorbei", sagt Arno Meier und zeigt auf die Strecke direkt hinter ihrem Zaun, auf der an den Augusttagen vor zehn Jahren sämtliche Einsatzfahrzeuge gen Deich unterwegs waren.
Der 48-Jährige erinnert sich noch an in der Nähe landende Hubschrauber und an schlaflose Nächte. Speziell an die eine: "Ich kam am Abend vom Feld zurück, wo ich Stroh gepresst habe", blickt der damalige Mitarbeiter der Agrargenossenschaft Schwarzholz zurück. Dann schaute er nur kurz nach dem Rechten, um die Wohnung wieder zu verlassen. Es war der erwähnte 20. August. Für eine Nacht war das Dorf verwaist. "Wir wussten ja nicht, was kommt", war auch Dorothea Meier beunruhigt. "Die Gänse haben wir auf dem Hof gelassen."
Altenzauner Gemeindesaal als Aufbewahrungsort
Bereits einen Tag vor der Evakuierung machte sich Sohn Arno, der das Grundstück 1996 erwarb, an die Arbeit: Gegenstände vom Erdgeschoss hievte er nach oben, räumte die untersten Zimmer leer. "Einige Möbel habe ich auch auf Arbeit in Sicherheit gebracht." Diese lagerte er in der Garage der Agrargenossenschaft. Andere Osterholzer nutzten den von der Gemeinde angebotenen Saal in Altenzaun. Am 21. August atmeten die rund 30 Bürger aus Osterholz auf: Sie durften in ihre eigenen vier Wände zurück. Die Meiers, die sich für die eine Nacht bei Bekannten in Altenzaun einquartiert hatten, schauten die folgenden Tage noch skeptisch zum Deich. Der jedoch im Gegensatz zu anderen Abschnitten hielt. Osterholz blieb vom Hochwasser 2002 verschont.