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Osterburger Autorin veröffentlicht über 90 Gedichte Helga Albert: "Altwerden finde ich sehr interessant"

Von Astrid Mathis 18.06.2011, 06:32

Nein, dieses Buch ist kein plattdeutsches. Helga Albert aus Osterburg, Heimatfreundin und Mitglied im Club Altmärkischer Autoren, dazu leidenschaftliche Plattschnackerin, hat sich ausnahmsweise für Hochdeutsch entschieden. Mit ihrem Gedichtband "Herbstzeitlose" machte sich die 75-Jährige im April selbst das größte Geburtstagsgeschenk. Jetzt liegt ihre zweite Veröffentlichung endlich auf dem Ladentisch.

Osterburg. "Der Titel des Buches entspricht ein bisschen meiner Lebenssituation", gesteht die gebürtige Altmärkerin augenzwinkernd, "aber ich lebe und erlebe den Herbst bewusst." Das Herbstzeitlose hat es Helga Albert einfach angetan: "Sie wirft ihre Blätter ab, ehe der Sommer beginnt. Da ist längst noch nicht alles vorbei. - Altwerden ist sehr interessant."

Nach ihrem Erstlingswerk "Wind, Wulken und alltiet büttschen Glück" (ein Förderprojekt des Landesheimatbundes), in dem sie 2008 Geschichten auf Plattdeutsch verewigte, habe sich ein hochdeutsches Buch geradezu aufgedrängt. Immer wieder hatte die Autorin auf Veranstaltungen zu hören bekommen, dass ihre plattdeutschen Texte vorgelesen sehr schön seien, aber, sie im stillen Kämmerlein zu lesen, keine einfache Aufgabe wäre. Manfred Güßfeld, den sie im Heimatverein kennen lernte, hatte sie von Anfang an darin bestärkt, ihre Geschichten auf Plattdeutsch vorzutragen, zu ihren Gedichten sagte er das nicht. "Ich war oft bei ihm und fragte ihn nach seiner Meinung zu meinen Gedichten. Das war lange, bevor ich 1998 zum Club kam", erinnert sich die Osterburgerin. Die meisten waren tatsächlich auf Hochdeutsch verfasst.

Das erste Gedicht in "Herbstzeitlose" stammt aus dem Jahr 1995 und heißt "Der Kuss".

"Eva Strittmatter hat mich ermutigt, mich an diese Themen zu wagen", sagt Helga Albert. In ihren Gedichten spricht sie von persönlichen Befindlichkeiten, Liebe, Sehnsucht, Enttäuschung, Zu-sich-Finden und wandert stufenlos in die Natur. In dem Gedicht "Sehnsucht", so beschreibt die Autorin, mag mancher an den erwarteten Geliebten denken, in Wirklichkeit erwarte sie das Erwachen der Natur.

Unter den 90 Gedichten finden sich auch Verse, die Kindern gefallen, verspricht sie, zum Beispiel in "Igels Sorgen". Dort erzählt sie, wie ein kleiner Igel sein Winterquartier baut - im Blumengarten hinterm Eck. Natürlich hat sie schon viele Begegnungen mit Igeln erlebt. Helga Albert liebt schließlich die Natur. In Ziemendorf hinterm Arendsee geboren, sei das Beobachten der Natur seit jeher ein Hobby von ihr gewesen. Da war es nur eine Frage der Zeit, wann sie die Natur einmal in Haikus widerspiegeln würde. Den Anstoß dafür bekam sie in einer Lesung von Eckhard Erxleben vor zwei Jahren, in der er Haikus vortrug: Das sind Dreizeiler mit fünf, sieben und wieder fünf Silben. Flugzeuge am Abend haben sie zum Beispiel zu folgendem Text inspiriert: "Federwolkenspiel -/rosa verwischte Karos/am Abendhimmel."

Helga Albert kann aber auch anders. Nämlich so: "Der Badeanzug/knapp, über Brüsten und Po/schweifende Blicke." "Was Freches", kommentiert sie, "na ja, eigentlich nicht so frech." Eckhard Erxleben hat sie zu Haikus motiviert. Ein ganz typisches und lobenswertes ist für ihn: "Aprikosentraum,/fruchtig süß - in der Sonne/Torte mit Sahne." Um so mehr freut sich Helga Albert, dass der Schriftstellerkollege für sie das Vorwort schrieb.

Und sie plant schon ein neues Buch voller Kurzgeschichten. Ideen dafür sammelt sie auf ihren Radtouren mit ihrem Mann, denn da kann sie ihren Gedanken nachhängen. Ihr gefällt, am Ende eines Dorfes schon den Kirchturm des nächsten zu sehen. Sie mag den Arendsee mit seinen Büschen und Bäumen, auch wenn sie die Mosel und den Schwarzwald zu schätzen weiß. Oft liest sie historische Romane und Biographien, immer wieder gern Hermann Hesse. Am Ende des Tages sitzt sie vor ihrem Laptop, ein Geschenk zum 74. Geburtstag, und bringt ihre literarischen Einfälle zu Papier. Manchmal auf Plattdeutsch und manchmal eben auf Hochdeutsch.

"Herbstzeitlose" ist in der Osterburger "Bücherecke", in den Filialen von Anette Floum und bei Helga Albert persönlich erhältlich. Allen Wegbegleitern, die sie zum Schreiben ermutigt und inspiriert haben, möchte sie an dieser Stelle Dank sagen.